Gute 130 Kilometer liegen zwischen den zwei Welten, in denen Dominik Schmidt die vergangene Woche verbrachte. Zum einen war der Trainer des SV Atlas Delmenhorst natürlich damit beschäftigt, seine Mannschaft auf das anstehende Heimspiel in der Fußball-Oberliga gegen den SV Meppen II an diesem Sonnabend (14 Uhr) vorzubereiten. Zum anderen erlebte er hautnah mit, wie sich der Hamburger SV auf das Spitzenspiel der 2. Bundesliga beim 1. FC Kaiserslautern einstimmte. Als Teil seines Lehrgangs zum Erwerb der Trainer-B-Lizenz hospitiert Schmidt nämlich beim HSV-Coach Tim Walter. "Ich kenne ihn schon länger und schätze ihn sehr", betont der Atlas-Trainer.
In der Saison 2018/19 wurde Schmidt bei Holstein Kiel von Walter trainiert. "Seitdem ist der Kontakt nie abgerissen", sagt er. Walter gilt als schwieriger Charakter, wirkt in Interviews oft arrogant und genervt. Schmidt kennt ihn anders: "Am Spieltag ist er im Tunnel, deshalb kommt er vielleicht manchmal so rüber. Aber Tim Walter ist ein toller Mensch. Wir haben ein vertrautes Verhältnis. Er hat sich viel Zeit genommen, und ich konnte viele Fragen stellen." Überhaupt sei er beim HSV sehr gut aufgenommen worden und habe viele Eindrücke sammeln können. "Ich war beim Training dabei und habe auch die Trainingsvorbereitung und Trainingsnachbereitung mitgemacht. Das waren Einblicke, die mich enorm weiterbringen", betont Schmidt. "Natürlich kamen dabei auch viele Erinnerungen an meine Profizeit hoch."
Zu Gast beim Magdeburg-Spiel
Insgesamt viermal hospitiert er noch beim HSV-Training. Zudem ist er beim Heimspiel der Hamburger gegen den 1. FC Magdeburg am 4. November zu Gast. "Teil der B-Lizenz ist auch eine Spielbeobachtung", sagt Schmidt und fügt hinzu: "Auch wenn der Trainerlehrgang vorbei ist, möchte ich den Kontakt halten, um weiter dazuzulernen. Ich merke, dass mir das viel bringt."
Während der HSV am Sonnabend im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern antritt, erwartet Schmidts Team eine deutlich kleinere Kulisse im heimischen Stadion an der Düsternortstraße. Der SV Meppen ist zwar ein durchaus attraktiver Gegner, doch Atlas trifft eben nur auf die Reserve des Regionalligisten. Meppen II steht als Aufsteiger mit 17 Punkten aus zwölf Partien auf dem neunten Rang und ist gleichauf mit dem Achten Atlas. "Die Meppener schlagen sich gut. Wir müssen hellwach sein und die Aufgabe annehmen", betont Schmidt. Der Atlas-Coach sah den jüngsten 3:2-Erfolg der Regionalliga-Reserve bei Eintracht Celle. Die Delmenhorster verloren vor zwei Wochen mit 0:1 in Celle. "Man hat gesehen, dass Meppen in der Offensive sehr schnell umschaltet", berichtet Schmidt. Dagegen habe er im defensiven Umschalten Schwächen wahrgenommen.
Stütz-Ausfall wiegt schwer
Mit Martin Raming-Freesen (sieben Saisontreffer) verfügen die Meppener über einen echten Torjäger. So jemand fehlt dem SV Atlas bislang. Beim jüngsten 4:1-Erfolg über den VfL Oldenburg II konnten die beiden Stürmer Justin Dähnenkamp und Leonit Basha durch ihre Treffer immerhin Selbstvertrauen tanken. Die Personallage hat sich zudem etwas entspannt. Shamsu Mansaray und Mustafa Azadzoy, die gegen Oldenburg erkrankt fehlten, sind wieder dabei. Allerdings muss der gelbgesperrte Florian Stütz pausieren. Er zeigte im defensiven Mittelfeld zuletzt starke Leistungen. "Ihn zu ersetzen ist nicht einfach. Eventuell werden wir das System etwas umstellen", sagt Schmidt.
Fünf Spiele der Hinrunde stehen für Atlas noch aus, und der Trainer hofft auf einen Positivlauf. "Es sind fünf machbare Aufgaben, sofern wir sie richtig angehen. Wenn wir oben rankommen wollen, müssen wir jetzt konstanter werden und eine Serie hinlegen", fordert Schmidt. Damit das klappt, setzt der Atlas-Coach auf einen Motivationstrick. Insgesamt sieben Partien bestreitet sein Team in diesem Jahr noch, "und für jeden Sieg gibt es einen Tag länger frei in der Winterpause", sagt Schmidt.
Für ihn wäre das als Spieler ein zusätzlicher Ansporn gewesen. "Für uns als Profis ging es dabei natürlich auch darum, dass man etwas länger mit der Familie in den Urlaub fahren konnte", erzählt der Ex-Profi, der für Werder Bremen, Eintracht Frankfurt, Preußen Münster, Holstein Kiel und den MSV Duisburg auflief. Da sind sie wieder, die zwei Fußballwelten, die Dominik Schmidt bestens kennt. Bei Atlas gehen die Spieler zusätzlich arbeiten, somit ist es mit dem Wegfliegen nicht so einfach. Schmidt: "Aber auch ihnen tun zusätzliche freie Tage natürlich gut. Dann haben sie mehr Zeit, die sie mit der Familie oder Freunden verbringen können."