Es klingt wie eine Selbstverständlichkeit, doch das war sie für Florian Urbainski lange Zeit nicht. "Jetzt stelle ich meine Gesundheit über den Fußball, das habe ich früher nicht getan", sagt der Co-Trainer des Oberligisten SV Atlas Delmenhorst. Als er noch selbst im Tor stand, hat der heute 35-Jährige oft auf die Zähne gebissen und auch gespielt, wenn mal was wehtat. Zu seiner aktiven Zeit traten dann auch erstmals hartnäckige Rückenprobleme auf. "Ein Bandscheibenring ist gerissen, die Wirbel haben dadurch direkt aufeinander gehauen. Die Verletzung kam durch das Torwartspiel", schildert Urbainski. Lange quälte er sich mit den Rückenschmerzen herum, nun half nur noch eine Operation. "Der untere Rücken musste versteift werden", sagt der Ex-Torwart. Am vergangenen Dienstag, 17. Dezember, kam der Delmenhorster unters Messer. Den Eingriff hat er gut überstanden.
"Es geht mir schon wieder ganz gut. Ein paar Tage muss ich in der Klinik bleiben, rechtzeitig vor Weihnachten darf ich aber nach Hause", berichtet Urbainski, den bei Atlas alle nur "Benno" nennen. Sofort wieder auf dem Trainingsplatz und an der Seitenlinie stehen kann der Assistent von Key Riebau allerdings nicht. Er rechnet mit einer Pause von etwa sechs Wochen. Wie sein Fehlen beim SV Atlas aufgefangen wird, ist noch zu klären. "Key braucht natürlich Unterstützung auf dem Platz, und ich gehe davon aus, dass 'Benno' bis Ende Februar raus ist. Wir wollen keinen komplett Externen dazu holen und werden eine interne Lösung finden. Wer es macht, wissen wir jetzt aber noch nicht genau", sagt Sportvorstand Bastian Fuhrken. Einbringen will sich Urbainski trotzdem weiterhin. "Ich werde hinter den Kulissen etwas machen und Aufgaben übernehmen, zum Beispiel in der Analyse", sagt er.
Probleme im Alltag
Die Atlas-Legende hatte gehofft, die Rückenprobleme erst einmal ohne Operation in den Griff zu bekommen. "Wir haben es konservativ versucht. Man wollte den Rücken in meinem jungen Alter noch nicht versteifen. Irgendwann waren die Schmerzen im Alltag aber nicht mehr erträglich. Mit Physiotherapie hätte ich höchstens noch ein weiteres Jahr rausholen könne, sagte der Arzt. Da wollte ich mich nicht weiter quälen und habe den Eingriff jetzt machen lassen", schildert Urbainski.
2022 beendete der Torwart seine aktive Laufbahn. "Die Rückenverletzung war der Hauptgrund dafür, dass ich aufgehört habe", sagt Urbainski. Zum Abschied stand er noch einmal 55 Minuten lang im Atlas-Tor beim 4:1-Erfolg über die U21 des Hamburger SV in der Regionalliga-Meisterrunde. Durch ein Spalier seiner Mitspieler verließ er unter dem Jubel der Fans gerührt den Platz. Insgesamt sieben Jahre lang spielte Urbainski für die Blau-Gelben. 2019 gewann er den Niedersachsenpokal. Im Halbfinale gegen den 1. FC Wunstorf wurde er dabei zum Pokalhelden, als er im Elfmeterschießen drei Schüsse parierte und selbst traf. Beim DFB-Pokal-Spiel gegen die Profis von Werder Bremen (1:6) stand Urbainski in der Folgesaison vor 41.500 Zuschauern im Weserstadion zwischen den Pfosten. Es war eine ganz besondere Partie für den Torwart, denn er lief einst in der Jugend sowie in der zweiten und dritten Mannschaft der Grün-Weißen auf. Daneben war er auch für den VSK Osterholz-Scharmbeck und den FC Oberneuland aktiv.
Florian Urbainskis Herz aber gehört dem SV Atlas, das hat er schon mehrfach betont. Nach dem Karriereende war für ihn klar, dass er bei den Blau-Gelben bleibt. Er wurde zunächst Torwart-Trainer und dann Co-Trainer. Sobald es sein Rücken wieder erlaube, werde er wieder alles für Atlas geben, betont Urbainski. Nur im Tor wird man ihn ganz sicher nicht mehr sehen. "Das geht nach der Operation nicht mehr", sagt er und fügt hinzu: "Ein bisschen kicken werde ich bei Gelegenheit hoffentlich noch können, dann aber nur im Feld."