Key Riebau ist ein Trainer, der das große Ganze sieht. Er will den sportlichen Erfolg, aber auch die Fans mitnehmen. Seit der Winterpause legt sich der Coach des Fußball-Oberligisten SV Atlas Delmenhorst mächtig ins Zeug und ruft immer wieder zum Stadionbesuch auf. 1000 Zuschauer sollten es werden, dieses Ziel wurde in den zurückliegenden Heimspielen gegen den Heeslinger SC (2:0) und Arminia Hannover (2:1) jeweils nur ganz knapp verfehlt. Nun empfängt Atlas an diesem Sonntag den TuS Bersenbrück im Stadion an der Düsternortstraße (15 Uhr), und Riebau legt die Latte noch etwas höher: "Ich hoffe und glaube, dass 1200 Zuschauer kommen. Wir sind Tabellenführer, das ist ein echtes Spitzenspiel, und Delmenhorst strahlt wieder blau-gelb."
Die Spitzenposition eroberte Atlas durch den 1:0-Erfolg im Nachholspiel bei Germania Egestorf-Langreder am Mittwochabend. Damit vollendeten die Blau-Gelben ihren Triumphzug vom unteren Ende der Tabelle bis ganz nach oben. Als Riebau Ende Oktober auf den Trainerstuhl zurückkehrte, waren die Delmenhorster Letzter. Seitdem haben sie nach 12 Siegen, einem Unentschieden und einer Niederlage aus den zurückliegenden 14 Partien das gesamte Feld überholt. "Das ist unfassbar. Ich freue mich, dass die Jungs als Team so sind, wie sie sind", jubelte Riebau nach dem Erfolg in Barsinghausen.
Die neue Rolle als Gejagter
Inzwischen ist der Atlas-Coach zu seiner bekannten Sachlichkeit zurückgekehrt. Er fühle sich als Tabellenführer nicht anders als vorher, betont Riebau. "Wir bleiben fokussiert." Ein bisschen gespannt sei er aber schon, wie die Mannschaft auf die neue Situation reagiere, gibt er dann doch zu. "Wir sind plötzlich nicht mehr der Jäger, sondern der Gejagte. Mal sehen, was das mit den Jungs macht." Riebau ist sich ziemlich sicher, dass seine Mannschaft auch damit gut umgeht. Schließlich präsentiert sich Atlas seit Monaten extrem stabil. "Wir brauchen nicht immer einen Sahnetag, um zu gewinnen. Gegen Egestorf hatte die Mannschaft extrem gute Laufwerte, das war sehr erfreulich. So viel schuften mussten wir zuletzt gegen Spelle-Venhaus." Ende November gewann Atlas mit 2:0 beim SC Spelle-Venhaus und legte auch dort sehr viele Kilometer zurück.
"Die Mannschaft ist fit", hält Riebau fest. Eine Tatsache, die insbesondere in der laufenden englischen Woche von Bedeutung ist. Nach dem 3:0 beim VfL Oldenburg und dem 1:0 bei Egestorf-Langreder ist das Duell gegen Bersenbrück das dritte Spiel innerhalb von sieben Tagen. Somit ging es nun in erster Linie um Regeneration, die Atlas-Mannschaft besuchte etwa zusammen die Grafttherme. "Wir müssen die fitten Jungs jetzt zusammenhalten", betont Riebau.
Personell sieht es genauso aus wie am Mittwoch. Tobias Fagerström, Josip Tomic und Lamine Diop fallen mit Muskelverletzungen weiterhin aus. Rechtsverteidiger Linus Urban, der in Barsinghausen zur Belastungssteuerung anfangs auf der Bank saß, hat laut Riebau gute Chancen, in die Startelf zurückzukehren. Die Atlas-Abwehr soll in gewohnter Besetzung wieder die Basis für erfolgreichen Fußball bilden. Nachdem die Delmenhorster gegen Arminia Hannover nach 604 Minuten erstmals wieder ein Gegentor kassiert hatten, stand in den jüngsten beiden Begegnungen wieder die Null.
Offensivstarker Gegner
Gegen Bersenbrück dürfte reichlich Arbeit auf die blau-gelbe Wand zukommen, denn der Gegner aus dem Kreis Osnabrück ist für seine Torgefahr bekannt. Das Hinspiel verlor Atlas mit 0:2. "An einem guten Tag kann Bersenbrück jeden schlagen. An ihren 49 erzielten Toren sieht man, dass sie sehr offensivstark sind. Allerdings vernachlässigen sie die Defensive manchmal etwas", sagt Riebau. Insbesondere Jules Reimerink und Marcos Alvarez gelte es, im Auge zu behalten. Bersenbrücks Bilanz seit der Winterpause fällt mit sieben Punkten aus vier Partien eher durchwachsen aus. Die Mannschaft von Trainer Andy Steinmann liegt als Tabellenvierter aktuell vier Zähler hinter Atlas und hat bereits ein Spiel mehr bestritten als die Delmenhorster. Wollen sie noch einmal herankommen, stehen die Bersenbrücker also bereits unter Zugzwang.
Die Route zum Düsternorter Stadion können sie übrigens direkt gespeichert lassen, denn 15 Tage nach dem Ligaspiel gastiert Bersenbrück am Ostermontag zum Niedersachsenpokal-Halbfinale erneut in Delmenhorst. Key Riebau will davon allerdings noch nichts wissen. "Ich denke gar nicht an den Pokal, sondern nur an das Ligaspiel", betont der Coach. Ein Thema dürfte das Pokalduell am Sonntag trotzdem sein, zumal im Stadion Karten für das Halbfinale verkauft werden.