Zu bejubeln hatten die Spieler des SV Atlas Delmenhorst auf dem Fußballplatz in jüngster Zeit sehr wenig. Die kleinen Erfolgserlebnisse, die für eine gute Stimmung im Team so wichtig sind, holten sie sich nun in einer anderen Sportart: Beim Mannschaftsabend am Dienstag spielten sie Bowling. "Es ging einfach darum, Spaß zu haben und den Kopf freizubekommen", sagt Trainer Key Riebau. Ein nachvollziehbarer Gedanke, denn der Druck kommt von ganz alleine. Egal wie man es dreht, das Regionalliga-Heimspiel gegen den BSV Rehden an diesem Sonnabend (15 Uhr) ist für Atlas richtungsweisend. Nach vier Niederlagen in Folge und dem Abrutschen auf einen Abstiegsplatz ist es nicht weniger als ein Schicksalsspiel gegen einen direkten Konkurrenten.
"Die Anspannung ist da. Ich weiß, welchen Wert das Spiel für alle hat, die dem Verein verbunden sind", sagt Riebau. Und Sportchef Bastian Fuhrken betont: "Es gibt in einer Saison immer mal wichtige Spiele, und jetzt gerade ist das Spiel gegen Rehden für uns das wichtigste." Ein Blick auf die Tabelle unterstreicht die Aussage: Atlas ist 16. mit 26 Zählern, Rehden liegt punktgleich auf Rang 14, hat eine bessere Tordifferenz und zwei Partien weniger absolviert als die Delmenhorster. Wer dann noch auf den Spielplan schaut und sieht, dass für die Blau-Gelben nach dem Kellerduell ein schwieriges Auswärtsspiel bei Weiche Flensburg und eine Heimpartie gegen den Spitzenreiter VfB Lübeck folgen, dem wird klar: Ein Heimsieg gegen Rehden ist fast schon Pflicht, ansonsten wird es sehr ungemütlich.
Kein Risiko bei Volkmer
Aktuell hat Coach Riebau die volle Rückendeckung des Vorstandes. In der Atlas-Führungsriege wissen sie, dass die eklatanten Abwehrprobleme zu einem großen Teil im Verletzungspech begründet sind. Auch gegen Rehden muss Riebau wieder versuchen, fast ohne gelernte Abwehrspieler eine sattelfeste Defensive zu bilden. Beim neuen Abwehrchef und Kapitän Dominic Volkmer wollen die Delmenhorster nach dessen Muskelfaserriss auf keinen Fall ein Risiko eingehen. Gut möglich, dass es auch für einen Einsatz am Sonnabend noch nicht reicht. Mit Kristian Taag, der erneut am Knie operiert werden muss, und dem verletzten Leo Weichert fallen zwei weitere Innenverteidiger noch lange aus.
Flügelstürmer Ousman Touray verletzte sich bei der jüngsten 2:7-Klatsche gegen Teutonia Ottensen immerhin nicht so schlimm wie befürchtet. Seine Beckenprellung verheilt gut. Bei Mittelfeldspieler Willem Hoffrogge, der gegen Ottensen angeschlagen vom Feld musste, stehen die Chancen auf einen Einsatz dagegen gut. Offensivmann Mustafa Azadzoy kehrte nach Knieproblemen voraussichtlich in den Kader zurück.
Mit den verbliebenen Spielern arbeitete Riebau im Training schwerpunktmäßig daran, die Fehler im Ballbesitz zu minimieren. "Für unsere Gegner war es zuletzt leicht. Sie haben uns spielen gelassen und sind dann durch Ballgewinne im richtigen Moment zum Erfolg gekommen", sagt der Atlas-Trainer. Zu oft habe sein Team den Ball leichtfertig hergeben. "Wir dürfen mit dem Ball nicht so viele Fehler produzieren", fordert Riebau.
Riebau erwartet aggressiven Gegner
Ein entscheidender Faktor gegen die körperlich robusten Rehdener, die sich im Hinspiel 1:1 von Atlas trennten, werden zudem die Zweikämpfe sein. "Wir können das Spiel nur über Emotionen und die Bereitschaft gewinnen. Wir brauchen Leidensfähigkeit im Spiel gegen den Ball und müssen unser Tor mit allem, was wir haben, verteidigen. Wenn wir in Umschaltmomente kommen, müssen wir diese ausnutzen", zählt Riebau auf. Rehden überzeuge durch Kompaktheit, eine hohe Laufbereitschaft und Aggressivität im Spiel. Kapitän und Innenverteidiger Pierre Becken sei der "Aggressive Leader" des Teams. Dazu ist im Offensivbereich laut Riebau einiges an individueller Qualität vorhanden.
Der Delmenhorster Co-Trainer Dominik Schmidt und Scout Benjamin Rabe waren am Mittwoch in Rehden und sahen eine starke Leistung des kommenden Gegners beim 1:1 gegen Werder Bremens U23. Zuvor hatte das Team von Trainer Kristian Arambasic in diesem Jahr 1:1 bei der U23 des FC St. Pauli gespielt und mit 1:2 bei der U23 von Holstein Kiel verloren. Seit fünf Partien wartet Rehden auf einen Sieg.
Beim SV Atlas sind es sogar schon sechs sieglose Spiele in Serie, darunter waren allerdings vier Auswärtspartien. Gegen Rehden setzt Riebau nun voll auf den Heimvorteil. "Unsere Heimbilanz ist absolut in Ordnung", betont der Atlas-Coach. In der Heimtabelle liegt sein Team auf Platz elf. Riebau: "Wir haben schon gezeigt, dass wir zu Hause über die nötige Qualität verfügen. Mit unseren Fans im Rücken können wir im eigenen Stadion viel erreichen."