Der SV Atlas Delmenhorst hat noch einmal alles mobilisiert. Am Donnerstagmorgen stellte der Fußball-Regionalligist ein Video ins Netz, in dem Mustafa Azadzoy, Nico Matern, Mattia Trianni und Co. die Fans mit eindringlichen Worten zum Stadionbesuch motivieren. Das erste Heimspiel der Saison an diesem Freitagabend gegen die U23 von Holstein Kiel (19 Uhr) soll zu einem Fußballfest werden, das haben sich alle vorgenommen. Die Voraussetzungen dafür sind auch sehr gut: Zum ersten Freitagsspiel des neu gegründeten SV Atlas im Delmenhorster Stadion dürften mehr als 1000 Zuschauer kommen, und mit einem Sieg könnten die Blau-Gelben sogar vorübergehend auf den ersten Tabellenplatz springen. "Wir wollen die Fans vom Anpfiff an mit hoher Intensität und Kampf dazu bringen, dass sie richtig mitgehen", gibt Atlas-Trainer Key Riebau als Marschroute aus.
Mit dem 1:1 im Auftaktspiel beim VfV 06 Borussia Hildesheim waren die Delmenhorster zufrieden, speziell in der zweiten Hälfte übernahmen die Gäste zunehmend die Kontrolle und verdienten sich den Punktgewinn. "Unsere Leistung war insgesamt gut, aber jetzt wollen wir auch nachlegen und unser erstes Heimspiel gewinnen", betont der Sportliche Leiter Bastian Fuhrken.
Erdogan wieder dabei
Eine negative Folge hatte das Hildesheim-Spiel allerdings auch für den SV Atlas: Kapitän Dominik Schmidt fehlt verletzt. Er verdrehte sich bereits in der Anfangsphase das Knie und musste ausgewechselt werden. Eine genaue Diagnose war noch nicht möglich, weil sein Knie angeschwollen ist (wir berichteten). Bis auf Weiteres fällt der Abwehrchef aber aus. "Wir sind guter Dinge, dass er uns nicht so lange fehlen wird", sagt Riebau. "Dass er gegen Kiel ausfällt, tut natürlich weh, aber wir müssen das Beste daraus machen. Ich glaube daran, dass wir das kompensieren können." In Hildesheim ersetzte Neuzugang Raoul Cissé den verletzten Kapitän und bildete fortan mit Leo Weichert die Innenverteidigung. Anfangs musste sich das unerfahrene Duo erst finden, doch mit zunehmender Spieldauer kamen die beiden Youngster immer besser zurecht.
Mit Efkan Erdogan steht zudem eine weitere Alternative für die Innenverteidigung wieder zur Verfügung. Gegen Hildesheim fehlte der gelernte Mittelfeldspieler noch angeschlagen. "Er ist wieder dabei und auch für die Innenverteidigung eingeplant", sagt Riebau und erinnert daran, dass Erdogan beim 0:0 im Test gegen den Berliner AK aus der Regionalliga Nordost seine Sache in der Abwehr gut gemacht habe.
Wie Schmidt verletzte sich auch Mattia Trianni beim Saisonauftakt, als er umknickte. Der Flügelstürmer, der das Atlas-Tor gegen Hildesheim erzielte, konnte in dieser Woche nicht mit der Mannschaft trainieren, könnte aber im Kader für das Kiel-Spiel stehen. "Das entscheiden wir kurzfristig", sagt Riebau. Gut möglich, dass der angeschlagene Trianni erst einmal auf der Bank Platz nimmt und sich als Joker bereithält. Im erwähnten Video des SV Atlas kündigt er zumindest schon einmal an, dass er unbedingt spielen möchte.
Zwei Holstein-Spieler gesperrt
Unbedingt spielen wollte auch Kerem Sari, doch der Abwehrspieler, der im Sommer vom SV Atlas in die U23 von Holstein Kiel wechselte, fehlt gesperrt. Bei der 0:4-Auftaktniederlage gegen die U21 des Hamburger SV bekam Sari die Gelb-Rote Karte. "Ein Spiel zu verpassen, ist immer bitter, aber gerade in Delmenhorst hätte ich schon sehr gerne mitgespielt", sagt Sari, der seinen Platzverweis zudem für unberechtigt hält. Ebenfalls gesperrt ist Kiels Mittelfeldspieler Samuel Lengle, der gegen den HSV Rot sah.
Dass sie auf einen geschwächten Gegner treffen, glauben die Atlas-Verantwortlichen allerdings nicht. "Die wollen doch jetzt etwas gutmachen", sagt Fuhrken. Und Riebau betont: "Das 0:4 gegen den HSV spiegelt das Spiel nicht richtig wider, so überlegen waren die Hamburger nicht, sie haben nur die Fehler des Gegners eiskalt bestraft. Kiel ist eine Mannschaft mit einer sehr interessanten Spielweise, die sehr hoch presst und sehr laufintensiv verteidigt. Bei Ballbesitz hat das Team eine gute Struktur."
In der Meisterrunde der vergangenen Saison spielten die Delmenhorster zu Hause 0:0 gegen den Holstein-Nachwuchs und verloren auswärts mit 0:1. Die Partien seien sehr intensiv gewesen, sagt Kiels Trainer Sebastian Gunkel und betont: "Ich gehe davon aus, dass es uns Delmenhorst erneut schwer machen wird. Für uns wird es darum gehen, mit dem Ball gute Lösungen zu finden, Kontrolle reinzubringen und dabei die Umschaltbewegungen des Gegners zu unterbinden." Ähnlich wie beim SV Atlas herrscht auch bei Holstein Vorfreude auf die Partie. "Das Flutlicht wird an sein, und sicherlich werden an diesem Freitagabend auch die Tribünen gut gefüllt sein, sodass ich eine gewisse Atmosphäre erwarte", wird Gunkel auf der Kieler Internetseite zitiert. Was die Atmosphäre angeht, dürfte der Holstein-Coach nicht enttäuscht werden. Nur auf das Flutlicht muss er verzichten.