Wenn man so will, betreibt der SV Atlas Delmenhorst gerade Vergangenheitsbewältigung. In der vergangenen Saison verspielte der Fußball-Oberligist den Relegationsplatz zwei vor allem in zwei Partien. Mit einem 1:2 beim VfL Oldenburg gaben die Blau-Gelben die Trümpfe im Aufstiegsrennen aus der Hand, ein 2:2 beim 1. FC Germania Egestorf-Langreder ließ die Regionalliga-Träume endgültig platzen. Zurück zur Gegenwart: Am vergangenen Sonntag gewann Atlas mit 3:0 beim VfL Oldenburg, und wohin geht es passenderweise als Nächstes? An diesem Mittwoch, 2. April, steht das Nachholspiel bei Germania Egestorf-Langreder im Barsinghäuser Stadion an der Ammerke auf dem Programm (19.30 Uhr).
Sollte auch dort ein Delmenhorster Sieg gelingen, wären die Enttäuschungen der Vorsaison endgültig abgehakt. Eigentlich sind sie das aber ohnehin schon, wenn es nach Stephan Ehlers geht. "Das letzte Spiel in Barsinghausen ist überhaupt kein Thema mehr in der Mannschaft. Auch vor der Partie beim VfL Oldenburg hat die letzte Saison keine Rolle gespielt. Wir schauen immer nach vorne", betont der Sportliche Leiter. "Von Spiel zu Spiel denken", das sagen sie beim SV Atlas schon seit Monaten. Es ist eine Floskel, doch mit dieser Marschroute fahren die Blau-Gelben gut. Seit acht Partien sind sie ungeschlagen. In den 13 Partien seit der Rückkehr von Key Riebau auf den Trainerstuhl holten die Delmenhorster stolze 34 Punkte. Diese beeindruckende Bilanz ließ sie auf den zweiten Platz klettern.
Bloß nicht nachlassen
"Natürlich können wir in Barsinghausen selbstbewusst auftreten", unterstreicht Ehlers. Dem Sportlichen Leiter ist aber auch klar, dass die schöne Serie schnell wertlos sein kann, wenn nicht weiter gepunktet wird. Atlas-Rivalen wie der SC Spelle-Venhaus oder der VfV 06 Hildesheim verspielten zuletzt durch Patzer ihre gute Ausgangssituation. "Man sieht, wie schnell das da oben gehen kann. Das wissen wir natürlich, und wir arbeiten hart, damit unser Punktepolster nicht wegschmilzt", versichert Ehlers.
Wer aufsteigen will, muss nicht nur hart arbeiten, sondern auch Widrigkeiten überwinden. Dass er dazu in der Lage ist, kann der SV Atlas in Barsinghausen beweisen. Eine rund zweieinhalbstündige Fahrt an einem Mittwoch stellt Amateurfußballer schließlich vor einige Probleme. Viele Atlas-Spieler eilen direkt von der Arbeit zum Treffpunkt. "Manche müssen sogar einen halben Tag Urlaub nehmen, um es zu schaffen. Andere müssen früher Feierabend machen", schildert Ehlers und fügt sogleich hinzu: "Die Umstände sind aber keine Ausrede. Wir dürfen uns nicht ablenken lassen."
Absage mit "Geschmäckle"
Ursprünglich sollten die Delmenhorster am Sonntag, 2. März, bei Egestorf-Langreder antreten, doch die Begegnung wurden wegen Unbespielbarkeit des Platzes abgesagt. Kurios: Am eigentlichen Spieltag gab Germania die Trennung von Trainer Antonios Agaoglou bekannt. "Die Spielabsage hatte schon etwas Geschmäckle, aber wir können nichts daran ändern", sagt Ehlers. Das Traineramt bei den Barsinghäusern übernahm Ex-Zweitliga-Profi Boris Besovic, und seine Bilanz kann sich sehen lassen. Auf ein 1:1 gegen Eintracht Celle folgten 1:0-Siege gegen Spelle-Venhaus und den SSV Vorsfelde. Das abstiegsbedrohte Team rückte auf Rang zwölf vor. In den drei Partien unter Besovic kassierte Germania nur einen Gegentreffer.
Atlas wiederum steht unter Riebau schon seit längerer Zeit für defensive Stabilität und stellt mit insgesamt 26 Gegentoren die beste Abwehr der Oberliga. Gibt es in Barsinghausen also eine Abwehrschlacht zu sehen? "Wir werden in allen Bereichen gefordert sein", glaubt Ehlers. "Wichtig wird sein, das schnelle Umschaltspiel von Egestorf zu unterbinden, um nicht in Konter zu laufen. Wir wollen hinten wieder gut stehen, vorne sind wir immer für ein paar gefährliche Aktionen gut." Eine Rückkehr von Marlo Siech in die Startelf würde die defensive Stabilität sicherlich erhöhen gegen einen unbequemen Gegner, der das Hinspiel in Delmenhorst mit 1:0 gewann. Ob der Innenverteidiger nach seiner schweren Fußprellung wieder auflaufen kann, entscheidet sich kurzfristig. Josip Tomic, Tobias Fagerström und Lamine Diop fallen weiterhin mit Muskelverletzungen aus. Wie schon gegen Oldenburg, könnten somit wieder nur 17 Akteure im Atlas-Kader stehen.