Herr Voigt, bei den Heimspielen des SV Atlas Delmenhorst sind Sie regelmäßig unter den Zuschauern. Wie kommt das?
Ralf Voigt: Das liegt daran, dass Atlas auch in der Regionalliga spielt. Ich wohne in Oldenburg, da ist es kein weiter Weg nach Delmenhorst. Ich bin auch regelmäßig in Jeddeloh und Emden, weil ich mir gerne anschaue, was in der Liga passiert. So kann ich mir ein Bild von den Mannschaften machen und weiß, was auf uns zukommt. Dazu interessiert mich auch, was drumherum passiert, also zum Beispiel wie viele Zuschauer da sind.
Und wie ist Ihr Eindruck vom SV Atlas?
Erst einmal finde ich es toll, dass es in Delmenhorst Regionalliga-Fußball gibt. Als ich früher in der Jugend des FC Hude gespielt habe, sind wir oft gegen Atlas angetreten. Daran habe ich viele schöne Erinnerungen. Außerdem mag ich es, wenn Stimmung im Stadion ist. Und das ist in Delmenhorst mit den Fans immer der Fall. Sportlich hat Atlas eine sehr gute Truppe, auch wenn die Mannschaft zuletzt ein paar Probleme hatte, genau wie wir.
In der Tabelle steht der Bremer SV aktuell auf Platz 16, während Atlas mit zwei Punkten mehr Rang zwölf belegt. Der Abstand zwischen beiden Teams ist also gering. Befindet sich der BSV schon auf Augenhöhe mit dem Nachbarn?
Nein, Atlas hat in der Regionalliga ein paar Jahre Vorsprung. Wir sind gerade erst aufgestiegen und haben strukturell noch viel Arbeit vor uns, aber wir sind auf einem guten Weg. Dazu kommt, dass Atlas in Delmenhorst ein Alleinstellungsmerkmal hat. Das hat der BSV in Bremen nicht.
Und was ist für den BSV im Derby am Sonntag ab 14 Uhr gegen Atlas sportlich möglich?
Wir gehen natürlich nicht ins Spiel und sagen, dass wir froh sind, wenn wir knapp verlieren. Wir wollen gegen Atlas gewinnen, das wollen wir aber auch gegen den VfB Lübeck und jeden anderen Gegner.
Vom Stadion am Panzenberg zum Delmenhorster Stadion sind es nur rund 15 Kilometer. Am Sonntag steigt also ein echtes Derby. Ist das Spiel für den BSV etwas Besonderes?
Ja, das ist ein besonderes Spiel. Die Jungs freuen sich schon sehr darauf. Am Panzenberg wird eine schöne Atmosphäre mit vielen Zuschauern herrschen. Das spornt die Spieler natürlich zusätzlich an.
Wenn es zwei Regionalligisten in unmittelbarer Nähe gibt, kommt man sich bei der Spielersuche sicherlich auch mal ins Gehege. Passiert das zwischen dem BSV und dem SV Atlas öfter?
Sicherlich haben wir manchmal die gleichen Wünsche, aber wir kommunizieren immer sehr gut miteinander. Zu Bastian Fuhrken (der Sportlicher Leiter des SV Atlas, Anm. d. Red.) habe ich ein super Verhältnis, mit ihm kann man immer sprechen. Atlas-Trainer Key Riebau kenne ich noch aus Oldenburg. Und mit Lars Möhlenbrock ist ja sogar mein Schwiegersohn für Atlas tätig (als SV-Atlas-Club-Manager, Anm. d. Red.). Das Verhältnis zwischen den Verantwortlichen der Vereine ist intakt. Vor dem, was sie in Delmenhorst aufgebaut haben, kann ich nur meinen Hut ziehen. Ich weiß, dass das harte Arbeit war.
Mit Sebastian Kmiec und Malte Seemann stehen zwei Spieler mit Atlas-Vergangenheit im BSV-Kader, die beide aber zuletzt nicht dabei waren. Kann einer von ihnen gegen den Ex-Klub spielen?
Es sieht so aus, dass beide leider nicht dabei sind. Sebastian Kmiec fällt verletzt für den Rest der Hinrunde aus, und Malte Seemann ist auch angeschlagen.
Der Bremer SV ist gut in die Saison gestartet, hat zuletzt aber drei Ligaspiele in Folge verloren. Wie ist die Stimmung im Team momentan?
In Lohne haben wir zuletzt zwar mit 0:1 verloren, hätten allerdings gewinnen müssen. Wir hatten die klar besseren Chancen, aber haben sie leider nicht genutzt. Das war sehr ärgerlich. Auch im Spiel davor gegen den FC St. Pauli II haben wir in der zweiten Halbzeit das Tor einfach nicht gemacht. Wir müssen das analysieren und schnell aus unseren Fehlern lernen. Zuletzt hatten wir etwas Pech. Bei den Siegen gegen Jeddeloh und in Drochtersen hatten wir dagegen etwas Glück. So etwas gleicht sich in einer Saison immer aus.
Sind Sie insgesamt mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden?
Ich bin jedenfalls nicht total unzufrieden. Es ging erst einmal darum, möglichst schnell in den Regionalliga-Modus reinzukommen. Das haben wir geschafft. Auch wenn wir knapp verloren haben, waren wir in den letzten beiden Spielen gegen Lohne und St. Pauli immer voll da. Das ist für mich das Entscheidende. Unser großes Ziel ist der Klassenerhalt, den wollen wir unbedingt erreichen.