Der Uwe-Seeler-Fußballpark ist ein Ort voller Geschichte. Früher war er bekannt als Sportschule Malente und gefürchtet bei mehreren Generationen von Nationalspielern. Zur Vorbereitung auf große Turniere zog sich das DFB-Team oft aufs schleswig-holsteinische Land zurück, wo die Spieler hart trainieren mussten und wenig Ablenkung fanden. Die WM-Titel von 1974 und 1990 werden unter anderem dem viel beschworenen "Geist von Malente" zugeschrieben. Der heutigen Spielergeneration ist die Sportschule mit Zimmern auf Drei-Sterne-Niveau offenbar nicht mehr zuzumuten, doch viel los ist dort immer noch. Sie ist die zentrale Bildungsstätte des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes, und deshalb weilte auch Dominik Schmidt in der vergangenen Woche in der kleinen Gemeinde in Ostholstein, die Teil der deutschen Fußballgeschichte geworden ist.
Der Trainer des Oberligisten SV Atlas Delmenhorst besuchte den Basiskurs für die Übungsleiter-C-Lizenz und wird in nächster Zeit noch öfter nach Malente fahren. Die C-Lizenz ist nämlich nur ein Zwischenschritt, Schmidt will die B-Lizenz erwerben. Wenn alles nach Plan läuft, legt der Ex-Profi die erforderlichen Prüfungen dafür im Januar oder Februar 2024 ab. Dass er Trainer-Lizenzen anstrebt, war für den früheren Bundesliga-Spieler schon länger klar, doch dann ging es mit der Karriere als Coach schneller als gedacht. Die vergangene Saison hatte Schmidt bei Atlas noch als Aktiver begonnen, anhaltende Knieprobleme zwangen ihn aber zum Karriereende. Er wurde Co-Trainer und sprang nach der Entlassung von Key Riebau im März dieses Jahres als Chefcoach ein.
"Das ist eine hohe Belastung"
Schmidt macht nun also beides auf einmal: Er holt sich das theoretische Rüstzeug in der Trainerausbildung und trainiert eine Mannschaft in der fünfthöchsten Spielklasse. "Natürlich ist das eine hohe Belastung gerade. Als Trainer muss ich mich auf die Trainingseinheiten und Spiele vorbereiten. Dazu kommen die Trainerkurse. Und privat ist gerade auch einiges los, weil meine Frau unser zweites Kind erwartet", erzählt der 36-Jährige, betont aber: "Der Zeitraum ist absehbar, das lässt sich alles regeln."
Schmidt hat auch in Niedersachsen und Bremen nach Trainerkursen geguckt, aber das Angebot in Schleswig-Holstein war für ihn am attraktivsten. "Ich habe schließlich auch fünf Jahre bei Holstein Kiel gespielt", betont er. In Schleswig-Holstein gibt es einen sogenannten Fast-Track-Kursus, der sich an Trainer richtet, die noch keine C-Lizenz besitzen. Wer bereits im Leistungsbereich tätig ist und viel Erfahrung als Spieler hat, kann diesen Weg gehen. Schmidt erfüllte als Ex-Profi und aktueller Oberliga-Coach die Anforderungen. Also stand für ihn nun der Basiskurs zur C-Lizenz an. Von Montag bis Donnerstag weilte er vergangene Woche in Malente, während in Delmenhorst sein Assistent Florian Urbainski die Einheiten leitete.
Belastungsprobe für das Knie
Weiter geht es mit der B-Lizenz-Ausbildung, die mehrere Präsenzphasen von drei bis vier Tagen umfasst. "Dazu gibt es auch Hausaufgaben. Man muss vieles vorbereiten und nachbereiten", schildert Schmidt. An einer Trainerlizenz hängt eben einiges dran, zum Beispiel ist auch ein Erste-Hilfe-Kursus verpflichtend. "Den mache ich in Kürze", sagt Schmidt. Die Präsenzphasen mit Übernachtung und Verpflegung im Uwe-Seeler-Fußballpark seien intensiv. Sie bestehen aus Theorie und Praxis. "Wir waren viel auf dem Platz und mussten viele Übungen mitmachen", erzählt Schmidt. Für den einstigen Abwehrspieler von Werder Bremen ist das durchaus eine Belastungsprobe, denn sein Knie schmerzt bei Anstrengung immer noch. "Das Knie schwillt dann irgendwann an, aber da muss ich jetzt durch", sagt Schmidt.
Die B-Lizenz will er unbedingt machen, auch wenn der Druck nach dem Abstieg des SV Atlas nicht mehr ganz so groß ist. In der Regionalliga müssen Trainer nämlich die A-Lizenz besitzen. Schmidt hätte dort nur mit einer Ausnahmegenehmigung arbeiten dürfen und hätte möglichst schnell die A-Lizenz erwerben müssen. In der Oberliga Niedersachsen sind die Regeln nicht so streng. Die B-Lizenz ist aktuell passend für Schmidt, denn sie ist ausgelegt für Männerteams bis zur fünften Liga. Und sie ist vom Aufwand her zwar anspruchsvoll, aber nebenher machbar.
Soll es danach weitergehen, wird es kompliziert, auch weil der Deutsche Fußball-Bund seine Trainerausbildung im vergangenen Jahr neu strukturiert hat. Die B+-Lizenz, A-Lizenz und A+-Lizenz können nur noch an der DFB-Akademie erworben werden. Die Plätze sind knapp, teuer und werden über ein Punktesystem vergeben. Daran gab es bereits reichlich Kritik, weil es speziell für Trainer aus dem Amateurbereich schwierig ist, genügend Punkte zu sammeln. Dominik Schmidt muss sich damit aber noch nicht befassen. Für den Atlas-Trainer geht es erst einmal darum, den B-Lizenz-Lehrgang erfolgreich zu beenden. Wenn das klappt, war die Sportschule Malente auch für ihn ein gutes Pflaster.