Der SV Atlas Delmenhorst hatte gerade mit 2:0 beim SSV Vorsfelde gewonnen, doch Trainer Dominik Schmidt wirkte trotzdem etwas geknickt. "Es könnte sein, dass wir den Sieg teuer erkauft haben", sagte er. Kurz vor Schluss hatte Kerem Sari nach einem Sprint plötzlich verletzt auf dem Kunstrasen gesessen und war ausgewechselt worden. Schmidt befürchtete einen Muskelfaserriss und einen wochenlangen Ausfall seines Stamm-Innenverteidigers, doch Sari selbst hat nun Entwarnung gegeben. "Am Anfang habe ich auch einen Schreck bekommen, aber die Untersuchungen haben zum Glück gezeigt, dass es nur eine Leistenzerrung ist", berichtet der 21-Jährige im Gespräch mit dem DELMENHORSTER KURIER.
Sari geht davon aus, dass er nur ein bis zwei Wochen ausfällt. "Ich muss natürlich gucken, wie der Muskel auf Belastungen reagiert. Ein Risiko werde ich nicht eingehen", betont er. Das anstehende Heimspiel gegen den Heeslinger SC am Sonnabend (15 Uhr) muss der Abwehrspieler wahrscheinlich als Zuschauer verfolgen. Ganz aufgeben will Sari die Hoffnung auf einen Einsatz aber noch nicht: "Vielleicht gibt es eine Wunderheilung", sagt er und lacht.
Atlas-Rückkehr war der richtige Schritt
Dass Sari doch nicht so schlimm verletzt ist wie befürchtet, passt zur aktuellen Lage. Nach fünf Siegen in Folge herrscht bei den Blau-Gelben Aufbruchstimmung. "Solch eine Erfolgsserie hatten wir lange nicht, und das waren ja auch keine knappen Spiele, sondern verdiente Siege", unterstreicht Sari und fügt hinzu: "Die Mannschaft hat eine tolle Entwicklung genommen." Vor Saisonbeginn kehrte der zweifache montenegrinische U21-Nationalspieler zum SV Atlas zurück. Sein Ex-Klub Holstein Kiel II mischt zwar momentan in der Regionalliga Nord ganz oben mit, doch für Sari ist klar, dass Wechsel nach Delmenhorst der richtige Schritt war: "Ich habe in dieser Saison bei Atlas schon viel gelernt und mich weiterentwickelt. Es war kein leichtes Jahr in Kiel mit vielen Verletzungen und wenigen Einsätzen. Jetzt bekomme ich das volle Vertrauen der Trainer und bin wieder bei 100 Prozent."
Lediglich drei Pflichtpartien hatte Sari in dem einen Jahr beim Kieler Zweitliga-Nachwuchs absolviert. Bei Atlas kommt er in dieser Saison bereits auf 19 Einsätze (zwei Tore), fast alle über die volle Distanz. "Ich konnte viele Minuten sammeln, das hat mir gutgetan", sagt der zweikampfstarke Innenverteidiger. Saris scharfe Pässe mit dem linken Fuß sind wichtig für den Spielaufbau, und zuletzt trat er auch offensiv gleich zweimal in Erscheinung. Beim 3:1 über Lupo-Martini Wolfsburg traf er im Anschluss an eine Ecke, nachdem er einige Minuten zuvor im eigenen Strafraum bereits auf der Linie gerettet hatte. Beim Sieg in Vorsfelde beförderte er den Ball im Gewühl mit der Fußspitze zu Phil Gysbers, der den Treffer zum 2:0 erzielte.
Böse Erinnerungen wurden wach
Der frühere Jugendspieler von Rot-Weiß Essen demonstrierte also mehrfach, wie wichtig er aktuell für den SV Atlas ist. Es kam nicht von ungefähr, dass Coach Schmidt der mögliche längerfristige Ausfall Saris derart frustrierte. Mit Marlo Siech (Innenbandanriss) fehlt zudem bereits ein Innenverteidiger für längere Zeit. Kurzzeitig wurden schon böse Erinnerungen wach an die vergangene Saison und den zweiten Teil der Hinrunde, als die Verletzungssorgen phasenweise riesengroß waren, ganz besonders in der Abwehr.
Saris Entwarnung sorgt nun erst einmal für Erleichterung. Mit Raoul Cissé harmonierte er zuletzt gut im Abwehrzentrum. In Person von Yuri Backhaus, der nach langer Verletzungspause wieder einsatzbereit ist, steht ein weiterer Innenverteidiger zur Verfügung. Auch Philipp Eggersglüß kann dort spielen. Backhaus oder Eggersglüß dürften Sari ersetzen, sofern er nicht doch noch bis zum Heeslingen-Spiel fit wird. Zuzutrauen wäre es dem ehrgeizigen "Mentalitätsmonster", wie Sportchef Bastian Fuhrken den 21-Jährigen gerne nennt. Sari hat mit dem SV Atlas jedenfalls noch einiges vor. Er betont: "Wenn wir so weiterspielen und möglichst alle gesund bleiben, können wir ganz sicher noch oben angreifen. Wir sind ein richtiges Team geworden."