So plötzlich, wie er aufgetaucht war, ist er auch wieder verschwunden. Gastspieler Kilian Senkbeil absolvierte am Sonnabend seine letzte Trainingseinheit als Gastspieler beim Fußball-Regionalligisten SV Atlas Delmenhorst. Zu einer Verpflichtung des Innenverteidigers, der einst beim FC Bayern München unter Vertrag stand, kommt es aller Voraussicht nach nicht. "Ich denke nicht, dass das noch passiert. Wir hatten aber auch von vornherein abgesprochen, dass er erst einmal nur bei uns mittrainiert, ohne irgendwelche Absichten von allen Beteiligten", sagte Bastian Fuhrken, der Sportliche Leiter des SV Atlas.
Senkbeil hatte sich kurz vor dem Trainingsauftakt der Delmenhorster am 9. Januar gemeldet und gefragt, ob er mitmachen könne. "Es hat für ihn einfach gut gepasst, denn die Familie seines Vaters ist in Bremen ansässig. Dort konnte er ein paar Wochen wohnen und bei uns mittrainieren, um fit zu werden. Ich denke nicht, dass es unbedingt sein Plan war, in der Regionalliga Nord zu spielen", schilderte Fuhrken.
Auf der Bank beim Rekordmeister
Senkbeil hat mit seinen 23 Jahren eine durchaus beeindruckende Vita vorzuweisen. In der Jugend wurde der Abwehrspieler bei RB Leipzig ausgebildet und bestritt insgesamt sieben Junioren-Länderspiele für den Deutschen Fußball-Bund. Beim Rekordmeister FC Bayern spielte Senkbeil für die zweite Mannschaft und gewann die Drittliga-Meisterschaft. Einmal gehörte er sogar in einem Pflichtspiel zum Profikader: Als Jamal Musiala, Thomas Müller, Alphonso Davies und Co. im Oktober 2020 den 1. FC Düren in der ersten Runde des DFB-Pokals mit 3:0 besiegten, saß Senkbeil auf der Bank, kam aber nicht zum Einsatz. Eine Karriere im Profifußball schien vorgezeichnet, doch im Sommer 2021 war der Innenverteidiger plötzlich vereinslos. Einige Monate später schloss er sich dem ZFC Meuselwitz in der Regionalliga Nordost an, wechselte dann nach Lettland zum FK Auda, mit dem er den Pokal gewann, und steht aktuell wieder ohne Klub da.
"Kilian muss jetzt gucken, wo er unterkommt. Die Transferphase läuft noch bis Ende Januar. Bis dahin muss er vielleicht noch bei anderen Vereinen vorstellig werden", sagte Fuhrken. Mit Senkbeils Leistungen im Training und im Testspiel gegen den Oberligisten TuS Bersenbrück (3:1) sei man beim SV Atlas zufrieden gewesen. Fuhrken: "Die rund zwei Wochen bei uns haben ihn sicher weitergebracht." Der Atlas-Sportchef war selbst überrascht, dass ihn ein Spieler wie Senkbeil anrief, weil er vertragslos ist und eine Trainingsmöglichkeit suchte. "Wir haben ihn gerne bei uns aufgenommen. Im Fußball weiß man nie, was passiert", sagte Fuhrken. "Dass es nun wohl zu keiner Zusammenarbeit kommt, ist aber nicht schlimm."
Volkmer weiter dabei
Eingeplant war Senkbeil beim SV Atlas schließlich nicht, aber dass in der Winterpause ein neuer Abwehrspieler kommen soll, steht schon länger fest. Dominic Volkmer trainiert weiterhin als Gastspieler mit. Auch bei der 1:4-Testspielpleite gegen den Oberligisten VfL Oldenburg stand der Innenverteidiger am Sonntag eine Halbzeit lang auf dem Platz. Fuhrken bezeichnete Volkmer von Anfang an als "Gastspieler mit der Option auf eine Verpflichtung". Dass der 26-Jährige immer noch dabei ist, dürfte ein gutes Zeichen sein. Vieles deutet auf eine Zusammenarbeit hin. Volkmer bestritt für Jahn Regensburg zwei Zweitliga-Partien und verfügt über viel Drittliga-Erfahrung. Bis zum Sommer stand er beim Drittligisten MSV Duisburg unter Vertrag. Da er eine langwierige Knieverletzung auskurieren musste, wurde sein Kontrakt dort nicht verlängert. Volkmer könnte mit seiner Erfahrung der erhoffte neue Abwehrchef beim SV Atlas werden.
Ansonsten sind beim aktuellen Tabellenzwölften der Regionalliga Nord keine weiteren Zugänge und auch keine Abgänge geplant. "Es sind noch ein paar Tage bis zum Transferschluss, und bis dahin kann immer noch etwas passieren. Momentan gehe ich aber nicht davon aus, dass sich bei uns etwas tut", sagte Fuhrken. Nach ihren langen Verletzungspausen werden Kristian Taag und Philipp Eggersglüß derzeit an die Mannschaft herangeführt. Wenn beide wieder fit sind, sind sie fast wie Neuzugänge anzusehen. "Wir gehen es aber behutsam an. Sie hatten Knieverletzungen, da müssen wir gerade auf Kunstrasen vorsichtig sein", betonte Fuhrken.
Die jüngste Testspielpleite beim VfL Oldenburg spielt für die Personalplanungen übrigens keine Rolle. "Natürlich war das Spiel nicht schön, und so darf sich die Mannschaft nicht präsentieren, aber wir werden deshalb jetzt keine neuen Spieler verpflichten. Das Trainerteam wird das Spiel aufarbeiten und seine Schlüsse daraus ziehen", betonte Fuhrken. Der Blick auf die vergangenen Jahre hilft dem Sportchef dabei, die 1:4-Niederlage einzuordnen: "Wir hatten immer wieder mal solch ein Testspiel dabei. Vor der Saison lagen wir gegen den VfL Oldenburg auch schon mit 0:3 hinten, haben dann aber noch mit 4:3 gewonnen."