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Fußball-Oberliga Was Atlas Delmenhorst aus dem Pokalspiel in die Liga mitnehmen kann

Viele Spieler des SV Atlas Delmenhorst haben gegen St. Pauli das wohl größte Spiel ihrer Laufbahn bestritten. Trainer Dominik Schmidt glaubt, dass sie dadurch Selbstvertrauen für die Liga gewonnen haben.
15.08.2023, 18:00 Uhr
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Was Atlas Delmenhorst aus dem Pokalspiel in die Liga mitnehmen kann
Von Christoph Bähr

4999 Zuschauer, ein Gegner auf Topniveau, bundesweite Aufmerksamkeit, eine Live-Übertragung im TV – all das müssen die Fußballer des SV Atlas Delmenhorst nun möglichst schnell verarbeiten. Viele von ihnen haben im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten FC St. Pauli (0:5) das wohl größte Spiel ihrer Laufbahn bestritten, doch in Kürze geht der Alltag in der Oberliga Niedersachsen weiter. "Die Fallhöhe ist groß. Man muss den Fokus jetzt schnell wieder auf die Liga legen", betont Atlas-Vorstandsmitglied Stefan Keller. 

Das St. Pauli-Spiel abzuhaken, ist gar nicht so einfach. Es gab danach noch viel Lob für die Organisation, aber auch Diskussionen um rechtsextreme Zuschauer im Stadion. Außerdem sehen die Spieler auf dem Stadiongelände immer noch die Überbleibsel des Großereignisses. Bis Mittwoch wird der Abbau noch dauern. "Es ist ein Abbau und ein Aufbau zugleich", schildert Keller. Die normalen Werbebanden mussten abmontiert und durch die vom Deutschen Fußball-Band bereitgestellten Banden ersetzt werden. Aktuell wird das Delmenhorster Stadion wieder in seinen Normalzustand versetzt, gleiches gilt für die Mannschaft. Ganz vergessen sollen die Spieler dieses besondere Spiel aber nicht, wenn es nach Trainer Dominik Schmidt geht: "Wir müssen den Schwung und das Selbstvertrauen mitnehmen in die Liga."

Die Delmenhorster haben zwar 0:5 verloren, doch sie haben sich gegen ein Zweitliga-Topteam sehr gut verkauft. Bis zur 59. Minute stand es nur 1:0 für den großen Favoriten. "St. Pauli war der verdiente Sieger, aber wir haben gezeigt, dass wir auch Fußball spielen können und dass in der Liga etwas gehen kann. Vor der Saison sind 16 neue Spieler gekommen, das muss sich alles erst finden, doch wir sind auf dem richtigen Weg", sagt Schmidt.

Stammelf zeichnet sich ab

Eine Stammelf scheint der Atlas-Coach fürs Erste auch gefunden zu haben. Gegen St. Pauli schickte er exakt die elf Spieler auf den Platz, die beim Ligaauftakt gegen den VfV Hildesheim einen überzeugenden 2:0-Sieg eingefahren hatten. Im Tor hat Damian Schobert sich den Platz als Nummer eins vorerst gesichert. Trotz seines Eigentors hielt er gegen St. Pauli stark. "Dass er zum ,Man of the Match' gewählt wurde, war absolut verdient", unterstreicht Schmidt.

Die Innenverteidigung mit Kerem Sari und Raoul Cissé machte ihre Sache lange Zeit gut. Dass gegen einen übermächtigen Gegner irgendwann Fehler passieren, war zu erwarten. Sari war am Eigentor beteiligt, dann verursachte er den Elfmeter, der zum 0:4 führte, und sah die Gelb-Rote Karte. Gesperrt ist der Abwehrspieler deswegen für die Oberliga nicht, die Ein-Spiel-Sperre gilt nur für den DFB-Pokal. Auf der rechten Abwehrseite hat sich Zugang Nicolas Fenski mit sehr soliden Leistungen positiv hervorgetan. Links hat sich Philipp Eggert festgespielt.

Im defensiven Mittelfeld überzeugte Florian Stütz gegen St. Pauli und erzielte sogar fast ein Tor. Der Platz neben ihm ist erst einmal an Philipp Eggersglüß vergeben. Die Spielmacherposition bekleidet Kapitän Mustafa Azadzoy, hat mit Tom Trebin aber einen starken Konkurrenten. Die größte Waffe im Delmenhorster Offensivspiel sind die Flügelstürmer. Sogar gegen St. Pauli war in einigen wenigen Szenen zu sehen, dass Ousman Touray und Shamsu Mansaray einen Gegner mit ihrer Schnelligkeit vor große Probleme stellen können. Mansaray hatte zwei gute Chancen, nutzte sie aber nicht. Im Sturmzentrum hat momentan Phil Gysbers die Nase vorn, doch Leonit Basha drängt auf mehr Einsatzzeiten. Hätte er nach seiner Einwechslung gegen St. Pauli die größte Atlas-Chance der Partie genutzt, hätte Basha sich zusätzlich empfehlen können, doch er scheiterte freistehend an Torwart Sascha Burchert.

Rotenburg-Spiel verlegt

Dominik Schmidt blickt optimistisch auf die kommenden Wochen. "Natürlich war nach dem Spiel die Enttäuschung über die Niederlage da, aber insgesamt ist die Stimmung sehr gut. Ich bin positiv gestimmt für die nächsten Aufgaben", betont der Atlas-Trainer. Er muss es nun schaffen, dass sein Team genauso motiviert ins nächste Liga-Heimspiel gegen den TuS Bersenbrück am Sonnabend (15 Uhr) geht wie in das Highlight-Spiel gegen St. Pauli. Anschließend wartet beim Vizemeister Lupo-Martini Wolfsburg am 27. August die nächste schwierige Aufgabe. Danach folgt das Pokalspiel im heimischen Stadion gegen den Rotenburger SV, das auf Mittwoch, 30. August, verlegt wurde (18 Uhr).

Die Lage beim kommenden Gegner Bersenbrück ist übrigens ganz ähnlich wie beim SV Atlas. Das Team verlor gerade im DFB-Pokal vor 15.446 Zuschauern in Osnabrück gegen den Bundesligisten Borussia Mönchengladbach mit 0:7. Auf seiner Webseite schreibt der Niedersachsenpokal-Sieger vom "Spiel des Jahrzehnts", nun müssen sie auch in Bersenbrück wieder den Schritt in den Alltag schaffen. Wenn es nach Stefan Keller geht, sollte es ihnen aber recht leicht fallen. "Gegen Atlas ist doch jeder besonders motiviert", sagt er.

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Finanzielles Ergebnis noch nicht bekannt

Für die kleineren Vereine ist der DFB-Pokal ein Riesenerlebnis, aber eben nicht nur das: Er ist auch eine wichtige Einnahmequelle. Was das Spiel gegen St. Pauli für den SV Atlas Delmenhorst finanziell bedeutet, lasse sich noch nicht sagen, erklärt Vorstandsmitglied Stefan Keller. "Wir haben kein Computer-Kassensystem und müssen erst einmal alles in Ruhe zusammenrechnen."

Das Delmenhorster Stadion herzurichten kostete Atlas einiges, zum Beispiel wurden Podeste für die Kameras aufgestellt, ein VIP-Bereich eingerichtet und ein Stromgenerator gemietet. Das Personal, darunter die vielen Ordner, musste bezahlt werden. Die Zuschauereinnahmen werden mit dem Gegner geteilt, zehn Prozent gehen zudem an den Deutschen Fußball-Bund. Mit der Veranstaltung an sich werde Atlas wohl nicht viel Gewinn machen, sagt Keller. Insgesamt dürfte für den Verein aber etwas übrig bleiben. Für jeden Klub, der an der ersten Pokalrunde teilnahm, gibt es schließlich eine Prämie von 215.600 Euro. 25 Prozent davon fließen allerdings in den Solidaritätstopf des Niedersächsischen Fußballverbandes.

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