Es war ein schwieriger Sommer für Werder Bremen auf dem Transfermarkt, aber kurz vor Ende der Wechselperiode wurde die Mannschaft durch die Verpflichtungen von Marvin Ducksch und Mitchell Weiser sehr sinnvoll verstärkt. Gerade auf der Außenverteidigerposition hatte Werder eine Baustelle, die ist nun durch Weiser geschlossen, der zudem auch offensiver eingesetzt werden kann. Ducksch kann in Bremen gut funktionieren, wie er bereits im ersten Spiel gezeigt hat – auch wegen der Verbindung zu seinem früheren Trainer Markus Anfang. Beide Seiten wissen, was sie aneinander haben und waren auch zu gemeinsamen Zeiten in Kiel schon erfolgreich.

Oliver Reck schreibt als Kolumnist für den WESER-KURIER.
Die zweite große Baustelle im Team wurde aber nicht behoben, nämlich das defensive Mittelfeld. Mit den Verkäufen von Maxi Eggestein und Kevin Möhwald hat Werder hier weitere Qualität verloren. Ich persönlich habe Möhwald immer gerne im Mittelfeld gesehen, weil er sich nicht versteckte und Akzente setzen wollte. Der neue Mann Nicolai Rapp kann dort zwar auch spielen, muss aber erst einmal konstant seine Leistung abliefern, um die entstandenen Lücken stopfen zu können.
In der Abwehr ist Werder sicher nicht unterbesetzt, hier gibt es vor allem bei den Innenverteidigern eine gute Auswahl. Wobei man zumindest mal davon ausgehen muss, dass Ömer Toprak wegen einiger Blessuren nicht alle Spiele machen wird. Deshalb ist es gut, hier weitere Spieler mit hoher Qualität zu haben. Auch wenn Werder sicher den einen oder anderen Abwehrspieler noch abgeben wollte, was dann nicht geklappt hat – der Trainer wird nun froh sein, diese Auswahl zu haben.
Eine zentrale Frage für den weiteren Saisonverlauf ist für mich, wann und wie stark Leonardo Bittencourt nach seiner Verletzung zurückkommt. Eigentlich ist er von seinem Potenzial her ein guter Bundesligaspieler, das müsste er jetzt auch in der zweiten Liga unter Beweis stellen. Er war lange draußen wegen seiner Verletzung, aber wenn er fit ist, könnte er den Unterschied ausmachen, ob Werder wirklich in dieser Liga ganz oben angreifen kann.
Bittencourt würde genau die Flexibilität in die Offensive einbringen, die Bremen unbedingt braucht. Einerseits hat er zwar noch nie mit Ducksch gespielt, sie müssten sich auf dem Feld also erst finden. Andererseits glaube ich, dass beide so gut sind, dass sie sich schnell fußballerisch verstehen würden – aber nur dann, wenn Bittencourt wieder zu 100 Prozent fit ist. Er bringt auch eine große Dribbelstärke und gute Abschlüsse aus der zweiten Reihe mit, beides kann in der zweiten Liga wichtig werden, wenn die Gegner gegen Werder tief stehen und abwartend spielen.
Rückblickend auf die Mitgliederversammlung möchte ich noch erwähnen: Es war eine Chance, einiges zu verändern im Verein. Das ist aber schon im Vorfeld weitgehend blockiert oder auch boykottiert worden. Ich denke dabei vor allem an den Namen Benno Möhlmann. Ich glaube, dass er dem Verein Werder Bremen einiges hätte geben können. Mit seinem Sachverstand, der großen Erfahrung und seiner Ruhe. Möhlmann hat bei vielen Vereinen erfolgreich gearbeitet und war immer nah genug dran an Werder, trotzdem hat er in dieser Zeit den nötigen Abstand zum Verein gehalten. Einer wie er hat ein gutes Netzwerk im Fußball, er hat auch die Spielergewerkschaft VDV vor ein paar Jahren mit gegründet. Jetzt wäre es eine gute Möglichkeit gewesen, seinen Sachverstand für den Aufsichtsrat zu gewinnen. Diese Chance wurde leider verpasst.