In diesen Tagen geht es beim SV Werder Bremen Schlag auf Schlag. Erst gelang der Wiederaufstieg in die Bundesliga, dann folgte am Dienstag die Vertragsverlängerung mit Stammtorhüter Jiri Pavlenka, ehe am Mittwoch ein wichtiger neuer Spieler verpflichtet wurde. Amos Pieper heißt der Mann, der zuletzt für Arminia Bielefeld verteidigte und künftig in Bremen die Defensive stabilisieren soll. Und es ist nicht irgendein Transfer, sondern einer, der in der Liga durchaus für Aufsehen sorgt.
Das erste Interview in neuer Umgebung hatte Amos Pieper in souveräner Manier fast schon hinter sich gebracht, da unterlief ihm doch noch ein Schnitzer. Und was für einer. Als der Neu-Bremer nämlich im Vereins-TV gefragt wurde, welche früheren Werder-Spieler ihn in seiner Jugend besonders beeindruckt haben, begann er mit der Aufzählung. Die Namen Pizarro und Almeida fielen schnell – und dann auch plötzlich der des Ex-Schalkers Lincoln. Sichtlich entsetzt schlug der Innenverteidiger anschließend die Hände vors Gesicht und korrigierte sich: „Micoud, so hieß er. Wieso verwechsele ich die denn?“ Zur Sicherheit schob der 24-Jährige noch lachend hinterher: „Ja, war ein langer Tag.“ Ein Tag, an dem Werder durchaus ein ebenso sportlicher wie finanzieller Coup gelungen ist.
Amos Pieper verdiente sich zuletzt bei Bundesliga-Absteiger Arminia Bielefeld den Respekt der Gegner, im vergangenen Sommer war er als Stammspieler Teil jener deutschen U 21-Nationalmannschaft, die den EM-Titel holte. Da Piepers Vertrag in Ostwestfalen in diesem Sommer ausläuft, bemühten sich gleich mehrere Clubs um seine Dienste. Vom FSV Mainz 05 und von Union Berlin war da zwischenzeitlich die Riede, zuletzt soll sogar der FC Chelsea aus England ein Auge auf den 1,91 Meter großen Profi geworfen haben. Doch das Rennen machte am Ende tatsächlich Werder und sicherte sich ablösefrei einen Spieler, dessen Marktwert vom Portal „transfermarkt.de“ auf sieben Millionen Euro taxiert wird.
„Amos bringt mit 24 Jahren schon die Erfahrung aus über 100 Profispielen mit und hat in der Bundesliga bereits über zwei Jahre seine Erfahrungen gesammelt“, wird Clemens Fritz, Werders Leiter Profifußball, auf der Internetseite des Vereins zitiert. „Wir gehen davon aus, dass er uns sofort weiterhelfen kann und freuen uns, dass er sich trotz weiterer, anderer Möglichkeiten für Werder entschieden hat.“
Für die Bremer stellt der Transfer aber nicht nur ein starkes Signal an die Konkurrenz dar, er bietet auch ein Stück weit qualitative Planungssicherheit. Denn in der Abwehr von Trainer Ole Werner gibt es noch einige offene Fragen: Was wird aus Kapitän Ömer Toprak? Bleibt Milos Veljkovic? Entscheidet sich Marco Friedl vielleicht doch noch für den eigentlich schon im Vorjahr anvisierten Wechsel? „Amos ist physisch stark, hat eine gute Spieleröffnung und bringt gutes Kopfballspiel mit“, lobte Werner den Neuzugang. „Er hat bereits unter Beweis gestellt, dass er in der Bundesliga seinen Mann stehen kann.“
So groß die Spekulationen um die Zukunft von Amos Pieper auch gewesen sein mögen, der Defensivakteur hatte für sich selbst ziemlich schnell Klarheit geschaffen. „Ich hatte vom ersten Kontakt mit Clemens Fritz und Frank Baumann (Werder-Sportchef, Anm. d. Red.) über die Gespräche mit Ole Werner bis hin zu meiner Unterschrift hier immer den Eindruck: Das passt, ich fühle mich wohl. Da gibt es keinen Haken“, erklärte der 24-Jährige. „Was der Verein mit mir vorhat, welche sportliche Perspektive es hier gibt – das hat mir von Beginn an zugesagt und mir ein sehr gutes Gefühl gegeben.“
Die genaue Vertragslaufzeit nannte Werder wie schon in der Vergangenheit nicht, doch Pieper ließ durchblicken, dass er einen über mehrere Jahre laufenden Kontrakt unterzeichnet hat. Und in dieser Zeit hat er einiges vor. „Ich möchte maximal erfolgreich mit Werder Bremen sein – was das bedeutet, werden wir in den nächsten Jahren sehen“, erklärte der gebürtige Lüdinghauser, der in seiner Jugend bei Borussia Dortmund ausgebildet wurde. „Ich habe ein bisschen Blut geleckt. Da ist ja vielleicht doch mehr möglich als ich früher mal dachte“, erklärte Pieper mit leuchtenden Augen. „Jetzt will ich herausfinden, was noch geht. Und zwar am liebsten lange Zeit mit Werder Bremen.“
Bis dahin hat er dann sicherlich auch den Namen des legendären Johan Micoud verinnerlicht.