Beim Abschlusstraining am Dienstagmittag stand Marvin Ducksch ganz normal auf dem Platz und bereitete sich mit den Kollegen auf das Pokalspiel des SV Werder Bremen am Mittwochabend beim Zweitligisten SC Paderborn (18 Uhr/Sky) vor. Dachten alle, fast alle. Denn Offizielle, Trainer, Mannschaft und Spieler selbst wussten da bereits: Ducksch wird in Paderborn nicht dabei sein, Werder hat ihn für diese Partie aus disziplinarischen Gründen suspendiert. Eigentlich sollte diese Nachricht erst kurz vor dem Spiel herauskommen, die „Bild“ berichtete aber bereits am Dienstag – und deshalb ging Werder am Abend in die Offensive.
„Wir können als Mannschaft nur erfolgreich sein, wenn sich alle an die Regeln halten“, erklärte Trainer Ole Werner in einer Meldung auf der Internetseite des Clubs mit. Ducksch habe am Sonntag, also am Tag nach der 0:2-Heimpleite gegen Mainz, „den größten Teil der verpflichtenden Regenerationsmaßnahmen“ verpasst und auch nicht an einer „wichtigen Mannschaftsbesprechung“ teilgenommen.
Nach Informationen unserer Deichstube soll der Stürmer nicht bewusst gegen die Regeln verstoßen haben, weil er nach der Niederlage womöglich sauer gewesen ist. Es sei vielmehr ein Versehen gewesen, heißt es. Offenbar hat der 28-Jährige verschlafen. Was bei einem so erfahrenen Profi wie Ducksch schon ein wenig überrascht. Die Abläufe sind am Tag nach einem Spiel nämlich fast immer gleich. Ducksch fehlte dennoch, was ihm in dieser Form allerdings bislang noch nicht passiert sein soll. Deshalb wirkt die Bestrafung des Vereins schon recht hart, zumal dadurch die Mannschaft geschwächt und womöglich das Weiterkommen im Pokal gefährdet wird. Oder steckt womöglich doch mehr dahinter?
„Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht“, betont Sportchef Frank Baumann auf Nachfrage unserer Deichstube: „Aber in einem Mannschaftsverbund muss sich jeder an die Regeln halten. Es gibt sicherlich verschiedene Möglichkeiten, das zu sanktionieren. Aber wir sind überzeugt davon, dass es kurz-, mittel- und langfristig die richtige Entscheidung ist.“
Teamgeist steht bei Werder über allem
Niemand soll in der Mannschaft das Gefühl bekommen, dass einzelne Spieler Sonderrechte besitzen – und das schon gar nicht aufgrund ihrer sportlichen Qualitäten. Denn der Teamgeist steht über allem und soll auf keinen Fall gefährdet werden. Gerade in einem immer noch möglichen Abstiegskampf kann das später durchaus entscheidend sein.
Für Ducksch dürfte nun Oliver Burke ins Team rücken und somit in seinem zwölften Pflichtspiel erstmals in der Startelf stehen. Ducksch wird die Partie dagegen daheim am Fernseher verfolgen. Neben seiner Suspendierung muss er auch eine Geldstrafe in die Mannschaftskasse zahlen, so haben es die Kollegen entschieden. Ducksch soll die Strafe akzeptiert und sich für sein Verhalten beim Trainerteam und der Mannschaft ausdrücklich entschuldigt haben. „Mit der Nichtnominierung ist das Thema für uns erledigt und Marvin wird sich dann ab Donnerstag mit der Mannschaft auf die Partie in Freiburg vorbereiten“, erklärte Werner.
Der Coach dürfte allerdings wenig begeistert sein, auf Ducksch verzichten müssen. In der nicht ganz einfachen Startphase des Stürmers in die Bundesliga-Saison hatte er ihn stets öffentlich verteidigt. Was sich letztlich auszahlte. Ducksch lieferte ab, traf gegen Borussia Mönchengladbach und 1899 Hoffenheim. Gemeinsam mit Niclas Füllkrug gilt er seitdem als Traumduo im deutschen Fußball-Oberhaus. Dieses hat Ducksch nun selbst für den Pokal auseinandergerissen. Wie sehr das Werder schmerzt, beweist die Geheimhaltungstaktik. Gegner SC Paderborn sollte nicht auch noch die Gelegenheit bekommen, sich auf den Ausfall von Ducksch vorzubereiten. Verschweigen wollte Werder den unangenehmen Vorfall aber auch nicht, versichert Baumann. Es sollte durchaus auch öffentlich ein Zeichen gesetzt werden, aber das eben möglichst spät.