Es ist ein wenig wie die Sache mit dem rosa Elefanten. Wenn die Aufforderung kommt, genau daran nicht zu denken, stampft im nächsten Moment ein gefärbter Dickhäuter ins geistige Sichtfeld. Und so ähnlich war es auch schon allzu häufig im Fußball. Immer dann, wenn ein Gegner partout nicht unterschätzt werden sollte, passierte unterbewusst auf dem Platz genau das. In dieser Hinsicht birgt das nächste Auswärtsspiel des SV Werder große Gefahren, schließlich reisen die Bremer als klarer Favorit zum FC Hansa Rostock (Freitag, 18.30 Uhr). Sollte also ausgerechnet beim Tabellenzwölften die so mühsam aufgebaute Siegesserie enden?
Bei Werder tun sie alles dafür, damit es nicht so kommt. Und womöglich war das, was die Rostocker da in der Vorwoche fabriziert haben, das Beste, was Ole Werner und seiner Mannschaft passieren konnte. Denn Hansas jüngster 4:1-Erfolg bei Dynamo Dresden war nicht nur beeindruckend, sondern auch ein leicht verständliches Warnsignal. Und zwar davor, das jetzige Aufeinandertreffen tatsächlich in irgendeiner Form auf die leichte Schulter zu nehmen. Hätte bei Werder aber ohnehin niemand, wie der Cheftrainer am Mittwoch während der digitalen Spieltags-Pressekonferenz betonte: „Es hat noch einmal verdeutlicht, was Rostock speziell nach dem Winter gespielt hat – gerade mit den Neuverpflichtungen, die sie noch einmal dazubekommen haben“, sagte Werner. „Das ist jetzt eine Mannschaft, die aus den letzten Spielen fast noch zu wenig Punkte geholt hat. Für mich ist das jedenfalls alles nicht überraschend.“
Neben dem Sieg gegen Dresden hatten die Rostocker auch dem 1. FC Heidenheim – immerhin direkter Konkurrent der Bremer in der Spitzengruppe – ein 0:0 abgetrotzt. Zuvor gab es trotz bester Gelegenheiten eine unglückliche 0:1-Niederlage gegen Hannover 96. „Insofern“, war sich Werner sicher, "erwartet uns ein Team, das gerade zu Hause sehr aggressiv auftritt.“ Und womöglich, wie einige andere Teams der Liga, mächtig Lust darauf hat, Werders Lauf zu beenden. „Es mag so sein, dass uns Gegner als eine Mannschaft wahrnehmen, die gut drauf ist und insofern ein gewisser Hunger da ist, derjenige zu sein, der uns ein Bein stellt“, meinte der 33-Jährige. „Ich wirke dem entgegen, indem wir uns auf unsere Arbeit konzentrieren. Wir müssen selbst unter der Woche unsere Trainingsinhalte so vorbereiten, dass wir am Wochenende gut auf dem Platz stehen. Wichtig ist aber auch, dass wir die Art und Weise, wie wir Fußball spielen, dann auch durchbringen.“
Ole Werner legt Fokus auf die eigene Leistung
Alles andere interessiert Ole Werner nicht sonderlich. Er befördert sich und seine Mannschaft lieber in den Tunnel als von abseitigen Dingen links und rechts des Weges abgelenkt zu werden. Das Gerede von Spielverderbern oder Serien-Zerstörern lässt ihn deshalb kalt. Ebenso wie die Chance, am Freitagabend zumindest für ein paar Stunden die Tabellenführung der 2. Bundesliga zu übernehmen. „Wir beschäftigen uns nicht mit Themen drumherum, sondern nur mit der eigenen Performance. Darauf lege ich den Fokus in der Vorbereitung und bei der Ansprache an die Mannschaft“, unterstrich Werner. „Die Tabelle hat am 22. Spieltag noch keine große Aussagekraft. Wir wollen drei Punkte holen und trauen uns das auch zu. Wir wissen aber auch, dass das ein hartes Stück Arbeit wird. Die Tabelle spielt dann erst später eine Rolle.“
Aber eben auch nur dann, wenn Werder in den kommenden Wochen seine Aufgaben sauber und erfolgreich erledigt. Zumal es auch nach sechs Siegen am Stück logischerweise noch immer etwas zu verbessern gibt. „So etwa das Herausspielen von Torchancen gegen einen tiefstehenden Gegner – das war nämlich unsere Erkenntnis aus dem Karlsruhe-Spiel“, erklärte Ole Werner, der darauf in dieser kurzen Trainingswoche noch einmal ganz besonders viel Wert gelegt hat. „Allerdings rechne ich jetzt gegen Rostock mit einer anderen Ausrichtung. Sprich: Dass sie uns relativ hoch anlaufen werden.“ Doch auch darauf werde er seine Spieler vorbereiten.
Und so bissen sich die zugeschalteten Journalisten am Mittwoch gleich reihenweise die Zähne aus, als sie Werders Cheftrainer eine besondere Bedeutung der anstehenden Begegnung entlocken wollten. Immerhin: Einen letzten Versuch gab es noch. Wenn schon der Fortbestand der Serie oder die mögliche Tabellenführung nicht sonderlich erwähnenswert sei, dann doch vielleicht wenigstens die gute Gelegenheit, vorlegen und mit einem Sieg etwas Druck auf die Konkurrenz ausüben zu können. Aber Ole Werner spielte auch dieses Mal nicht mit. Antwortete stattdessen gewohnt unaufgeregt: „Später in der Saison kann das eine Rolle spielen, weil ein Gegner vielleicht weiß, dass er unbedingt gewinnen muss oder welches Ergebnis er braucht, um vor einem zu bleiben. Jetzt aber noch nicht.“ Und so soll auch seine Mannschaft nicht daran denken. Aber genau das ist ja manchmal so eine Sache.