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Nordderby-Gesprächsstoff Werder und der HSV haben mehr als „nur“ die Papierkugel zu bieten

Wenn Sie Werder-Fan sind, freuen Sie sich sicher auf das Nordderby am Sonntag. Und wenn Sie das Spiel nicht alleine gucken, wird auch bestimmt etwas geschnackt. Wir bieten den nötigen Gesprächsstoff dafür.
26.02.2022, 16:01 Uhr
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Von mbü

Man kennt das ja. Da möchte man eigentlich nur in Ruhe Fußball schauen und trotzdem fliegen einem die Anekdoten der Sitznachbarn um die Ohren. Gerade bei einem Nordderby ist die Gefahr diesbezüglich besonders groß, zu reichhaltig ist der Schatz an Kuriositäten, zu aufregend der bloße Gedanke an das Duell der beiden Erzrivalen. Mal wird der legendäre Fehlschuss von Ailton im HSV-Trikot am letzten Spieltag der Saison 2005/2006 genüsslich seziert, dann wieder müssen Werders Kantersiege vor den Meisterschaften 1993 und 2004 herhalten. Die Derbywochen 2009 dürfen logischerweise auch nicht fehlen. Und natürlich die dazugehörige Papierkugel. Immer wieder die Papierkugel. Gar nicht so einfach also, mit noch verborgenen Fakten zu glänzen und seine Mitgucker wieder staunend zum Schweigen zu bringen. Doch es ist möglich. Hier gibt es auf den letzten Metern vor dem Gastspiel des SV Werder Bremen beim Hamburger SV (Sonntag, 13.30 Uhr) das passende Angeberwissen für jedes Nordderby-Gespräch.

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Endlich wieder Spitzenspiel:  Wenn im Volksparkstadion der Anpfiff ertönt, dann trifft das Beste aufeinander, was diese zweite Liga aktuell zu bieten hat. Zumindest drückte das die Tabelle vor dem 24. Spieltag aus. Werder als Spitzenreiter trifft auf den Ligazweiten von der Elbe. Eine Konstellation, die es sehr lange nicht mehr gegeben hat. Zwar begegneten sich beide Teams in den vergangenen Jahrzehnten immer mal wieder als Teil der Spitzengruppe, doch exakt diese Ausgangslage gab es letztmals zu Oberliga-Nord-Zeiten. Am 10. Februar 1963 unterlagen die erstplatzierten Bremer dabei mit 1:4. Beim neuen Tabellenführer begeisterte ein gewisser Uwe Seeler mit einem Doppelpack. Werder-Profi Leonardo Bittencourt hofft, dass es dieses Mal gänzlich anders läuft. „Der HSV ist eine Mannschaft, die eine super Qualität hat, die zurecht da oben steht und seit Jahren da oben mitspielt“, erklärte er unter der Woche. „Das Team wird uns alles abverlangen, aber wir wollen ihnen auch alles abverlangen, deshalb hoffen wir auf ein geiles Spiel.“

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Pausen-Vorteil: Die Mannschaft von Trainer Ole Werner hat da ja dieses kleine Halbzeit-Problemchen – zumindest dann, wenn man den Fokus auf den ersten Abschnitt legt. Gerade einmal zehn Treffer wurden dort im bisherigen Saisonverlauf erzielt. Umgekehrt bedeutet das aber auch, dass die übrigen 34 Tore alle nach der Pause fielen. Kein Zweitliga-Team ist in dieser Hinsicht besser. Warum es Werder in Hamburg trotzdem helfen könnte, auch schon vor dem Seitenwechsel zu treffen und in Führung zu gehen? Weil dies dann ein ziemlich gutes Omen für Zählbares wäre. Schon seit dem vergangenen Jahrtausend gilt für das Nordderby nämlich: Wer zur Pause führt, der verliert nicht. Letztmals drehte der HSV ein 0:1 in ein 2:1 am 27. März 1998.

Historische Auswechslung: Irgendjemand musste ja der Erste sein. Und dieser Irgendjemand hieß Öczan Arkoc. Der türkische Nationalspieler hütete zwischen 1967 und 1975 in 159 Spielen das Tor des HSV. Doch gleich sein Debüt wurde schmerzhaft. Kurz nach Arkocs Wechsel von Austria Wien nach Hamburg stand auch schon am 19. August 1967 das Nordderby gegen Werder im Weserstadion an. Und es dauerte keine zehn Minuten, da traf Werders Bernd Rupp quasi mit dem ersten Schuss aufs Tor zur Führung. Doch für den HSV-Keeper sollte es noch schlimmer kommen, denn bereits nach 18 Minuten war die Premiere für ihn auch schon wieder beendet. Den zweiten Bremer Torschuss parierte Arkoc zwar, blieb dabei mit der rechten Hand aber am damals noch vierkantigen Pfosten hängen. Als der damals 27-Jährige den Handschuh auszog, war einer seiner Finger unnatürlich weggeknickt. Glück für die Hamburger: Mit Saisonbeginn war die Wechselregel eingeführt worden, verletzte Spieler mussten nicht mehr ersatzlos ausscheiden. Und so avancierte Arkoc zum ersten Spieler der Bundesliga-Geschichte, der ausgewechselt wurde. Ersatzmann Erhard Schwerin stand anschließend im Tor – und hielt seinen Kasten sauber. Und nicht nur das: Die Gäste drehten das Spiel, gewannen mit 4:1. Auch weil Charly Dörfel ein spektakulärer Fallrückzieher zum Endstand gelang.

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Publikumsmagnet mit Ausnahme: Wenn Werder und der HSV aufeinandertreffen, dann ist eines gewiss: Die Zuschauer strömen in Scharen ins Stadion. In Pandemie-Zeiten muss zwar alles etwas kleiner sein, die zur Verfügung stehenden 25.000 Tickets waren jedoch auch dieses Mal wieder in Windeseile vergriffen. Es gab aber tatsächlich eine Zeit, in denen das Nordderby kein Publikumsmagnet war. Der Bundesligaskandal hatte gerade die deutsche Fußballwelt erschüttert, als am 24. Juni 1972 der Tabellenneunte aus Bremen auf den Elften aus Hamburg traf. Gerade einmal 8.000 Fans wollten sich die Begegnung des 33. Spieltags anschauen – nie zuvor und auch danach kamen weniger. Immerhin: Werder lieferte dem Anhang im eigenen Stadion einen herrlichen Nachmittag, Horst-Dieter Höttges (2), Willi Neuberger und Werner Weist schossen einen 4:0-Erfolg heraus.

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Ewige Tabelle: Manchmal sind es ja die Kleinigkeiten, die den Auftritt eines waschechten Schlaubergers erst so richtig rund werden lassen. Die Kirsche auf der Sahne sozusagen. Wer seinen Zuhörern also endgültig mit unnützem Wissen den Rest beim Nordderby-Fachsimpeln geben möchte, sollte noch einmal einen Umweg durchs Statistik-Gestrüpp wagen. Denn: Falls der SV Werder am Sonntag nicht gegen den Hamburger SV verliert, überholt er doch tatsächlich in der Ewigen Tabelle der 2. Bundesliga den FC Schweinfurt (Platz 87). Und jetzt wird es erst richtig schön: Der Verein aus Bayern benötigte nämlich vier und damit doppelt so viele Spielzeiten wie die Bremer, um sich diesen Rang zu erarbeiten. Fußballherz, was willst du mehr? 

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