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Pokal-Aus gegen Viktoria Köln Werder hat seine Abwehrsorgen mit in die neue Saison genommen

Neue Saison, altes Leid: Die Abwehr von Werder ist auch in der neuen Spielzeit alles andere als sattelfest. Beim Pokal-Aus gegen Viktoria präsentierte sich die Defensive in einem besorgniserregendem Zustand.
13.08.2023, 17:42 Uhr
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Von Daniel Cottäus

Niklas Stark nannte sie später schlicht „einen Austausch“, jene Szenen, die sich kurz nach dem Abpfiff vor dem Gästeblock abgespielt hatten. Weiter ins Detail gehen wollte der Verteidiger des SV Werder nicht, und so ist unklar, was ein Großteil des Bremer Kaders am späten Samstagnachmittag im Sportpark Höhenberg mit den mitgereisten Fans zu besprechen hatte. Kurz nach dem Ende des DFB-Pokalspiels beim Drittligisten FC Viktoria Köln, das der Bundesligist ebenso überraschend wie blamabel mit 2:3 (1:0) verloren hatte, hatten sich die Werder-Profis auf den Weg zu ihren Anhängern gemacht. Der dort folgende „Austausch“ ist mit mehreren Fotos belegt. Sie zeigen: angespannte Gesichter, beschwichtigende, aber durchaus auch aufbauende Gesten. Und vor allem, auf beiden Seiten: große Ratlosigkeit. Gleich im ersten Pflichtspiel der Saison 2023/2024 hatte Werder einen herben Dämpfer kassiert. Was umgehend Fragen aufwarf. Die wohl drängendste von ihnen: Wieso ist es während der Sommerpause ganz offensichtlich nicht gelungen, die wackelige Defensive zu stabilisieren?

„Die Enttäuschung bei uns ist erstmal riesengroß“, setzte Werders Cheftrainer Ole Werner nach dem Spiel zur Erklärung an, „vor allem, weil ich der Mannschaft vom Kämpferischen und Läuferischen her überhaupt keinen Vorwurf machen kann“. In der Tat, das sollte bei der Betrachtung des Spiels nicht ausgespart werden: Hängen lassen hat sich kein Bremer Spieler, mangelnder Einsatz war bei waschküchen-ähnlichen Luftverhältnissen in Köln nicht das Problem. Womit die positiven Aspekte des Werder-Auftritts bei der Viktoria aber auch schon auserzählt sind.

Von Beginn an wirkten die Gäste fahrig, fanden nicht in die Partie, was nach dem frühen Platzverweis gegen Amos Pieper (11.) freilich nicht besser wurde. Für seine Notbremse gegen Kölns Luca Marseiler hatte der Innenverteidiger vollkommen zurecht die Rote Karte gesehen. Ein Ereignis, dessen Bedeutung im Nachgang unterschiedlich gewichtet wurde. Während es Viktorias späterer Siegtorschütze Donny Bogicevic als „Gamechanger“ beschrieb, führte sie im Bremer Lager niemand als Entschuldigung an.

„Natürlich war es schwierig in Unterzahl, aber wir haben trotzdem die Ambitionen, so ein Spiel auch mit einem Mann weniger zu gewinnen“, sagte etwa Niklas Stark. Trainer Ole Werner merkte an: „Wir haben in Unterzahl vieles vernünftig gemacht, sind ja auch zweimal in Führung gegangen. Umso bitterer ist es dann, wenn du so verteidigst, dass du drei Gegentore bekommst, die sich alle ein bisschen ähneln. Es ist in Unterzahl nie einfach, den richtigen Zugriff zu bekommen, aber in den Szenen wäre es möglich gewesen.“ Stürmer Niclas Füllkrug, der per Foulelfmeter zum zwischenzeitlichen 2:1 getroffen hatte (77.) setzte gar zur Brandrede in Sachen Abwehrleistung an, zwar ruhig im Ton, doch deftig im Inhalt. Kernaussage: „So etwas passiert uns leider häufiger, das ist nicht das erste Mal. Dadurch leidet man als gesamte Mannschaft.“ Was genau der Grund für die Fehler ist? Das blieb offen.

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Fest steht hingegen: Nach der glücklichen Pausenführung, für die Marvin Ducksch in der 43. Minute gesorgt hatte, wurden die Bremer in Hälfte zwei vom Drittligisten phasenweise am eigenen Strafraum eingeschnürt. Allen drei Gegentreffern durch den Ex-Werder-Spieler David Philipp (72./79.) sowie durch Bogicevic (90.+4) waren grobe Unaufmerksamkeiten und Abstimmungsprobleme vorausgegangen, wie es sie in der vergangenen Rückrunde zu Hauf gegeben hatte. „Das lag auch nicht an der Unterzahl, sondern daran, dass wir grundsätzlich zu spät kommen“, haderte Werner, dem nichts anderes übrig blieb, als festzuhalten: „Das ist eine Baustelle, die wir seit Längerem haben. Es ist grundsätzlich ein mannschaftliches Thema.“ Was folgte war der Hinweis auf die dünne Personaldecke in der Defensive – in Köln trat Werder ohne gelernten Außenverteidiger an –, die der Verein möglichst schnell mit Transfers verstärken möchte. Wobei die Frage erlaubt sein muss, ob ein, sagen wir, neuer Linksverteidiger die Gegentreffer, die überwiegend durchs Zentrum fielen, am Sonnabend hätte verhindern können.

In den kommenden zwei Tagen will Ole Werner das Pokal-Aus nun mit seiner Mannschaft aufarbeiten, wobei die Abwehr besonders im Fokus stehen wird. Schließlich müssen schnellstens Lösungen her, wenn es am kommenden Freitag nicht ganz böse enden soll. Zum deutschlandweit mit Spannung erwarteten Bundesliga-Eröffnungsspiel gibt sich der FC Bayern München im Weserstadion ab 20.30 Uhr die Ehre. 100-Millionen-Euro-Mann Harry Kane dürfte dann für den Rekordmeister auf Torejagd gehen. „Das ist jetzt nicht mein Thema“, sagte ein zerknirschter Ole Werner in Köln über den Ligastart, während sich Niclas Füllkrug betont unbeeindruckt zeigte und versicherte, weder Angst noch Sorge vor dem Duell zu verspüren.

Niklas Stark versuchte sich nach dem Pokal-Aus unterdessen in Zweckoptimismus: „Ab und zu braucht man mal einen Schlag in den Nacken, damit man danach wieder aufrechter stehen kann.“ Was in wenigen Tagen in der Liga zu beweisen wäre. Im DFB-Pokal geht es nicht mehr. Das 2:3 gegen Viktoria Köln markierte bereits das 13. Aus für Werder in Runde eins, was für einen Bundesligisten einsamer Negativrekord ist. 

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