Bremen. In einem offenen Brief haben sich die Beschäftigten der Stadtbibliotheken erneut dagegen ausgesprochen, testweise zusätzlich an den Sonntagen zu öffnen. Bereits im Frühjahr hatte die Zentralbibliothek am Wall erprobt, ob Kunden das Angebot annehmen würden. „Es liegen aus dem Modellversuch ausreichend Ergebnisse vor, so dass keine weiteren Pilotphasen nötig sind“, begründet die Belegschaft ihre Haltung in dem Brief, der an die Abgeordneten der Bürgerschaft gerichtet ist.
Anlass des Schreibens ist ein Antrag der CDU-Bürgerschaftsfraktion, über den in der heutigen Bürgerschaftssitzung verhandelt werden soll. Darin fordert die CDU, die Bibliotheken noch einmal zum Test sonntags zu öffnen. Die Zahlen aus dem ersten Testlauf belegten, dass „insbesondere Berufstätige und junge Familien das Angebot in hohem Maße nutzten“, heißt es in der CDU-Fraktion.
Anders bewertet der Personalrat der Bibliothek die Ergebnisse des Modellversuchs: „Unter den Nutzern waren viele Stammkunden, die sonst auch an anderen Tagen kommen“, sagt Felicitas Nieting, Vorsitzende des Personalrats. Sie selbst bewertet das derzeitige Angebot der Bibliotheken als ausreichend: Kunden könnten alle Medien ausleihen und mitnehmen, auf viele zusätzliche Angebote könne rund um die Uhr über das Onlineportal zugegriffen werden. Und: „Unsere Öffnungszeiten sind mit 50 Stunden in der Woche im Vergleich zu anderen Großstädten schon jetzt sehr lang.“
Um zusätzliche Öffnungszeiten leisten zu können, wäre mehr Personal nötig, sagt Nieting. Während des letzten Modellversuchs seien die zusätzlichen Stunden nur möglich gewesen, weil andere Arbeiten liegen geblieben seien. Schließlich verweist sie auch darauf, dass in der überwiegend weiblichen Belegschaft viele Familie hätten und ihre Kinder betreuen wollten. „Der Begriff familienfreundlicher Betrieb gilt auch für die Beschäftigten“, so Nieting.
Schon seit Jahren debattiert die Bürgerschaft über die Idee der geöffneten Sonntage, zahlreiche Abgeordnete – inklusive Jens Böhrnsen (SPD) in Funktion des Kultursenators – sprechen sich dafür aus. Bisher verbietet das jedoch das Arbeitszeitgesetz. Über eine Bundesratsinitiative könnte sich das Land für eine Änderung einsetzen. Auch das fordert die CDU in ihrem Antrag.