- Was verbirgt sich hinter der Bremer Eiswette?
- Welchen Ursprung hat die Bremer Eiswette?
- Welche Geschichte verbirgt sich hinter der Eiswettprobe?
- Wie sieht die Eiswettprobe heute aus?
- Was passiert während des Eiswettfestes?
- Warum werden Frauen als Novizen erst im Jahr 2022 zugelassen?
- Was ist der gemeinnützige Hintergrund?
Die Eiswette ist ein alter Bremer Brauch, der jedes Jahr am 6. Januar, dem Dreikönigstag, zahlreiche Besucherinnen und Besucher anzieht. Es geht dabei um die Frage, ob die Weser zugefroren ist oder nicht. Doch warum hat dieses Ritual in Zeiten einer globalen Erderwärmung überhaupt noch Bestand? Die Eiswette ist heute mehr als ein alter Brauch, hinter ihr verbergen sich aufwendige Rituale mit einem gemeinnützigen Zweck. Der WESER-KURIER gibt einen Überblick:
Was verbirgt sich hinter der Bremer Eiswette?
Die traditionelle Eiswette in Bremen umfasst ein zweiteiliges Spektakel mit der öffentlich zugänglichen Eisprobe am Punkendeich und dem Stiftungsfest mit geladenen Gästen am dritten Sonnabend im Januar.
Welchen Ursprung hat die Bremer Eiswette?
Die Eiswette geht auf das Jahr 1829 zurück. Junge Kaufleute und andere Bremer hatten im November zuvor darauf gewettet, ob die Weser bis zum 4. Januar morgens vor Sonnenaufgang zugefroren oder offen sein würde. Der Einsatz war ein gemeinschaftliches Kohlessen, das der Verlierer bezahlen sollte. Das Essen fand am 12. Januar 1829 im Gasthaus Schürmann zum Horn statt. 18 Männer nahmen daran teil.
Welche Geschichte verbirgt sich hinter der Eiswettprobe?
Ein als Schneider Verkleideter, der mit einem heißen Bügeleisen in der Hand nicht mehr als 99 Pfund wiegen darf, überprüft, ob die Weser zugefroren ist oder nicht. Das wird vom Zeremonienmeister streng mit Waage kontrolliert. Ein Notarius Publicus und ein Medicus Publicus sind ebenfalls zur Stelle, um zu prüfen, ob alle Voraussetzungen für die Wette gegeben sind. Allerlei Wortgefechte, auch Kommentare auf Bremer Politik und Weltgeschehen, bereichern das Spektakel am Punkendeich. Miteingebunden sind der Eiswett-Präsident – seit 2013 ist das Patrick Wendisch –, die Heiligen Drei Könige und regelmäßig neu aufgenommene Novizen. Falls die Weser nicht zugefroren ist und der verkleidete Schneider es nicht schafft, trocken den Fluss zu queren, kann er die Hilfe eines Seenotrettungsbootes in Anspruch nehmen. Dann ist die Wette verloren.
Wie sieht die Eiswettprobe heute aus?
Im Winter 1946/47 fror die Weser zum letzten Mal komplett zu. In diesem Winter reichte es für ein paar Eisschollen. Schon die vom Bremer Oberbaudirektor Ludwig Franzius (1832 bis 1903) eingeleitete Begradigung der Weser hatte ab Ende der 1880er-Jahre das Zufrieren erschwert. Auch aufgrund der globalen Erderwärmung friert die Weser nicht mehr zu. Heute kommt der Schneider nur mit einem Schiff trockenen Fußes ans andere Ufer. Die große Bedeutung, die die Weser als Transportweg gehabt hat, schwingt in der Wette jedoch mit. Ein zeitweise zugefrorener Schifffahrts- und Handelsweg war eine existenzielle Bedrohung für Bremer Kaufleute.
Was passiert während des Eiswettfestes?
Zum Eiswettfest am dritten Sonnabend im Januar sind rund 800 Gäste geladen, in diesem Jahr zum ersten Mal auch Frauen. Neben den Eiswett-Genossen nehmen auch hochrangige Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik an dem mehrstündigen Mahl mit Hochzeitssuppe, Fischteller, Braunkohl, Pinkel, Mettwurst, Kasseler und Schweinebauch teil, dazu gibt es Wein, auch Schnaps und später Rote Grütze. Sieben bis acht Stunden vergehen auf diese Weise bei verschiedenen Reden und Speisen an den Tischen, die Eisschollen symbolisieren sollen. Das Eiswettfest findet im Bremer Congress-Centrum statt.
Warum werden Frauen als Novizen erst im Jahr 2022 zugelassen?
Frauen durften von Anfang keine Novizen werden und nicht am Eiswettfest teilnehmen. In den 2000er-Jahren führte das zunehmend zu Kritik, aber erst 2013 verabschiedete die Bremische Bürgerschaft eine Forderung, auch Frauen künftig zuzulassen. 2019 kam es zum Eklat, als die damalige stellvertretende Bürgermeisterin Karoline Linnert den verhinderten Bürgermeister und Senatspräsident Carsten Sieling vertreten sollte, aber keine Einladung erhielt. Der Vereinspräsident Patrick Wendisch sagte zur "Bild"-Zeitung: "Wir sind ein Herrenclub, machen diesen Gendergaga nicht mit." Aus Solidarität blieben viele Bremer Politikerinnen und Politiker dem Festessen fern. 2020 nahmen erstmalig 30 Frauen am Festmahl teil. 2022 gehören dem Novizenjahrgang erstmals Frauen an.
Was ist der gemeinnützige Hintergrund?
Der schwungvolle Abend hat auch einen gemeinnützigen Hintergrund: Es wird Geld gesammelt für die Seenotretter und für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Jedes Jahr ist es der Ehrgeiz des Präsidiums, die Spendensumme des Vorjahres zu toppen. Im Januar 2020 verkündete das Eiswett-Präsidium die Rekordsumme von rund 480.000 Euro.