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Kolumne 0421 Echte und virtuelle Probleme: Wir Abgehängten in Bremen und umzu

In der Kolumne „0421“ schreibt Oliver Matiszick über große und kleine Themen, die manchmal erst auf den zweiten Blick miteinander, immer aber mit Bremen zu tun haben. Heute: Eiernudeln, Umleitungen, Halloween.
26.10.2024, 05:00 Uhr
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Echte und virtuelle Probleme: Wir Abgehängten in Bremen und umzu
Von Oliver Matiszick

Alles hat seine Zeit, ihre Umstellung an diesem Wochenende nur ausnahmsweise, die Frage nach dem Abendessen aber jeden Tag. Sie wird bei uns jeden Morgen in den Raum gestellt, und zwar von mir. Schließlich gehört zu meinem Betätigungsfeld neben der Wortdrechselei auch die häusliche Nahrungsmittellogistik sowie die Verarbeitung des Herangeschafften zu mehr oder weniger originellen, manchmal sogar schmackhaften Mahlzeiten. So würde der Zusammenkunft mehrerer verschlafener Menschen am Frühstückstisch ohne meinen Appell „Was sollen wir heute essen?“ etwas fehlen – was ebenso für die Antwort gilt. Sie ist zumeist wortlos, allenfalls schulterzuckend.

Sollte es zur Abwechslung doch mal eine geben, würde sie aber nie auf die einheimische Eiernudel hinauslaufen. Bei uns kommt stattdessen Pasta nach italienischer Machart in den Topf. Basta. Und wie ich diese Woche der Nachrichtenlage entnahm, sind wir damit mitverantwortlich für den fortschreitenden Niedergang der klassischen deutschen Nudelrezeptur unter Verwendung von Frischei. Die darf sich mit einem Absatzminus von 28,8 Prozent in den vergangenen zehn Jahren als abgehängt fühlen. Also in etwa so wie Bremen-Nord.

Dort hadern die Menschen gerade mit der Sperrung der Anschlussstelle der Autobahn A 27, die mindestens noch bis Mitte November andauern soll. Wie sehr dieser Umstand den Alltag nicht nur der Berufspendler belastet, ist an den vielen Leserbriefen in unserer geschätzten Qualitätszeitung ablesbar, geschrieben in der Wut der Verzweiflung. An dieser Stelle also eine Solidaritätsadresse von der linken Weserseite: Wenn der Freimarkt endet, hört auch für uns der Spaß auf. Das andere Ende von Bremen blickt jetzt schon bange auf den 4. November, wenn die marode Bürgermeister-Smidt-Brücke monatelang für jeden Verkehr gesperrt wird und die Alternativrouten aus den südlichen Stadtteilen plus Umland kollabieren dürften.

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Immerhin aber: Das sind ja mal echte Probleme im 0421-Land. Ganz im Gegensatz zu den virtuellen Schwierigkeiten, die es in den vergangenen Wochen für diejenigen gab, die in hansestädtischer Verbundenheit zwischen Bremen und Hamburg auf der A1 unterwegs waren. Denn wer sich da bei der Wegführung auf dieses moderne Zeug aus dem Internet verließ – der konnte mitunter viele neue Gegenden der norddeutschen Tiefebene zwischen Weser und Elbe kennlernen. Weil der beliebte Navigationsdienst Google Maps aus der Sperrung einzelner Auffahrten gleich mal die Blockade des gesamten Streckenabschnitts ableitete und seine Nutzer so grundlos wie zeitintensiv über Land umleitete.

Womit wir wieder dabei wären, dass alles seine Zeit hat. Auch die Entscheidung, ob Sie am kommenden, nunmehr freien Donnerstag tatsächlich wie vorgesehen den Reformationstag oder doch das heidnische Halloween feiern. Bei uns steht die Entscheidung längst fest: Es wird Pasta geben. Und auf gar keinen Fall irgendwelche halbgaren Eiernudeln.

Tagebucheintrag: Mein Lieblingskoch Tim Mälzer wurde übrigens am selben Tag geboren wie ich. Ich würde sein Restaurant in Hamburg wirklich gerne mal besuchen. Wenn nicht die A1 dazwischen läge.

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