
Die Öffnung von Hotels und anderen Herbergen ist ein Thema, das die Politik bundesweit besonders in den vergangenen Wochen beschäftigt hat. Sollen sie über Weihnachten für Verwandtschaftsbesuch geöffnet werden, oder soll das generelle Beherbergungsverbot bestehen bleiben? In Bremen plant der Senat für Weihnachten: Verwandte, die ihre Familie über die Feiertage besuchen wollen, dürfen in Hotels übernachten. Die Begründung lautet, dass solche Übernachtungen als nicht-touristisch eingestuft werden können.
Aber wie sehen die Betroffenen Hoteliers die neue Idee? Lohnt es sich überhaupt, die Herberge über Weihnachten zu öffnen, wenn sie in den vergangenen Wochen geschlossen bleiben musste – oder nur für Geschäftsreisende und andere wenige Ausnahmen geöffnet bleiben durfte?
Detlef Pauls, Vorsitzender des Hotel und Gaststättenverbands Dehoga in Bremen, begrüßt grundsätzlich die Entscheidung des Senats. „Nicht jeder hat eine riesige Wohnung, an die Leute muss man auch denken. Und wenn man dann mit zehn Personen in einer Wohnung für zwei schlafen muss, wird es sehr eng. Im Hotel ist die Ansteckungsgefahr viel geringer“, sagt er. Sein Hotel, das Ringhotel Munte am Stadtwald, werde offen bleiben, „auch wenn nicht so viele Leute kommen wie in den vergangenen Jahren.“
Dennoch habe er von vielen Kolleginnen und Kollegen gehört, die ihre Hotels und Pensionen über die Feiertage schließen möchten – auch diejenigen, die ihre Häuser aktuell noch für Geschäftsreisende geöffnet haben. Gegenüber den Mitarbeitenden sei es schwierig zu erklären, dass sie in den vergangenen Wochen nicht oder kaum arbeiten durften, jetzt aber zu den schlechtesten Bedingungen arbeiten sollen.
Ulrich Straten vom Hotel Residence etwa ist noch unentschlossen und denkt, dass seine Entscheidung mit der Nachfrage fallen wird. „Ich glaube nicht, dass viele Menschen in Hotels übernachten wollen. Sie sind müde vom Hin und Her und bleiben deshalb lieber zu Hause.“ Zum Hotel Residence gehören drei Häuser, davon bleibe das Haupthaus über Weihnachten geschlossen. Die anderen beiden, die auch über eigene Küchen verfügen, blieben je nach Nachfrage geöffnet. „Ich finde es gut, dass uns als Hoteliers die Möglichkeit von der Politik eröffnet wird“, sagt Straten. Normalerweise habe er zu dieser Zeit im Jahr schon ein paar Reservierungen vorliegen, in diesem Jahr sind es nur „ganz wenige".
Das Atlantic Grand Hotel soll geöffnet bleiben, erklärt Geschäftsführer Markus Griesenbeck. „Weihnachten war für unsere Hotels noch nie ein großes Geschäft, das wird es in diesem Jahr noch weniger. Aber ich begrüße die Möglichkeit, öffnen zu dürfen.“ Die anderen Hotels der Gruppe, die Hotels Universum, Galopprennbahn und Airport, schließen nach Angaben von Griesenbeck über die Feiertage. Für das Haus in Vegesack stehe noch keine Entscheidung fest.
Für das Parkhotel im Bürgerpark heißt es grundsätzlich: Weiter machen wie im November. „Wirtschaftlich ist es natürlich nicht deckend. Aber wir sind dazu da, Gäste zu begrüßen und werden deshalb offen bleiben“, sagt Hoteldirektor Steffen Eisermann.
Die Gäste sollen in einer Eidesstattlichen Versicherung unterschreiben, dass sie lediglich als Verwandtschaftsbesuch in dem Hotel wohnen, eine andere Kontrollmöglichkeit gebe es für die Hoteliers nicht. Die Versicherung müssen die Gäste allerdings nur bei einer Kontrolle durch das Ordnungsamt vorlegen.
Die Industrie- und Handelskammer hält den Beschluss des Senats für sinnvoll, wie Daniel Karsch, Referent für Tourismus, Umwelt, Industrie und Innovation bei der IHK, dem WESER-KURIER mitteilte: „Die Hotels im Land Bremen sind von der aktuell geltenden Corona-Verordnung besonders stark in ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit eingeschränkt. Daher ist es jetzt wichtig, dass die Politik für Planungssicherheit sorgt und die Betriebe Buchungen für die Tage rund um Weihnachten annehmen können.“
Kritik von der Kanzlerin
Neben Bremen haben auch die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen, Schleswig-Holstein, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern die Übernachtung in Hotels über die Festtage erlaubt. In Bremen steht noch kein festes Datum fest. Baden-Württemberg hat den Zeitraum auf den 23. bis 27. Dezember eingeschränkt. In Bayern ist noch nicht festgelegt, wie Hotelübernachtungen über Weihnachten geregelt werden, ähnlich sieht es in anderen Bundesländern aus.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisierte die Pläne zu Hotelöffnungen mit der Begründung, dass es nicht kontrollierbar sei, ob es sich um Verwandtschaftsbesuch oder wirklich touristische Gäste handele. Ihr Sprecher Steffen Seibert betonte: „Die Bürger bleiben aufgerufen, touristische Reisen zu vermeiden.“ Reisen aus familiären Gründen ließen sich schwer von touristischen abgrenzen.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.