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Bremen-Überseestadt Energieversorger sperrt irrtümlich Wasser und Heizung in Wohnhäusern

Eine böse Überraschung erlebten unlängst die Bewohner zweier Hochhäuser in der Überseestadt: Plötzlich gab es ohne jede Vorwarnung weder Wasser noch Strom. Jetzt hat der Energieversorger SWB die Gründe genannt.
22.10.2024, 05:00 Uhr
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Energieversorger sperrt irrtümlich Wasser und Heizung in Wohnhäusern
Von Frank Hethey

Für das Rentnerehepaar Abshoff gehört ein gemütliches Frühstück zum Morgenritual. Als Monika Abshoff den obligatorischen Morgenkaffee zubereiten wollte, gab es allerdings eine böse Überraschung – kein einziger Tropfen kam aus dem Wasserhahn. "Dann hörten wir auch schon bald von der Nachbarin: Es gibt kein Wasser", sagt ihr Mann Jürgen. Wie dem Ehepaar und der Nachbarin erging es am Donnerstagmorgen sämtlichen Bewohnern des fünfgeschossigen "Weserhauses" in der Überseestadt. Von einem Tag auf den anderen war das begehrte Element versiegt. Und nicht nur das: Auch die Fernwärme-Heizung funktionierte nicht mehr.

Ziemlich genau 26 Stunden waren zwei "Weserhäuser" mit 35 Wohnungen von der Wasser- und Wärmeversorgung getrennt. Was Jürgen Abshoff besonders ärgert: "Das geschah ohne jede Ankündigung oder Erklärung." Immerhin habe es eine gute nachbarschaftliche Hilfe gegeben. "Uns wurde Wasser aus anderen Häusern gebracht, zusätzlich haben wir uns stilles Wasser aus dem Supermarkt geholt." Zum Essen und überhaupt nur zum Händewaschen ging es dann notgedrungen in ein Restaurant. "Dafür müsste man eigentlich eine Entschädigung verlangen", sagt der 80-Jährige. Auch ans Duschen war erst mal nicht zu denken. Abshoff hat aber nicht nur die eigenen Schwierigkeiten vor Augen. "In unserem Haus wohnen Familien mit Kindern, die vor erheblichen Problemen standen."

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Über die Gründe herrschte unter den Betroffenen großes Rätselraten. "Unter den Bewohnern hieß es, man habe den Wasserzugang verplombt, weil die Rechnungen seit Längerem nicht bezahlt worden seien", sagt Abshoff. Die beiden Gebäude haben gerade erst einen neuen Verwalter bekommen. Das Immobilienunternehmen Justus Grosse hat die "Weserhäuser" 2017 gebaut, Eigentümer ist eine Fondsgesellschaft. In deren Auftrag kümmerte sich die Firma Grosse bisher um die Hausverwaltung. Seit dem 1. Oktober liegt die Verwaltung in den Händen des europaweit aktiven Immobilienverwalters MVGM.

Inzwischen hat sich herausgestellt: Zum Zeitpunkt der Sperre waren die offenen Rechungen sehr wohl bezahlt. Das Buchungssystem der SWB habe die Ausgleichszahlungen für die Rückstände aber nicht zeitnah verarbeitet, sagt SWB-Sprecherin Angela Dittmer. "Das hat dazu geführt, dass der Sperrprozess ausgelöst worden ist." Dieser Vorgang sei aber "in jeder Hinsicht ein Einzelfall", betont sie. Seit sieben Jahren arbeite das System zuverlässig. "Es ist zum ersten Mal, dass so etwas passiert ist."

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Doch wie konnte es zu der Versorgungsunterbrechung überhaupt kommen, wenn doch die Rechnungen beglichen waren? Dittmer sagt, es habe "Unregelmäßigkeiten in der Zahlungsabwicklung und der dazugehörigen Kommunikation über einen längeren Zeitraum auf beiden Seiten" gegeben. Die daraus entstandenen Rückstände hätten "zu der Situation" geführt. Was bedeuten würde: Schon vor dem Wechsel lief mindestens über Monate nicht alles rund zwischen Energieversorger und Immobilienverwaltung. Was dran ist an dem Vorwurf, lässt sich nur schwer ermessen. Von Grosse war dazu bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu erlangen.

Der neue Verwalter MVGM fiel jedenfalls aus allen Wolken, als die Bewohner Alarm schlugen. "Leider war uns diese Information vorab nicht bekannt", so die Property-Managerin in einer Mail an die Bewohner, die dem WESER-KURIER vorliegt. "Wir als neue Verwaltung haben auch keine Mahnungen, Rechnungen, Absperrandrohungen erhalten." Man habe sofort Kontakt zur SWB aufgenommen, um den Sachverhalt zu klären. "Sobald uns die offenen Rechnungen vorliegen, werden diese umgehend bezahlt." Was dann allerdings gar nicht nötig war, weil es keine offenen Rechnungen gab.

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Bleibt der Umstand, dass die bevorstehende Sperre den Hausbewohnern nicht mitgeteilt wurde. Dittmer bedauert das. "Es tut uns für die Hausbewohnerinnen und -bewohner sehr leid, dass ihre Versorgung für etwa 26 Stunden unterbrochen war." In der Regel würden die Betroffenen "zeitnah etwa vier Wochen im Voraus" informiert, damit auf allen Seiten reagiert werden könne. Die doppelte Panne gehört laut Dittmer in die Rubrik "Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler". Die zuständigen Kollegen seien dabei, den gesamten Ablauf aufzuarbeiten.

So richtig zufriedenstellend findet Abshoff die SWB-Mitteilung nicht. Aus Hamburg ist der Diplom-Volkswirt mit seiner Frau vor sechs Jahren in das Haus mit Weserblick gezogen. Als "etwas dünn" bezeichnet der frühere Geschäftsführer der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft die Entschuldigung des Energieversorgers. "Insbesondere die fehlende Information vor der Abschaltung müsste man schon etwas besser erklären", sagt er.

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