Frische Luft hat während der Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen – nicht nur bei Spaziergängern, sondern auch in der Gastronomie. Auch weil die Bestimmungen in Innenräumen strenger waren, erlebte die Außengastronomie Zuwächse. Platz dafür findet sich im städtischen Gebiet häufig nur auf öffentlichem Grund. Wollen Gastronomen zum Beispiel Gehwege vor ihrem Lokal nutzen, müssen sie eigentlich eine Pacht zahlen. In den vergangenen beiden Jahren hat Bremen diese Gebühr erlassen und außerdem das Genehmigungsverfahren erleichtert, um die Wirte zu entlasten.
Regel gilt zunächst bis Ende Oktober
Zahlreiche Läden wie das Muchos Más, das Haifischbecken oder das Eisen konnten dadurch eine Außengastronomie anbieten. Auch in diesem Jahr greift die Regel: Michael Jonitz, Vorsitzender der CDU Mitte/Östliche Vorstadt, hatte sich vergangenen Herbst in der Baudeputation für eine Verlängerung eingesetzt, die einstimmig beschlossen wurde. Die Baubehörde hat für dieses Jahr nach eigener Auskunft bereits 269 Anträge genehmigt. Bei der Genehmigung zeige man sich flexibel, erklärt Behördensprecher Jens Tittmann. Meistens ließen sich Lösungen finden. Bis Ende Oktober gelten die erleichterten Bedingungen für Gastronomen – und danach?
Jonitz plädiert dafür, die neu entstandenen Außengastronomieflächen dauerhaft zu erhalten. Vereinfachte und langfristig geltende Genehmigungen seien für die Gastronomen eine sinnvolle "Hilfe zur Selbsthilfe". Grundsätzlich sollte der Weg zu neuen Flächen erleichtert werden, meint der CDU-Politiker. Auch der Gebührenerlass sei zumindest vorerst ein wichtiges Instrument. Pläne für eine dauerhafte Befreiung gebe es aktuell nicht, ist aus dem Bauressort zu hören. Tittmann zufolge sind Bremen durch den Verzicht auf die Gebühren im vergangenen Jahr etwa 175.000 Euro verloren gegangen. Ausgeglichen wird der Verlust über den Bremen-Fonds.
Die Gastronomen wünschen sich langfristige Perspektiven. Planungssicherheit sei wichtig, sagt Thorsten Lieder, Geschäftsführer der Bremer Gastro-Gemeinschaft (BGG). Einige Kollegen hätten in Mobiliar investiert – eine Anschaffung, die sich nur über mehrere Jahre hinweg rentiere. Lieder geht davon aus, dass die vereinfachte Antragsprozedur auch über die Pandemie hinaus bestehen bleibt. Die Bremer, so sagt es nicht nur Lieder, seien wetterresistenter geworden. Auch bei niedrigeren Temperaturen würden sie die Außenbereiche nutzen. Jonitz spricht von einem neuen "Draußendrang".