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BSAG-Baustelle am Brill Wie die Obernstraße sich in den nächsten Wochen verändern wird

Keine Straßenbahnen, dafür mehr Aufenthaltsqualität: Die Obernstraße wird sich in den nächsten Wochen verändern. Grund dafür sind die Bauarbeiten der BSAG am Brill.
05.07.2022, 13:53 Uhr
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Wie die Obernstraße sich in den nächsten Wochen verändern wird
Von Felix Wendler

Die Straßenbahnen werden aus der Obernstraße verbannt – zumindest für die nächsten Wochen. Grund dafür ist der bevorstehende Umbau der Brill-Kreuzung. Wie berichtet, tauscht die BSAG in den Sommerferien am Brill Gleise und Weichen aus. Vom 14. Juli bis Ende August müssen sich alle Verkehrsteilnehmer auf Einschränkungen und Umleitungen einstellen. In diesem Zeitraum können die Straßenbahnen der Linien 2 und 3 nicht durch die Obernstraße fahren.

Mehr Aufenthaltsqualität in der Bremer Obernstraße

Dadurch entsteht Raum, der anderweitig genutzt werden soll. In den vergangenen Tagen haben verschiedene Akteure, darunter vor allem die City-Initiative (CI), ein Konzept entwickelt. Vom ersten August-Wochenende an soll die Aufenthaltshaltqualität in der Obernstraße erhöht werden, sagt CI-Geschäftsführerin Carolin Reuther. Der Plan sieht ihr zufolge unter anderem mehr Sitzgelegenheiten, eine Bepflanzung und Spielbereiche vor. Eine Zusammenarbeit mit den anliegenden Gastronomen sei ebenfalls geplant. "Es wird demnach grüner und gemütlicher in der Obernstraße, und gleichzeitig entsteht sicherer Raum zum entspannten Flanieren", so Reuther. Die Obernstraße soll außerdem in bestehende Aktionen wie die Zauberhafte City oder das Frühshoppen-Konzert integriert werden.

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Pläne für eine zeitweise Umgestaltung der Obernstraße waren bereits für den vergangenen Sommer entworfen worden, als der Brill ursprünglich hätte umgebaut werden sollen – die einjährige Verzögerung ist auf fehlendes Material zurückzuführen. Dass es in diesem Jahr mit dem Begleitprogramm in der Obernstraße klappt, war lange nicht abzusehen. 

Hoffnung auf langfristige Erkenntnisse

Auf politischer Ebene hat die Debatte einen Anstoß durch die SPD-Bürgerschaftsfraktion bekommen. Der kulturpolitische Sprecher Elombo Bolayela wollte wissen, welche Pläne der Senat für die ungenutzte Straßenbahntrasse verfolgt. Auch die Frage, welche Erkenntnisse sich aus der Übergangszeit für die langfristige Innenstadtentwicklung gewinnen lassen, beschäftigt Bolayela. Die SPD fordert bekanntermaßen eine dauerhafte Verlegung der Straßenbahn von der Obernstraße in die Martinistraße. In der Senatsantwort heißt es: "Durch eine kurzfristige, temporäre Maßnahme lassen sich lediglich erste Ideen und Erkenntnisse gewinnen, keinesfalls aber eine vollständige Beurteilung der Potenziale und Chancen eines Umbaus der Straßenbahntrasse."

Unabhängig von der Folgediskussion ist Bolayela überzeugt, dass die Umnutzung der Obernstraße im Sommer ein Gewinn für alle Bremer und Bremerinnen sei. Man verbinde das Notwendige – den Brill-Umbau – mit dem Nützlichen. Die Innenstadt könne ohne hohe Kosten zum Erlebnisort werden, sagt der SPD-Politiker. Bolayela wünscht sich auch ein kulturelles und musikalisches Programm für die Obernstraße – denkbar sei es zum Beispiel, Chöre auf offenen Bühnen proben zu lassen. 

Großes Rahmenprogramm eher unwahrscheinlich

Ein umfangreiches Rahmenprogramm mit externen Akteuren ist allerdings eher unwahrscheinlich. "Ein großes kulturelles Event wird nicht realisiert werden können", so die Senatsantwort. Als Grund werden zahlreiche andere Veranstaltungen genannt, die im August stattfinden – zum Beispiel die Neustadt Summer Sounds. "In den Kalendern der Künstlerinnen und Künstler, aber auch der Gastronomen und Eventagenturen finden sich daher kaum noch freie Zeitfenster", heißt es weiter. Geprüft werde, ob zusätzliche Gastronomie- und Kulturangebote zumindest an einem Wochenende möglich seien. 

Auch Olaf Orb, Innenstadtbeauftragter der Handelskammer Bremen, rechnet nicht mit einem großen Programm. "Dafür war zu wenig Zeit", sagt Orb. Tatsächlich war lange Zeit unklar, wie viele Wochen die Straßenbahnen nicht durch die Obernstraße fahren können. Orb sieht die Baustelle am Brill dennoch als "echte Chance" – auch die Handelskammer setzt sich für eine dauerhafte Verlegung der Straßenbahn ein.

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Die geplante Umgestaltung der Obernstraße fällt in eine Zeit, in der die Bremer Innenstadt einen Besucherzuwachs erlebt. Zumindest einen Anteil daran dürfte das Neun-Euro-Ticket haben: Seit dessen Einführung seien die Zahlen "tendenziell angestiegen", so die City-Initiative. "Insbesondere am Pfingstsamstag konnten wir ähnlich hohe Passantenbewegungen wie in der Vorweihnachtszeit verzeichnen", erklärt Reuther. Sie betont allerdings, dass auch der verkaufsoffene Sonntag und Veranstaltungen wie La Strada und das Hoeg-Sommerfest die Besucherzahlen beeinflusst hätten. Auch Thorsten Lieder, Geschäftsführer der Bremer Gastro-Gemeinschaft, kann die Zuwächse nicht genau beziffern, spricht aber von "deutlich mehr Gästen" in den Kneipen und Restaurants.

++ Dieser Artikel wurde am 5. Juli um 16.45 Uhr aktualisiert. ++

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