- Warum war der Biergarten so lange geschlossen?
- Was hat das neue Café zu bieten?
- Wer ist der neue Pächter?
- Wie arbeiten Gastronom und Verein zusammen?
Ein Biergarten für bis zu 200 Menschen, direkt am Osterdeich und mit Blick auf das Weserstadion – Das Bürgerhaus Weserterrassen bietet eigentlich perfekte Bedingungen für gesellige Sommerabende. Doch der gastronomische Betrieb befindet sich in einem Dornröschenschlaf. Seit Anfang des Jahres gibt es keine geregelten Öffnungszeiten, die Bewirtung beschränkt sich auf private Feiern. Online und per Aushang bittet der Verein Bürgerhaus Weserterrassen potenzielle Gäste um Geduld. Man arbeite daran, den Café-Betrieb neu zu regeln und den Gartenbereich wieder zu nutzen. Nun steht fest, wer die Weserterrassen wachküssen soll: Voraussichtlich im Laufe der kommenden Woche eröffnet der neue Pächter Philip Larisch das "Café Weserterrassen".
Warum war der Biergarten so lange geschlossen?
Eigentümer des Bürgerhauses Weserterrassen ist die Stadt Bremen. Der seit 1976 bestehende gemeinnützige Verein mit gleichem Namen hat aber die Nutzungsrechte. Den gastronomischen Betrieb verantwortete zuletzt die Bürgerhaus Weserterrassen GmbH, der Verein zählte zu den Gesellschaftern. "Die GmbH hat die Pandemie nicht überstanden", sagt Wolfgang Lock, der für den Verein den Veranstaltungsbereich verantwortet.
Laut Lock war die GmbH schon vor Corona in Schieflage geraten. "Zum Jahreswechsel bestand die Sorge, dass sie in Insolvenz gehen könnte." Deshalb hätten die Gesellschafter einen Schlussstrich gezogen und die Gesellschaft aufgelöst. "In der Übergangszeit haben sich bei Veranstaltungen und privaten Feiern Mitarbeiter des Vereins um die Bewirtung gekümmert", erläutert Lock. In den vergangenen Jahren sei die gastronomische Nutzung des Bürgerhauses ausbaufähig gewesen. Deshalb suchte der Verein einen erfahrenen Gastronomen, der einen Neustart angeht.
Was hat das neue Café zu bieten?
Im Fokus steht zunächst die Außengastronomie, der Innenbereich bleibt vorerst geschlossen. Im Biergarten gibt es Kaffee und Kuchen, Eis, diverse Kaltgetränke und Snacks. Perspektivisch will Larisch aber auch warme Gerichte anbieten. "Es soll bodenständig, lecker und regional sein. Wir wollen uns nicht als Restaurant für Spezialitäten etablieren", erklärt er. Konkret seien es zum Beispiel Suppen, Eintöpfe, Sandwiches oder Landbrote, die er sich auf der Speisekarte vorstellen könne. Auch die Bratwurst vom Grill oder eine Portion Pommes gehören für Larisch dazu.
Wichtig ist dem neuen Pächter aber auch das Drumherum. Dem zuletzt vernachlässigten Spielplatz im Biergarten will er neues Leben einhauchen, um Familien anzulocken. Ein Verleih für Wikingerschach oder Frisbees soll zum Freizeitspaß auf der großen Wiese vor dem Café beitragen. "Nach Partynächten wollen wir dazu ermutigen, den Deich aufzuräumen. Wer Müll sammelt, bekommt bei uns einen Gutschein für Eis oder Getränke", sagt Larisch.
Wer ist der neue Pächter?
Philip Larisch ist in Bremen nach eigener Aussage seit 2006 als Gastronom aktiv. Bisher liegt sein Fokus auf dem Nachtleben. Er betreibt vier Bars in der Stadt: das Bermuda, das Chinchilla und das Feldschlößchen im Viertel sowie das First Class Suicide in der Neustadt. Und Larisch kann sich vorstellen, diese Erfahrung auch am Osterdeich zu nutzen: "Vielleicht verkaufen wir Cocktails to go. Oder wir bieten Cocktail-Schulungen für Jung und Alt an, in denen es auch um alkoholfreie Cocktails geht."
Die Chefin vor Ort ist Betriebsleiterin Sarah Steffens, die seit drei Jahren für Larisch arbeitet. Zu ihren Kollegen zählen auch Mitarbeiter, die sie aus dem alten Team des Bürgerhauses übernommen hat. "Wenn der Außenbereich voll ist, brauche ich vier bis fünf Kellner", sagt Steffens. Bei privaten Feiern wie Hochzeiten seien es noch mehr. "Weniger personalintensiv ist der Außerhausverkauf", erklärt die Restaurantfachfrau. Am Osterdeich sieht sie dafür viele Möglichkeiten – auch mit Blick auf die Fanscharen, die regelmäßig zu den Spielen des SV Werder pilgern.
Wie arbeiten Gastronom und Verein zusammen?
Bei dem Verein Bürgerhaus Weserterrassen hatten sich nach eigener Aussage mehrere Gastronomen gemeldet, die das Café samt Biergarten gerne nutzen wollten. "Einigen Bewerbern ging es offenbar nur um die attraktive Lage. Die waren dann schnell außen vor", berichtet Wolfgang Lock vom Verein. Larisch habe hingegen schon frühzeitig das Gespräch mit den verschiedenen Akteuren des Bürgerhauses gesucht. "Er hat verstanden, dass dies nicht nur eine gastronomische Immobilie ist, sondern auch ein Begegnungsort und ein Kulturzentrum", lobt Lock.
Die Absprachen mit dem Verein machen die Arbeit von Larisch anspruchsvoller. Er begreift das bunte Miteinander aber als Erfolgsfaktor: "Ich bin nicht auf starre Strukturen gestoßen, sondern habe Bereitschaft zur Veränderung erlebt. Über allem steht aber immer der Wille zum Konsens."