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Bundestagswahl 2021 Fünf Bremer Abgeordnete ziehen nach Berlin

Die beiden Bremer Direktmandate gehen erwartungsgemäß an die SPD. Neu im Bundestag sind Thomas Röwekamp (CDU) und Volker Redder (FDP).
27.09.2021, 19:00 Uhr
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Von Felix Wendler Frank Hethey

Fünf Abgeordnete werden Bremen im nächsten Bundestag vertreten. Die beiden Direktmandate in den Wahlkreisen Bremen I und Bremen II-Bremerhaven gehen wie 2017 an Sarah Ryglewski und Uwe Schmidt (beide SPD). Als Spitzenkandidaten ihrer Parteien ziehen Kirsten Kappert-Gonther (Grüne) sowie die beiden Neulinge Thomas Röwekamp (CDU) und Volker Redder (FDP, siehe Interview Seite 10) über die Landeslisten in den Bundestag ein. Einen weiteren Sitz für Bremen gibt es diesmal nicht – vor vier Jahren war Frank Magnitz (AfD) per Ausgleichsmandat überraschend nach Berlin gelangt.  

Von einem "ganz, ganz hervorragenden Wahlergebnis" der Grünen in Bremen spricht die Bundestagsabgeordnete Kirsten Kappert-Gonther. Dass die Grünen ihren Anteil im Vergleich zur Wahl 2017 verdoppelt hätten, sei "enorm, ein großer Auftrag". Die 54-Jährige kann auch einen persönlichen Erfolg verbuchen. Als Direktkandidatin im Wahlkreis Bremen I landete sie knapp vor Thomas Röwekamp (CDU). Für Kappert-Gonther stimmten 21,47 Prozent, für Röwekamp 21,35 Prozent. "Das ist eine besondere Anerkennung, ein besonderes Vertrauen", sagt Kappert-Gonther.

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In die Freude über das bislang beste Abschneiden im Bund mischt sich allerdings auch ein selbstkritischer Ton. "Unser Ziel, die Klimakanzlerin zu stellen, haben wir nicht erreicht." Insofern sei der Wahlausgang ein "ambivalentes Ergebnis". Dennoch leitet Kappert-Gonther daraus den klaren Auftrag ab, den Klima- und Gesundheitsschutz voranzutreiben. In einer künftigen Koalition müsse das 1,5-Grad-Ziel deutlich verankert sein. 

Was die Koalitionsfrage angeht, favorisiert Kappert-Gonther ein Bündnis mit den Sozialdemokraten. "Ich vermute, dass die Umsetzung unserer Ziele in einer Koalition mit der SPD deutlich besser gelingen wird." Soll heißen: deutlich besser als in einem Pakt mit der CDU. Schwierigkeiten sieht sie allerdings bei den Verhandlungen mit dem Dritten im Bunde einer Ampelkoalition, der FDP. Es werde "sehr, sehr schwierig" sein, sich mit den Liberalen zu einigen. "Gerade wenn es darum geht, klare Regeln beim Klimaschutz einzuhalten."

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Für die Bremer SPD sei der Wahlabend ein "großartiger Abend" gewesen, sagt die wiedergewählte Bundestagsabgeordnete Sarah Ryglewski (SPD). Beim Kampf um das Direktmandat im Wahlkreis Bremen I konnte sie mit 30,3 Prozent der Erststimmen einen komfortablen Vorsprung einfahren – knapp neun Prozent liegt sie vor ihren beiden Konkurrenten Kappert-Gonther (Grüne) und Röwekamp (CDU). Im Bund habe ihre Partei eine "fulminante Aufholjagd" gestartet und deshalb jetzt die Chance, den Kanzler zu stellen. "Die SPD hat einen klaren Regierungsauftrag bekommen."

Bei der Regierungsbildung sieht Ryglewski zahlreiche Schnittstellen für eine Ampelkoalition mit den Grünen und der FDP. Deutschland stehe vor großen gesellschaftlichen Herausforderungen beim Klimaschutz, beim demografischen Wandel und in der Sozialpolitik. In diesen Bereichen gebe es große Übereinstimmungen mit den Grünen. "Nicht nur zum Thema Klimaschutz, auch sozialpolitisch."

Auch für Gespräche mit der FDP macht Ryglewski "gute Anknüpfungspunkte" aus. Bei gesellschaftspolitischen Themen wie der Familienpolitik komme es darauf an, die Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. "Ganz sicher wird das kein Spaziergang. Aber ich glaube, dass das gut gelingen kann."

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Ähnlich äußert sich ihr Parteifreund Uwe Schmidt, der im Wahlkreis Bremen II-Bremerhaven auf knapp 37 Prozent kommt und damit Wiebke Winter (CDU) mit 20,1 Prozent deutlich hinter sich lässt. Mit Zuversicht blickt Schmidt auf die Regierungsbildung: "Mit Olaf Scholz werden wir im Bund ein akzeptables Ergebnis hinbekommen." Die guten Ergebnisse für Ryglewski und ihn seien eine Aussage über die geleistete Arbeit.

„Ich bin hin- und hergerissen“, sagt Thomas Röwekamp (CDU). Einerseits freue er sich über den eigenen Bundestagseinzug, anderseits herrsche natürlich Enttäuschung über das insgesamt schlechte Ergebnis. Die Bremer CDU könne sich allerdings wenig vorwerfen. „Wir haben bei den Erststimmen besser abgeschnitten als bei den Zweitstimmen“, so Röwekamp.

Auch sei die CDU in Bremen noch verhältnismäßig gut davongekommen, sagt er mit Verweis auf Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. In allen drei Bundesländern hat die Partei stärkere Verluste als in Bremen zu beklagen. Trotz des schlechten Abschneidens auf Bundesebene hält Röwekamp eine Regierung unter CDU-Führung für möglich. „Aus dem Ergebnis leitet sich nicht unbedingt ein Regierungsauftrag ab, aber das gilt auch für alle anderen Parteien.“ 

Aus dem Bundestag scheidet Elisabeth Motschmann (CDU) aus, die nicht mehr kandidiert hatte. Das Gleiche gilt für Frank Magnitz (AfD). Nach vier Jahren ist auch Schluss für Doris Achelwilm (Linke), die dem schlechten Abschneiden ihrer Partei Tribut zollen muss.

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