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Cold Cases So klärt die Bremer Polizei alte Kapitalverbrechen auf

Obwohl die Aufklärungsquote der Bremer Polizei bei Tötungsdelikten hoch ist, werden nicht alle aufgeklärt. Manchmal jedoch gelingt es, den Täter noch Jahrzehnte nach der Tat zu überführen.
12.11.2021, 19:00 Uhr
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So klärt die Bremer Polizei alte Kapitalverbrechen auf
Von Ralf Michel

Was genau versteht die Polizei unter „Cold Cases“?

Jürgen Osmers: Ein Cold Case wird durch die Mordkommission in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Bremen wie folgt definiert: Dem Ermittlungsverfahren liegt ein Kapitaldelikt oder ein Vermisstenfall zugrunde, das bislang nicht vollständig aufgeklärt wurde und bei dem keine weiteren Ermittlungsansätze ersichtlich waren, weshalb die Staatsanwaltschaft das Verfahren eingestellt hat oder es nach Anklageerhebung aus Mangel an Beweisen nicht zu einer Verurteilung gekommen ist.

Gibt es zur Bearbeitung dieser Altfälle eine eigene Abteilung?

Bei der Polizei Bremen werden Cold Cases im Kommissariat K 33 für Kapitaldelikte bearbeitet. Das ist die Mordkommission. Es gibt im K 33 keinen festen Abschnitt, der sich ausschließlich mit den Cold Cases befasst. Diese Altfälle werden neben den aktuellen Fällen mit bearbeitet.

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Wer entscheidet, welcher der Altfälle noch einmal bearbeitet wird? 

Die Bearbeitung und der Umfang der Ermittlungen ist sehr individuell und von Fall zu Fall unterschiedlich, jedoch grundsätzlich sehr zeitintensiv und langwierig. Ausschlaggebend für „neue“ Ermittlungen sind oftmals verbesserte oder gar neue Methoden der kriminaltechnischen Spurensuche und -auswertung. Auch veränderte Lebensumstände von Beteiligten oder Zeugen der Taten führen in einigen Fällen zu einer Aussagebereitschaft gegenüber der Polizei und können so weitere Ermittlungsschritte initiieren.

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Wie viele ungelöste Mordfälle gibt es bei der Polizei Bremen?

Trotz einer seit Jahren sehr hohen Aufklärungsquote im Bereich der Tötungsdelikte bleiben immer wieder Delikte ungeklärt. In der Bremer Mordkommission sind seit den 1960er-Jahren über 60 ungelöste vollendete und versuchte Tötungsdelikte sowie Fälle von Langzeitvermissten, bei denen der Verdacht eines Tötungsdelikts gegeben ist, registriert. 50 davon stammen aus der Zeit seit 1980. Das älteste gelistete Delikt datiert von 1962.

Wie viele Cold-Case-Fälle haben Sie gelöst? Welcher davon lag am längsten zurück?

In Bremen wurden bisher insgesamt fünf Altfälle nachträglich gelöst. Sie datieren aus den Jahren 1971, 1987, 1992 und 1994.

Das Gespräch führte Ralf Michel.

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Zur Person

Jürgen Osmers (60)

ist Leitender Kriminaldirektor und seit März 2020 Leiter der Direktion Kriminalpolizei und des Landeskriminalamtes in Bremen.

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