Die Kriminalstatistik 2017 dürfen sich Innenbehörde und Polizei in Bremen durchaus als Pluspunkt anrechnen. Denn dieses Zahlenwerk hatte eine klare Botschaft: In den meisten Kriminalitätsfeldern ist die Zahl der Straftaten in Bremen im vergangenen Jahr zurückgegangen. Das gilt für Raubdelikte ebenso wie für gefährliche und schwere Körperverletzungen oder Wohnungseinbrüche und wird besonders deutlich bei Kfz-Aufbrüchen, Fahrrad- und Taschendiebstählen.
Nur bei den Straftaten gegen ältere Menschen war eine gegenläufige Entwicklung zu verzeichnen. Hier stiegen die Fallzahlen geradezu sprunghaft an. Die Aufklärungsquote der Bremer Polizei lag insgesamt wie 2016 bei 48,5 Prozent. Diese Zahlen, nicht lange vor der Umfrage von Infratest-Dimap veröffentlicht, könnten dazu beigetragen haben, dass die Zufriedenheit der Bremer mit der Bekämpfung der Kriminalität in den vergangenen zwei Jahren um 16 auf 39 Prozent gestiegen ist.
Dass zugleich trotzdem 57 Prozent der Bremer eher unzufrieden mit der Polizeiarbeit sind, dürfte dagegen etwas mit dem subjektiven Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger zu tun haben. Und dies führt zur nach wie vor größten Baustelle von Innenbehörde und Polizei: Vielen Bürgern fehlt das Grundvertrauen, dass in Bremen energisch genug gegen Kriminelle vorgegangen wird. Was allerdings auch mit der Justiz zu tun haben dürfte, das heißt der Frage, wie vor Gericht mit Straftätern umgegangen wird.
Aus Sicht der Polizei hakt die Kriminalitätsbekämpfung derzeit in erster Linie am fehlenden Personal. Rot-grün hat zwar nachgesteuert und die ursprünglich im Koalitionsvertrag festgelegte Zielzahl von 2540 Polizeibeamten auf 2600 erhöht. Doch ob dies ausreicht, bleibt strittig. Zu hören war zuletzt in Bremen auch die Forderung nach 2900 Polizisten. Um wieder mehr Polizeibeamte zu haben, wurden zuletzt wieder deutlich größere Ausbildungsjahrgänge eingestellt.
124 und 125 Anwärter waren es in den letzten beiden Jahren. 2013 glaubte man noch, mit 43 auskommen zu können. Allerdings führte dies gleich zur nächsten Baustelle: für derart große Jahrgänge reichen die Ausbildungskapazitäten vorne und hinten nicht mehr. Zudem drückt das Problem, dass neue Polizisten, selbst wenn sie denn bewilligt werden, drei Jahre lang ausgebildet werden müssen. Es dauert also, bis die großen Einstellungsjahrgänge tatsächlich im Dienst sind.
Nach derzeitigem Stand soll die Zielzahl von 2600 erstmals 2019 erreicht sein. Mindestens so lange dürfte es also bei der chronischen Überlastung der Bremer Polizei bleiben. Und dies alles vor dem Hintergrund einer Polizeireform, deren Umsetzung sich noch über Jahre hinziehen wird. Und die für viele Bürger nach wie vor in erster Linie als Schließung ihrer liebgewonnenen Polizeireviere wahrgenommen wird.