Der Senat und besonders Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) setzen in dieses Mammutprojekt große Hoffnungen: Seit September vergangenen Jahres arbeiten zahlreiche Experten daran, in welche Richtung sich Bremen und Bremerhaven bis 2035 entwickeln sollen. Hintergrund ist die 2020 in Kraft tretende Neuordnung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen, die für das kleinste Bundesland eine Verbesserung der Haushaltslage im dreistelligen Millionenbereich bringt.
Die Frage, wie dieser zusätzliche Spielraum genutzt werden soll, war 2017 der eigentliche Anstoß für den Zukunftsdialog. Doch wie jetzt herauskommt, kennt ein Großteil der Wähler die Zukunftskommission überhaupt nicht. Ganze 57 Prozent haben noch nie etwas von dem Prozess gehört, elf Prozent finden ihn gut, 20 Prozent sind nicht mit ihm zufrieden und zwölf Prozent haben keine Meinung dazu.
Eine Erklärung für den geringen Bekanntheitsgrad könnte sein, dass der gesamte Prozess bisher ohne direkte Bürgerbeteiligung auskommt und die Treffen der Arbeitsgruppen hinter verschlossenen Türen stattfinden. Eine der größten Aufgabe der Kommission besteht darin, die vielen Anliegen der einzelnen Akteure zu bündeln und Schwerpunkte zu setzen. Denn an Bremens Zukunft sind etliche Menschen beteiligt: Den Vorsitz der Kommission hat Carsten Sieling.
Alle Senatsmitglieder und der Oberbürgermeister von Bremerhaven sind darin vertreten. Der Kommission zugeordnet sind drei Perspektivgruppen zu den Bereichen Infrastruktur, Stadtentwicklung und Qualifizierung. Die Einbindung gesellschaftlicher Akteure und externer Fachleute erfolgt durch den sogenannten Zukunftsrat, dem sowohl Verbände und Institutionen als auch für die vorgesehenen Perspektivthemen jeweils auswärtige Fachleute angehören. Je Arbeitsgruppe wirken so etwa 100 Personen mit.
So wenig Aufmerksamkeit der Zukunftsdialog bisher bei den Wählern findet, bei anderen Akteuren in der Stadt hat er durchaus für Reaktionen gesorgt. Sowohl die Handelskammer, als auch die Arbeitnehmerkammer und die Universität Bremen haben in den vergangenen Monaten eigene Zukunftskonzepte auf den Weg gebracht, mit denen sie in dem Prozess Akzente setzen wollen.
Bei der zweiten Klausur im März verabredeten die Mitglieder der Kommission, bis Juni konkret formulierte Entwicklungsperspektiven für den Zeithorizont bis 2035 zu benennen. Wie sich schon jetzt abzeichnet, wird es dabei unter anderem darum gehen, in welchen Bereichen das Bundesland wachsen sollte.
Der Projektleiter der Zukunftskommission, Christian Bruns, kündigte an, im Juni verschiedene Themen mit der Öffentlichkeit diskutieren zu wollen und stellte mehrere Veranstaltungen in Aussicht. Mitte August soll es zudem eine Plenarveranstaltung geben, um die jeweiligen Arbeitsstände der Gruppen aufeinander abzustimmen. Die Abschlussklausur des Zukunftsdialogs ist für den 15. Oktober vorgesehen.