Was steckt genau hinter den Plänen, auf dem Sparkassengelände am Brill einen Campus entstehen zu lassen? Klare Antworten gibt es darauf noch nicht. „Um welche Bildungseinrichtungen es gehen soll, ist nicht gesagt worden“, berichtet Hellena Harttung von der Präsentation des Investors am Montagabend im Beirat Mitte. Unabhängig davon, dass diese Information bisher fehlt, begrüßt die Ortsamtsleiterin die neue Entwicklung: „Es ist super, dass was kommt und kein ewiger Leerstand befürchtet werden muss.“ Wünschenswert sei allerdings, dass das Areal besser erschlossen werde – zusätzliche Wege, die hindurch führen und Tag und Nacht geöffnet sind.
Der Investor, die Brüder Samuel und Pinchas Schapira aus Israel, wollte ursprünglich die meisten Gebäude abreißen und Neubauten errichten. Lediglich die denkmalgeschützte Kassenhalle wäre stehen geblieben. Diese Pläne scheiterten in den Verhandlungen mit der Stadt. „Schön wäre trotzdem, wenn an der einen oder anderen Stelle Neues entstehen würde“, sagt Harttung. Zum Beispiel, um an dem Ort mitten in der Stadt auch Wohnraum zu schaffen.
Den gleichen Ansatz verfolgt die CDU-Fraktion. Grundsätzlich sei es eine gute Nachricht, dass das Gelände am Brill nach vorne gebracht werden solle, meint Heiko Strohmann. Der Abgeordnete ist in seiner Fraktion für Stadtentwicklung zuständig und moniert eine Leerstelle, die es aus seiner Sicht in den Plänen der Schapiras gibt: „Die Entwicklung von Wohnraum wurde bisher überhaupt nicht mitgedacht.“ Genau das sei aber essentiell, wenn die Innenstadt und vor allem ein Campus belebt werden sollten.
Strohmann erwartet nach eigenen Worten, dass Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) und Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) schnellstmöglich Gespräche mit den Investoren aufnehmen, um die Entwürfe auf der Grundlage des städtebaulichen Werkstattverfahrens zu optimieren. „Wenn es tatsächlich eine Chance für das Areal geben soll, darf der Senat sie nicht wieder wegen mangelnder Kommunikation vertun“, so der CDU-Abgeordnete.
Neue Impulse statt Leerstand
Dass die Neubaupläne für das Sparkassengelände passé sind, sei kein Ruhmesblatt für die Bausenatorin und die Stadtentwicklungspolitik insgesamt, kommentiert Olaf Orb, Innenstadtbeauftragter der Handelskammer. Dass jetzt immerhin Leerstand verhindert und am Brill möglicherweise sogar ein neuer Impuls ausgelöst werde, verdanke Bremen allein dem Wirtschaftsressort und dem Bürgermeister. Sie hätten dafür gesorgt, dass der Investor sich weiterhin zum Standort Bremen bekenne. „Es bleibt aber das Manko, dass es am Brill nun keinen interessanten Hochpunkt mehr geben wird und auch keine bessere Verknüpfung zwischen City und Stephaniviertel“, so Orb.
Durch und durch optimistisch sieht Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) die anstehenden Veränderungen auf dem Sparkassengelände. „Entstehen kann an dieser Stelle ein kraftvoller Ort, der den Brill sehr beleben wird, aber auch weit darüber hinaus ausstrahlt“, so die Senatorin. Der neue Pol werde dazu führen, dass sich die Obernstraße und die Hutfilterstraße zwischen Marktplatz und Brill beleben. Auch für das Faulenquartier selbst entstehe ein starker Anker. Vogt: „Der Brill kann so wieder ein wichtiges Verbindungsglied zwischen Innenstadt und Überseestadt werden.“
Am kommenden Wochenende beginnt der Umzug der Sparkasse zu ihrem neuen Domizil im Technologiepark an der Universität. Rund 600 Mitarbeiter packen ihre Sachen und verlassen die Innenstadt. Ein Verlust an Kaufkraft und Frequenz, der jetzt unter anderem dadurch aufgefangen werden soll, dass ein Teil der alten Gebäude in Zukunft von Bildungseinrichtungen genutzt wird.
Im Gespräch ist dem Vernehmen nach unter anderem die Hochschule. Sie ist bereits am Brill vertreten und betreibt dort seit einem Dreivierteljahr direkt gegenüber vom Sparkassengebäude ein Simulationszentrum zur praktischen Ausbildung in den Studiengängen für Gesundheitsberufe. Auf zwei Etagen werden dafür nach Auskunft der Hochschule insgesamt 1600 Quadratmeter belegt. Genutzt werde die Einrichtung in den Bereichen Pflege, Hebammen und angewandte Therapiewissenschaften für Logopädie und Physiotherapie. Das Studienangebot insgesamt fasst die Hochschule unter dem Stichwort Gesundheitscampus Bremen zusammen. Dazu gehören Kooperationen mit öffentlichen und privaten Trägern.
Campus ist in der Präsentation des Investors für das Sparkassengelände ein wiederkehrender Begriff. Mal heißt es Campus am Brill, mal City Campus am Brill. Die Verbindung zum Gesundheitscampus der Hochschule, unter dem im Endausbau der sehr jungen Studiengänge rund 300 Studierende zu fassen sind, ist aber noch offen. „Es gibt dafür keine Option, wir können das nicht bestätigen“, erklärt Ulrich Berlin, Sprecher der Hochschule. Berlin spricht von einem zusätzlichen Flächenbedarf, der Gegenstand von Gesprächen mit dem Wissenschaftsressort sei: „Die Lösung muss aber Teil eines Gesamtkonzepts sein, außerdem ist die Finanzierung ungeklärt.“