"Wir haben Orangen in allen Größen auf der Bühne." Sopranistin Elisa Birkenheier lacht. Und macht neugierig auf eine ziemlich farbige Inszenierung. Als letzte Musiktheaterpremiere der Saison im Haus am Goetheplatz bringt das Theater Bremen am Pfingstsonnabend "Die Liebe zu den drei Orangen" heraus, Sergej Prokofjews zweite Oper (von sieben) – und seine lustigste. "Es passiert immer etwas, irgendwer fliegt herein, Wände bewegen sich, man sieht verblüffende Requisiten und Kostüme, es gibt ganz viele Überraschungen." So viel verrät die Sängerin schon mal über die Inszenierung von Frank Hilbrich, in der sie eine echte Märchenprinzessin spielt.
Allerdings: Eine klassische Märchenoper ist der 1921 in Chicago uraufgeführte Vierakter nicht. Eher eine surreale Komödie. "Ohne Moral, aber mit hohem Unterhaltungswert", wie Elisa Birkenheier bemerkt. Kurz gefasst, geht es um einen depressiven Erbprinzen, der unbedingt lachen muss, damit sich nicht seine böse Cousine auf den Thron setzt. Als das durch Zufall endlich gelungen ist, wird er verflucht, sich in drei Orangen zu verlieben. Im dritten Akt findet er die riesigen Früchte, mitten in der Wüste schält sich aus Orange drei, ziemlich durstig, ebenjene Prinzessin Ninetta, die Birkenheier verkörpert. Doch kaum gerettet, wird sie von bösen Mächten in eine Ratte verwandelt.
"Es ist eine relativ kurze, aber schöne Partie", sagt die junge Künstlerin, die sich im lyrischen Koloraturfach verortet. "Prinz und Prinzessin singen ein Liebesduett, in dem Prokofjew für einen Moment alle Ironie vergisst." Ihr Prinz ist Tenor Ian Spinetti, und das ist eine besondere Freude für sie: "Wir haben beide an der Essener Folkwang-Universität bei Rachel Robins studiert und uns hier in Bremen wiedergetroffen." Der Brasilianer und die Rheinländerin aus Andernach bei Koblenz kamen beide Ende 2022 an die Weser. Birkenheier – es ist ihr erstes festes Engagement – hat nach kleineren Partien von "Don Carlo" bis "Hello, Dolly!" jüngst als Servilia in Mozarts "Titus" gezeigt, dass sie auch größere Aufgaben gekonnt meistert.
Chor der Exzentriker
In der Prokofjew-Oper tritt sie außer als Prinzessin noch im Chor der Exzentriker auf, der aus zehn der 14 Solisten gebildet wird. Denn es gibt – als weitere Verfremdung – ein Bühnenpublikum, das sich über den Ablauf des Stücks streitet und sogar mitmischt: Fans der Tragödie, Fans der Komödie, Fans des Lyrischen, dazu Hohlköpfe und eben Sonderlinge, Exzentriker. "Die Oper braucht viel Personal, viele übernehmen mehrere Rollen, und so ist es eine echte Ensemblearbeit", betont Birkenheier. Auch vier Studenten der Hochschule reihen sich ein.
Ein Stück außerhalb jeder Konvention: "Darum eignet es sich auch gut als Oper für Einsteiger", findet Birkenheier. "Schon wegen der tollen Musik." Prokofjew denke immer vom Theater her, sei rythmisch prägnant und liebe Kontraste. Da das Ganze mit Pause nur zwei Stunden dauere, sei der Abend auch für ältere Kinder geeignet. "Es wird ein großer Spaß." Der erste Kapellmeister Sasha Yankevych, der damit nach dem "Titus" seine zweite Produktion dirigiert, habe über "Die Liebe zu den drei Orangen" gesagt: "Diese Oper würde ich in die Wüste mitnehmen." Premierenbesucher dürfen sich über den Kunstgenuss hinaus überdies auf eine ganz besondere Erfrischung freuen.
Die Premiere ist am Sonnabend, 18. Mai, um 19.30 Uhr. Die Oper wird auf Deutsch gesungen.