- Warum werden Städte besonders heiß?
- Wie kann man sich kurzfristig schützen?
- Was können Kommunen gegen Hitze tun?
- Was unternimmt Bremen?
- Wo können Bürger sich informieren?
„Wann wird's mal wieder richtig Sommer“, sang der Entertainer Rudi Carrell 1975 und wünschte sich darin „Sonnenschein von Juni bis September“. Diese Freude über warme Sommer schlägt infolge der Klimakrise immer häufiger ins Gegenteil um. Hitzewellen bedrohen nicht nur Ernten oder Wälder, sondern auch die Gesundheit der Menschen, insbesondere jene in Städten. Mehr als 8.000 Menschen starben allein in Deutschland an den Hitzewellen des Jahres 2022, errechnete vor wenigen Tagen ein internationales Forscherteam. In Europa hat sich das Klima schon um gut ein Grad stärker aufgeheizt als im globalen Mittel – und die Erwärmung wird hier weiter überdurchschnittlich schnell ansteigen. Zusätzlich zu Klimaschutzmaßnahmen führt deshalb kein Weg daran vorbei, dass Städte sich anpassen.
Warum werden Städte besonders heiß?
Böden, die mit Beton oder Asphalt versiegelt sind, absorbieren die Wärmestrahlung der Sonne und speichern sie im Boden. Anstelle abendlicher Abkühlung nach Sonnenuntergang hält dann der Boden die Luft weiter heiß. Ähnlich wirken die Mauern der Gebäude, die als zusätzliche Flächen Wärme speichern und Schneisen blockieren, in denen Wind ansonsten für Abkühlung sorgen könnte. Abgase aus Straßenverkehr und Industrie sowie die Abwärme zahlloser Prozesse heizen die Luft zusätzlich auf. Außerdem wachsen in Städten weniger Pflanzen, die Wasser verdunsten und so zur Kühlung beitragen.
Wie kann man sich kurzfristig schützen?
Der Deutsche Wetterdienst warnt vor Hitze. Liegt die gefühlte Temperatur zwei Tage in Folge über 32 Grad, gilt die erste Warnstufe, bei mehr als 38 Grad die zweite. Auch sogenannte Tropennächte, bei denen die Temperatur nicht unter 20 Grad fällt und der Körper sich nicht erholen kann, sind gefährlich. An solchen Tagen sollten Menschen nicht am Nachmittag im Freien körperlich aktiv sein – die heißeste Zeit ist zwischen 15 und 17 Uhr. Nach Möglichkeit sollten Menschen kühle Orte aufsuchen – zum Beispiel Gärten, Parks oder Freibäder, aber auch klimatisierte Einkaufszentren, Bibliotheken oder Kirchen – und deutlich mehr trinken als sonst. Hilfreich ist luftige Kleidung und eine Kopfbedeckung. Wohnungen sollten früh morgens gelüftet werden und tagsüber gegen Sonneneinstrahlung und Wärme geschützt werden.
Was können Kommunen gegen Hitze tun?
Parks, Straßenbäume sowie Fassaden- und Dachbegrünungen können durch Schattenwurf und Verdunstung die Luft erheblich kühlen. Es gibt Beispiele, wie die gleiche Straße, auf der alte Bäume zugunsten von Parkstreifen entfernt wurden, 100 Meter weiter, wo die Bäume noch stehen, acht Grad kühler ist. Schneisen ohne Bebauung können kühle Frischluft in die Stadt transportieren. Auch kleine Bäche oder Seen dämpfen Temperatur-Extreme. Fotovoltaikanlagen verschatten Dächer und halten so Dachgeschosse kühl. Sonnensegel können öffentliche Plätze verschatten.
Darüber hinaus können Kommunen Hitzeaktionspläne entwickeln. Darin wird auch ermittelt, welche Teile der Stadt besonders heiß werden und wo besonders verwundbare Bevölkerungsgruppen leben. Das sind vor allem ältere und chronisch kranke Menschen, aber auch Menschen in schlecht gedämmten Gebäuden. Bei extremer Hitze sollten diese Menschen informiert und möglichst an kühlere Orte gebracht werden können.
Was unternimmt Bremen?
Auf Bundesebene herrscht seit dem Hitzesommer 2003 ein Gerangel zwischen den Ministerien und mit den Bundesländern, wer für Hitzeaktionspläne zuständig ist. 2017 erstellte das Bundesumweltministerium erstmals Handlungsempfehlungen für die Erstellung regionaler Hitzeaktionspläne, einzelne Kommunen und Bundesländer sind seitdem aktiv. Unlängst kündigte der Bundesgesundheitsminister auch einen nationalen Hitzeaktionsplan an.
Bremen reagiert spätestens seit 2018 auf den Klimawandel. Vor fünf Jahren haben Senat, Bürgerschaft und Stadtverordnetenversammlung in Bremerhaven die Klimaanpassungsstrategie beschlossen. Sie umfasst zehn Schlüsselmaßnahmen für die Stadt Bremen, neun für Bremerhaven und neun auf Landesebene. In diesem Jahr soll die Strategie turnusgemäß fortgeschrieben werden.
Der Schutz vor Hitze ist eines der Hauptziele. Die Neufassung des Ortsgesetzes über die Begrünung von Freiflächen und Flachdachflächen soll für mehr kühlende Pflanzen sorgen, Schotter- und Kiesgärten sind seitdem verboten. Seitens der Städte sollen mehr Stadtbäume gepflanzt werden. Außerdem sollen Trinkwasserbrunnen installiert werden. Zehn gibt es bereits.
Bis Ende des Jahres soll ein Hitzeaktionsplan ausgearbeitet sein, der ab 2024 umgesetzt wird. Er erfasst, welche Bereiche der Stadt besonders von Hitze betroffen sind und soll dabei helfen sicherzustellen, dass besonders gefährdete Personen von den Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes erfahren. Geplant ist außerdem, mehr öffentlich zugängliche kühle Räume zu schaffen, über besonders exponierten Plätzen an heißen Tagen Sonnensegel zu spannen und in besonders hitzebelasteten Quartieren langfristig mehr Stadtgrün zu etablieren.
Wo können Bürger sich informieren?
Weitere Informationen, darunter auch zu Fördermitteln für Dachbegrünungen und Bodenentsiegelungen, gibt es unter www.bremer-umwelt-beratung.de und www.klimaanpassung.bremen.de. Denn Hitze ist nicht die einzige Herausforderung für Städte infolge der Klimakrise: Bremen rüstet sich ebenfalls gegen Starkregen und Dürre.