Zu seinem 200-jährigen Bestehen kann sich der Kunstverein Bremen über eine besondere Erweiterung seiner Sammlung freuen. Ein Mäzen, der ungenannt bleiben möchte, schenkt der Kunsthalle das Gemälde „Die Mole (Hafeneinfahrt mit der „Bremen“)“ von Franz Radziwill. Direktor Christoph Grunenberg sieht darin eine wichtige Ergänzung zum bisherigen Bestand an Werken des in Bremen aufgewachsenen Malers.
Das Bild aus dem Jahr 1930 zeigt das Auslaufen des Ozeandampfers „Bremen“ des Norddeutschen Lloyds am 24. Juni 1929, der auf seiner Jungfernfahrt nach New York das Blaue Band für die schnellste Atlantiküberquerung gewann. In Bremen gebaut, war das Passagierschiff ein Symbol für die wirtschaftliche Macht sowie die globalen Reise- und Handelsverbindungen der Hansestadt in der Zwischenkriegszeit.
Radziwll zeigt am linken Bildrand das Molenfeuer des Überseehafens daneben und das riesige, aus dem Bild herausweisende Passagierschiff in das fotorealistischer Nahansicht. Es wirkt hinter dem winzig erscheinenden Schlepper und dem Segelschiff im Vordergrund monumental, aber in der Abenddämmerung auch bedrohlich und unheilvoll.
Das Gemälde, das zur Stilrichtung des Magischen Realismus zählt, unterstreicht Radziwills Begeisterung für technischen Fortschritt und zeigt somit ein Kernthema der Neuen Sachlichkeit. Wahrscheinlich in den 1960er-Jahren ergänzte der Maler den spektakulären Abendhimmel mit der Fata Morgana einer Stadt und einer fantastischen Blattform – dadurch erhält das Gemälde surreale Elemente.
Das Gemälde "Die Mole" wird in der Dauerausstellung in Raum 27 präsentiert. Die Kunsthalle Bremen besitzt nun insgesamt über 30 Werke von Franz Radziwill: sechs Gemälde (darunter eine Dauerleihgabe), zwölf Zeichnungen und 15 Druckgrafiken.