Das Rangieren mit dem sperrigen Wohnwagen macht vielen neuen Campern noch Probleme. Das beobachtet Hans Bahrenburg, Pächter des Reisemobil-Stellplatzes am Kuhhirten auf dem Stadtwerder. Seit die Kontakt- und Reisebeschränkungen gelockert wurden, zählt er rund 20 Prozent mehr Touristen aus Deutschland auf seinem Platz als im Vorjahreszeitraum. Viele seien das erste Mal mit einem Reisemobil auf einem Campingplatz, sagt Bahrenburg.
Nicht nur beim Kuhhirten zeigt sich, dass sich mehr deutsche Urlauber für Campingwagen interessieren. Auch die Zahl der Neuzulassungen von Wohnmobilen bundesweit ist im Mai nach oben geschnellt. Das zeigen Zahlen des Kraftfahrtbundesamts. So wurden zwar nur halb so viele Pkw zugelassen wie im Vorjahresmonat. Aber die Wohnmobile verzeichneten ein Plus von 29 Prozent.
Wie der Caravaning Industrie Verband (CIVD) mit Sitz in Frankfurt am Main zeigt, lässt sich der Trend bei den Neuzulassungen auch in Bremen und Niedersachsen beobachten. Demnach wurden im Mai in Bremen mehr als 1000 Reisemobile und 400 Caravans zugelassen. Das entspricht einem Plus von mehr als zehn Prozent. Daniel Rätz, Sprecher des Verbands, erklärt sich den Anstieg mit einem Nachholeffekt aus dem April, in dem nur wenige Reisemobile verkauft werden konnten. Aber es würden auch mehr Menschen auf Reisemobile umsteigen, sagt Rätz. Grund dafür sind ihm zufolge die Auswirkungen der Pandemie, die viele Menschen von Fernreisen abhielten.
Viele Campingbegeisterte entscheiden sich jedoch nicht für den Kauf, sondern oft auch für einen geliehenen Wohnwagen. 1500 davon werden über das bundesweite Camper-Portal Wobi angeboten. Laut Geschäftsführer Marek Ryszka ist die Nachfrage in den vergangenen Wochen dort um bis zu 25 Prozent gestiegen. So viele Wohnwagen seien bereits vergriffen, als dass Bremer und Niedersachsen häufig in andere Bundesländer reisen müssten, um noch ein Urlaubsgefährt zu bekommen. Auch der Verleih McRent in Bremen meldet eine gestiegene Nachfrage. Allerdings verzeichnet das Unternehmen nicht wesentlich mehr Buchungen als im vergangenen Jahr.
Extrem hohen Nachfrage nach Camping
Haben Urlauber einen Wohnwagen gemietet, könnten sie dennoch vor einem Problem stehen. Denn viele Campingplätze sind voll. Nils Linge, Sprecher des ADAC Weser-Ems, spricht von einer „extrem hohen Nachfrage nach Camping in Deutschland“. Viele Plätze meldeten Vollbelegung oder hätten nur noch sehr wenige Plätze frei. Auf seinem Campingportal Pincamp listet der ADAC rund 800 Stell- und Zeltplätze in Deutschland. Der Leiter der Plattform, Uwe Frers, sagt: „Im Mai und Juni hat sich die Suche nach deutschen Campingplätzen auf Pincamp gegenüber dem Vorjahr vervierfacht.“ Er rät allen Urlaubern, die noch nicht fündig geworden sind: „Vor Antritt der Reise den Wunschplatz online buchen, sonst läuft man Gefahr, keinen Platz mehr zu finden.“ Besonders beliebt sind nach ADAC-Angaben Campingplätze an der Nord- und Ostsee sowie in Bayern. Empfohlen wird deshalb, auch andere Bundesländer zu erkunden.
Noch lange nicht ausgebucht ist offenbar der Platz von Hanse Camping am Bremer Stadtwaldsee. Betreiberin Vera Klinker-Emde klagt: Die Nachfrage sei – außer an den Feiertagen Pfingsten und Fronleichnam – deutlich geringer als im vergangenen Jahr. Insgesamt 40 Prozent weniger Gäste würden am Unisee ihr Lager aufschlagen. Zuwächse bemerkt sie lediglich bei den Gästen ohne Wohnwagen. Sie reisten mit Fahrrad und Zelt an.