Wer in der Stadt eine passende Wohnung findet, hat Glück. Wer dazu noch eine Garage nutzen kann, hat doppeltes Glück. In dicht bebauten Bremer Quartieren, zum Beispiel im Viertel, in der Neustadt oder in Walle sind Garagen gefragt – besonders bei Familien. Denn in vielen Altbremer Häusern gibt es keinen Platz, um Fahrräder, Kinderanhänger oder auch nur den Kinderwagen abzustellen.
Deshalb suchen Familien teils dringend eine externe Garage zur Miete. So ging es auch Carla Saradeth und ihrem Partner. Die Familie aus der Neustadt hat einige Monate nach einer Garage gesucht. "In der Stadt sind wir meistens mit dem Rad unterwegs, und mit zwei Kindern hat man auf einmal einen Riesenfuhrpark – die eigenen Räder, die Kinderräder und einen Fahrradanhänger", sagt die 29-jährige Nautikerin. "Dafür braucht man einen gesicherten Abstellraum, auf dem Gehweg kann man das nicht einfach parken."
Schließlich hatten sie Glück und fanden eine Garage, sogar direkt nebenan. Doch als das zweite Kind kam, zog die Familie in eine größere Wohnung – nicht weit weg, aber nicht mehr neben der Garage. Doch auch die neue Wohnung hat keinen passenden Platz für Fahrräder, nur einen Keller mit enger Treppe.
"Nicht mal Platz für den Kinderwagen"
Seit dem Umzug ist für die Eltern jetzt stets ein kleiner Fußmarsch mit den Kindern im Schlepptau angesagt, um die Räder zu holen. Doch aufgeben wollen sie die Garage nicht. Zu wichtig ist ihnen der Abstellplatz: "Man möchte ja irgendwie mobil sein mit Kindern und nicht jedes Mal einen Riesenaufwand betreiben – teilweise gibt es nicht mal einen Platz für den Kinderwagen", sagt Saradeth. "Für Familien ist das ein Problem."
Kostenloses Parken für Autos werde kaum infrage gestellt, findet sie: "Riesige Autos kann man einfach überall abstellen, aber Besitzer von Fahrrädern und Lastenrädern schauen in die Röhre." Sie erzählt: "Ich habe schon scherzhaft drüber nachgedacht, uns einen Pferdeanhänger vors Haus zu stellen, wo man die Räder einfach reinpacken kann.“
Garagen für Fahrräder zu nutzen, ist in Bremen erlaubt. Viele andere Nutzungen sind dagegen nicht legal – und dennoch in der Stadt weit verbreitet. Etliche Bremer Garagen dienen als Lagerplatz oder Hobbywerkstatt; sie werden zum Homeoffice-Büro oder Gästezimmer umfunktioniert.
Dass Garagen in dicht besiedelten Quartieren begehrt sind, bestätigt Astrid Verena Dietze. Sie ist seit April Ortsamtsleiterin für die Östliche Vorstadt und war zuvor lange Stadtteilmanagerin in der Neustadt. "Klar, Parkraum ist knapp und total begehrt", sagt sie. "Einige suchen auch für ihre hochwertigen Fahrräder eine Garage, gerade für teurere E-Bikes." Und die Zunahme von Lastenrädern führe zu ähnlichen Parkproblemen wie bei Autos: "Wo parken wir denn die ganzen Lastenräder?", fragt Dietze.
Manche Autos sind zu groß für die Garagen
In manchen Straßen im Viertel oder in Findorff sind die Garagen auch nur noch schwer klassisch zu nutzen: Wenn die Straßen eng und vollgeparkt sind und die Garagenauffahrten kurz und steil, ist es teils schwer, das Auto überhaupt noch in die Garage zu bugsieren. Und einige Autos sind heute so groß, dass sie in die Garagen schlicht nicht mehr hineinpassen, hört man etwa aus Findorff. Nicht nur deshalb nutzen viele Garagenbesitzer den Abstellplatz längst anders – und parken ihr Auto kurzerhand vor der Einfahrt.
Doch genau das ist auch ein klassischer Konfliktherd. "Das Parken vor den Garagen ist immer ein Aufreger", sagt Dietze. Mal bestehe der Garageneigentümer darauf, dass der Platz vor der Einfahrt stets als Parkplatz für sein Auto freigehalten werden müsse. Dann wieder kämen Garagennutzer gar nicht in ihre Garage hinein, weil andere die Auffahrt zuparkten. Der Parkdruck in innerstädtischen Quartieren ist groß – und der knappe Raum umkämpft.
Einen anderen Blick darauf hat Steffen Eilers, Bremer Architekt. Er war lange Beiratssprecher für die Östliche Vorstadt und hat viele Debatten über Parkprobleme und Garagen mitbekommen. Die Mehrheit der Garagen in der Östlichen Vorstadt werde längst nicht mehr für Autos genutzt, weil die Zufahrten schlicht nicht mehr funktionierten, stellt er fest. "Wenn man die Garage als Gästezimmer oder anderweitig zu Wohnzwecken nutzt, muss man sich das genehmigen lassen", sagt der Architekt. Meist stimme die Baubehörde der Umnutzung zu: "Und dann entfällt auch die Pflicht, die Zufahrt freizuhalten." Er sieht in der Garagen-Umnutzung sogar einen Vorteil für das Parken: "Eine Garage, die für ein Auto genutzt wird, nimmt zwei Parkplätze davor weg, weil dann die Auffahrt freigehalten werden muss." Eilers ist überzeugt: "Generell sind Privatgaragen nicht geeignet, um das Problem des Parkdrucks zu lösen, das geht nur mit weniger Autos."
Wer ganz klassisch einen Garagenplatz für sein Auto sucht, hat es aber auch nicht in allen Bremer Stadtgebieten schwer. Das sagt Cornelia Wiedemeyer, Leiterin des Ortsamts West. Zum Teil gebe es durchaus freie Plätze in Parkgaragen – zum Beispiel in einer von der Brepark betriebenen Quartiersgarage hinter der Gröpelinger Stadtbibliothek, in der Tiefgarage einer studentischen Wohnanlage in Findorff und in einem Parkhaus in der Überseestadt. Wiedemeyer stellt fest: "Viele hätten gern eine Garage, aber die Leute wollen nicht weit laufen und nicht viel bezahlen."