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Mit wenig viel erreichen Plakatkampagne gegen Sexismus in Bremen

Zehn Tage hingen 120 Plakate in Bremen und umzu, die eine klare Botschaft gegen Sexismus in der Werbung transportierten. Die Resonanz sei positiv gewesen, sagen die Plakat-Entwickler der Uni Bremen.
04.07.2017, 12:21 Uhr
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Plakatkampagne gegen Sexismus in Bremen
Von Jan-Felix Jasch

Der Satiriker und Moderator Jan Böhmermann hat es getwittert. Die feministische Organisation Pinkstinks hat es gelobt. Die Rede ist von einem Werbeplakat, das Studierende der Universität Bremen während eines Seminars entworfen haben. Es zeigt US-Präsident Donald Trump in einer schematischen Darstellung, dazu die Textzeilen „Make Werbung great again“ und „Nein zu sexistischer Werbung“. Die Botschaft gegen Sexismus auf dem Plakat ist deutlich – und bewusst provozierend.

„Wir wollten mit dem Entwurf aktuell sein und Aufmerksamkeit erzielen“, sagt Vanessa Strauch, eine Studierende aus der Gruppe, die das Trump-Plakat entworfen hat. Auch das Design war bewusst reduziert gestaltet. „Es sollte einfach sein“, sagt Strauch. Was gar nicht so einfach ist, erzählt Rüdiger Storim. Er ist Geschäftsführer des Werbeflächenvermarkters Ströer, der das Seminar mitbetreut und die Plakatflächen zur Verfügung gestellt hat.

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„Es ist am schwierigsten, etwas Einfaches zu entwickeln“, sagt er. Dem medialen Echo zufolge ist es den Studierenden gut gelungen. Es war ein überwiegend positives Echo. Aber die Studierenden wollten es genauer wissen. Sie wollten wissen, wie es bei den Menschen angekommen ist. Dafür haben sie vier Tage lang an verschiedenen Orten über 500 Bremerinnen und Bremer zu ihrer Meinung befragt.

Projektarbeit mit tollem Ergebnis

Die Ergebnisse sind positiv – auch, wenn sie auf den ersten Blick vielleicht nicht so aussehen mögen. Nur einem Drittel ist in den Tagen vor der Befragung überhaupt ein Werbeplakat aufgefallen. Allerdings war es bei einem Drittel von dieser Gruppe immerhin das Plakat der Studierenden. Eine tolle Zahl, wie sie während der Präsentation klar machten. Sogar die besten Zahlen, die eine Projektarbeit in den vergangenen Jahren erreicht hat.

Auch die Landesbeauftragte für Frauen und Leiterin der Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF), Ulrike Hauffe, ist begeistert. „Das hätte ich nicht gedacht“, sagt sie. Sogar als sie erfährt, dass nur neun Prozent der Befragten die ZGF kennen, reagiert sie mit Humor. „Ich hätte gedacht, es seien noch weniger.“

Das Plakat hing an 120 Werbeflächen in und um Bremen, insgesamt zehn Tage stellte die Firma Ströer diese kostenfrei zur Verfügung. Die Firma lud die ZGF ein, das Seminar thematisch zu begleiten. Eine Chance, die sich Ulrike Hauffe nicht entgehen ließ. „Das ist ein Geschenk für uns“, sagt sie. Bewusst entschied sich die ZGF für den Entwurf mit Donald Trump. „Das ist nicht das, was man mit einer Behörde verbindet“, erklärt Hauffe. „Wir wollten frech, hipp und schräg sein.“

Aufklärungsarbeit notwendig

Das ist zumindest ein Teil des richtigen Weges, wie die Studierenden während ihrer Präsentation darlegen. Auffällig an ihren Ergebnissen ist, dass sich vor allem junge Leute von dem Plakat und der Arbeit gegen Sexismus in der Werbung ansprechen lassen. In diesem Bereich ging also das Konzept der ZGF auf. Jedoch bei Befragten ab 50 finde das Thema wenig Anklang und kaum jemand setze sich aktiv gegen Sexismus ein. Die ZGF müsse junge Leute weiter ansprechen, aber auch mehr Aufklärungsarbeit bei den über 50-Jährigen leisten, empfehlen die Studierenden.

Bereits im April verabschiedete der Senat Leitlinien, die es ermöglichen, dass sexistische Plakate auf öffentlichen Werbeflächen abgehängt werden. Die ZGF ist eine Stelle, bei der sich Menschen beschweren können, wenn sie glauben, sexistische Werbung zu sehen. Und auch dazu haben sich die Studierenden Gedanken gemacht. Sie schlagen eine Handy-App vor, mit der sich Fotos von Plakaten hochladen und mit dem Standort verknüpfen lassen. Auch weitere Werbemaßnahmen seien sinnvoll. Ein Vorschlag, den sich die ZGF zu Herzen genommen hat: Sie ließ bereits Postkarten in drei verschiedenen Motiven drucken. Diese werden in Kneipen verteilt und ausgelegt.

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Botschaft des Plakates ankam – auch, wenn sie vereinzelt negative Reaktionen hervorrief. Einige Menschen kritisierten, dass man ausgerechnet mit dem US-Präsidenten werbe, der nicht gerade mit einem Anti-Sexismus-Kurs auffalle. Aber genau das sei ein Hauptgrund für die Wahl der Studierenden und der ZGF gewesen. Man wollte Aufmerksamkeit erregen – und zumindest die Befragung legt nahe, dass dies auch gelungen ist.

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