- Was schlägt die FGSV vor?
- Wie reagiert die Bremer Verkehrsbehörde auf den Vorschlag?
- Was sagen Bremer Verkehrspolitiker?
- Wie argumentiert die FGSV?
- Wie würde sich die Zahl der Parkplätze verändern?
- Was fordert der ADAC?
Die Autos auf deutschen Straßen sind heute im Durchschnitt breiter, länger, höher und schwerer als vor zehn Jahren. Größere Autos brauchen mehr Platz auf der Fahrbahn, aber auch beim Parken. Weil die Parkplätze in den vergangenen Jahren nicht mitgewachsen sind, empfiehlt die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) nun eine Anpassung. Ein jüngst veröffentlichtes Regelwerk sieht vor allem breitere Stellflächen vor. In Bremen findet der Vorschlag wenig Zustimmung.
Was schlägt die FGSV vor?
Parkplätze, die nebeneinanderliegen, sollen zukünftig 2,65 statt 2,50 Meter breit sein. Der Bericht der FGSV bezieht sich auf Stellflächen in Parkhäusern und Tiefgaragen sowie im öffentlichen Raum. Für Parkplätze in Längsrichtung am Straßenrand, wie es sie auch in Bremen oft gibt, ist laut FGSV eine Anpassung der Breite von zwei auf 2,15 Meter denkbar – sofern dafür ausreichend Fläche zur Verfügung steht. Die Empfehlungen gelten insbesondere für neu anzulegende Stellflächen, könnten aber auch Auswirkungen auf Bestandsparkplätze haben.
Wie reagiert die Bremer Verkehrsbehörde auf den Vorschlag?
Eher skeptisch. "In Bremen sind die Straßenräume oft sehr eng und lassen schon im Bestand kaum Platz für alle Nutzungsansprüche", sagt René Möller, Sprecher von Verkehrssenatorin Özlem Ünsal (SPD). Eine mögliche Verbreiterung werde von daher "eher selten zur Anwendung kommen". Grundsätzlich müsse man die Planungen von den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten abhängig machen und im Einzelfall entscheiden.
Was sagen Bremer Verkehrspolitiker?
"Ich finde die Vorstellung absurd", sagt Grünen-Verkehrspolitiker Ralph Saxe. Die ausgeprägte Infrastruktur für Autos im öffentlichen Raum noch weiter zu stärken, sei nicht zeitgemäß. Saxe verweist auf die Bremer Klima-Enquetekommission. Es sei Konsens, dass Bremen weniger Autoverkehr wolle. Die zunehmende Breite der Fahrzeuge zeige sich bereits dadurch, dass die Autos immer weiter auf den Gehwegen stünden. "Jeder kann sich so viele SUV kaufen, wie er will, aber das sollte man nicht noch mit Anreizen unterstützen", so Saxe. Auch CDU-Verkehrspolitiker Michael Jonitz ist eher skeptisch. Keinesfalls dürfe man Parkraum zulasten des Fuß- und Radweges umgestalten, sagt er. Für Parkplatzprobleme gebe es klügere Lösungen – zum Beispiel Quartiersgaragen.
Wie argumentiert die FGSV?
Die FGSV fühlt sich mitunter missverstanden. Eine Anpassung des Regelwerks – die vorherige Version stammt aus dem Jahr 2005 – sei notwendig gewesen. Man bilde mit den Empfehlungen lediglich die Entwicklungen am Pkw-Markt ab, ohne diese gutzuheißen. "Das ist eine Entwicklung, die wir nicht begrüßen, im Gegenteil. Öffentlicher Raum sollte so wenig wie möglich zum Parken genutzt und schon gar nicht durch noch größere Parkplätze weiter eingeschränkt werden", so Petra Schäfer. Sie ist Professorin für Verkehrsplanung an der Frankfurt University of Applied Sciences und leitet bei der FGSV den Arbeitsausschuss "Ruhender Verkehr". FGSV-Sprecherin Stefanie Karrenbrock bekräftigt: "Wir wollen die Verkehrswende." Belange aller Verkehrsteilnehmer würden im Regelwerk berücksichtigt; in den Gremien seien beispielsweise auch Vertreter des ADFC aktiv.
Wie würde sich die Zahl der Parkplätze verändern?
Mit dem neuen Regelwerk gebe man den Kommunen das Handwerkszeug, um weniger Parkplätze zu schaffen, sagt Karrenbrock. Ihre Argumentation: Eine Parkfläche, die jetzt beispielsweise zehn Parkplätze in Schrägaufstellung beinhaltet, würde bei Anpassung der Parkplatzbreiten zukünftig acht oder neun Stellplätze umfassen. Was für den Bestand gelten mag, ist bei Neubauten fraglich – Kommunen könnten sich auch dafür entscheiden, die Zahl der Parkplätze trotz gestiegener Breite nicht zu reduzieren. Eine insgesamt größere Parkfläche wäre die Folge. Karrenbrock hält dagegen, dass neue Parkplätze hauptsächlich in Parkhäusern und Tiefgaragen entstünden. Darauf ziele die FGSV-Empfehlung hauptsächlich ab. Letztlich müssten die Kommunen selbst entscheiden, welche Strategie sie im öffentlichen Raum verfolgen wollten.
Was fordert der ADAC?
Der ADAC fordert bereits seit längerer Zeit breitere Parkplätze in Parkhäusern und Tiefgaragen. Die Diskussion sei dementsprechend nicht neu, sagt Nils Linge vom ADAC Weser-Ems. In neu anzulegenden Parkhäusern, zum Beispiel in den von der Bremer CDU immer wieder geforderten Quartiersgaragen, kann sich auch Verkehrspolitiker Jonitz breitere Parkplätze vorstellen.