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Platz für 800 Menschen Neues Hulsberg-Viertel: So werden die Flüchtlinge untergebracht

Der Sozialausschuss des Beirats Östliche Vorstadt ließ sich über die Geflüchtetenunterkünfte im Neuen Hulsberg-Viertel informieren. So sollen die Flüchtlinge untergebracht und betreut werden.
21.12.2023, 05:00 Uhr
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Neues Hulsberg-Viertel: So werden die Flüchtlinge untergebracht
Von Sigrid Schuer
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In der letzten Sitzung des Jahres ließen sich die Mitglieder des Fachausschusses Soziales, Wirtschaft, Kultur und Sport des Beirats Östliche Vorstadt über die aktuelle Situation in den Geflüchtetenunterkünften auf dem Gelände des Neuen Hulsberg-Viertels informieren. Auch Anwohner waren zu der Sitzung gekommen. Die bündnisgrüne Beirätin Karin Grafe hatte nach eigenen Angaben den Informationsabend angeregt, bei dem auch Hilfsangebote ausgelotet werden sollten. Rede und Antwort standen unter anderem Petra Kodré, im Sozialressort für Flüchtlingsfragen zuständig, sowie Vertreter der Arbeiterwohlfahrt (Awo), unter ihnen Abteilungsleiter Uwe Eisenhut. Die Awo wird die Unterkünfte betreiben.

Wie viele Geflüchtete werden auf dem Gelände untergebracht?

Wegen technischer Schwierigkeiten geht die erste Leichtbauhalle erst in diesen Tagen und damit rund einen Monat später als geplant in Betrieb. Dort sollen 440 Geflüchtete untergebracht werden, die aus Syrien, der Ukraine und der Türkei stammen. Diese Menschen werden zunächst von 22 in Vollzeit beschäftigten Mitarbeitern der Awo betreut. Die zweite Geflüchtetenunterkunft soll im März folgen. Der Bauantrag dafür liegt bereits vor. Sie soll mit weiteren 360 Geflüchteten belegt werden. Petra Kodré betonte auf Nachfrage, dass es sich nicht um unbegleitete minderjährige Ausländer (UMAs) handele, sondern dass Familien und Alleinreisende im mittleren Alter die Leichtbauhallen beziehen werden. Die Geflüchtetenunterkünfte sind Landeserstaufnahmestellen, dementsprechend hoch könne die Fluktuation wegen der anschließenden Umverteilung sein, sagte Kodré. Es könne aber auch sein, dass manche Geflüchtete bis zu neun Monaten blieben. 

Was sagen Anwohner?

In einigen Redebeiträgen wurde die Sorge vor einer möglichen Überforderung des Stadtteils durch eine plötzliche Verdoppelung der Geflüchtetenzahlen geäußert. Sowohl die Awo als auch Petra Kodré erwiderten, dass sie diese Sorgen verstehen könnten, aber angesichts des Flüchtlingszustroms bleibe keine Wahl. "Die Menschen dürfen nicht obdachlos werden", betonte Kodré. Derzeit sind in Bremen rund 6000 geflüchtete Menschen in Übergangswohnheimen und in der Landeserstaufnahmestelle untergebracht. Zum Vergleich: In Hamburg sind es 45.000 Menschen. Im Neuen Hulsberg-Viertel werde rund um die Uhr ein Sicherheitsdienst vor Ort sein, der sich eng mit den Kontaktpolizisten vernetzen solle, sagte Kodré. Und Uwe Eisenhut versicherte: Sollten Probleme auftauchen, dann werde sofort gegengesteuert.  

Wie sieht es mit der Versorgung aus?

Die Geflüchteten werden in Vierer- beziehungsweise Achter-Zimmern untergebracht. Toiletten- und Dusch-Container werden separat aufgestellt. Wegen der mangelnden Privatsphäre sei "das natürlich alles andere als ideal, besonders für die Kinder", räumte Kodré ein. Es werde eine mobile ärztliche Versorgung auf dem Gelände eingerichtet, um zu verhindern, dass die Notfallaufnahme auf dem Klinik-Gelände zu stark beansprucht werde. Die ankommenden Kinder werden weder Schulen noch Kitas im Quartier besuchen, dazu sei die Aufenthaltsdauer in der Landesaufnahmestelle zu gering, sagte Kodré. Dafür soll eine Hausbeschulung durch ein multikulturelles Team erfolgen, koordiniert durch das Bildungsressort. Zudem sind zwei Versorgungszelte eingerichtet worden, in denen drei Mal täglich von Caterern eine Mahlzeit serviert wird. Die Zelte verfügen auch über Stühle und eine Tafel. Dort könnten Projekte durchgeführt werden, sagte Eisenhut. Oder es könne eine mobile Kinderbetreuung angeboten werden.

Welche Hilfsangebote sind geplant?

Wie auf der Sitzung angemerkt wurde, habe das Quartier bereits 2015 viel Hilfsbereitschaft gezeigt. Die jetzigen Angebote laufen bei Max Petermann von der Awo zusammen. Seine E-Mail-Adresse: max.petermann@awo-bremen.de. Auch die Friedensgemeinde möchte, wie schon 2015, Räume etwa für Angebote wie Sprachcafés, bei denen Sprachmittler migrantischer Kulturvereine mit eingebunden werden sollen, oder zur Erteilung von Nachhilfe-Unterricht zur Verfügung stellen. Von der Friedensgemeinde war Pastor Jasper von Legat anwesend, für die St.-Petri-Domgemeinde Pastorin Ingrid Witte. Mit im Unterstützungsboot ist auch das Afrikanetzwerk.

Am 16. Januar soll in der Friedensgemeinde ein Koordinierungs- und Informationstreffen veranstaltet werden, bei dem geklärt werden soll, wer Lust hat, sich zu engagieren. Informationen sind aber auch zeitnah auf der Website des Ortsamtes Bremen Mitte/Östliche Vorstadt zu finden. Es gibt zudem Pläne, eine eigene Website, ein Spenden-Konto sowie eine Kleiderkammer einzurichten. Zunächst einmal müssten allerdings die notwendigen Bedarfe ermittelt werden, bilanzierte Uwe Eisenhut. Es gebe auch die Möglichkeit, sich bei dem Portal "Gemeinsam in Bremen" zu melden, die Freiwilligen-Agentur möchte ebenfalls mit eingebunden werden.

Was ist mit den Kindern?

Sorge wurde in der Sitzung auch deshalb geäußert, wie es den Kindern ergehen möge, die monatelang auf einer Baustelle leben müssten. Die Frage, ob auch genügend Spielgeräte aufgestellt werden, wurde von Kodré bejaht. Anwohnerin Hilde Kohake brachte den kleinen Klinik-Park ins Spiel, der derzeit abgezäunt sei. Wenn dort die Zäune entfernt werden würden, dann hätten die Kinder die Möglichkeit, sich draußen frei zu bewegen. Denn der Anteil der Kinder sei mit 35 Prozent relativ hoch, sagte Kodré. Auch die Anbindung des Hood-Trainings sei durchaus denkbar.

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