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Bilanz für 2022 Zugverspätungen im Großraum Bremen nehmen weiter zu

Mehr Verspätungen, mehr Ausfälle: Die Jahresbilanz für den regionalen Zugverkehr im Großraum Bremen zeigt eine negative Tendenz. Welche Züge besonders oft zu spät kommen – und was die Gründe sind.
17.04.2023, 05:00 Uhr
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Zugverspätungen im Großraum Bremen nehmen weiter zu
Von Felix Wendler

Regionalzüge im Großraum Bremen werden zunehmend unpünktlicher. Die Zahl der Verspätungen hat im vergangenen Jahr in allen sechs Teilnetzen zugenommen – mitunter deutlich. Auch die Ausfallquote ist in einigen Netzen gestiegen. Das geht aus dem Bericht zum Schienenpersonennahverkehr (SPNV) hervor, den die Bremer Verkehrsbehörde jährlich erstellt und der Fachdeputation vorlegt. Zu den Teilnetzen gehören zum Beispiel die Regio-S-Bahn der Nordwestbahn (NWB) sowie das Expresskreuz der DB Regio, das Hannover mit Norddeich/Mole und Bremerhaven mit Osnabrück verbindet.

Welche Züge kommen wie oft zu spät?

90,3 Prozent aller Regio-S-Bahnen waren im vergangenen Jahr pünktlich – im Vorjahr hatte der Wert bei 92,6 Prozent gelegen. Ein Zug gilt bei einer Verspätung von maximal fünf Minuten als pünktlich. Auf einen Pünktlichkeitswert von 85,2 Prozent kommt das Expresskreuz der DB Regio (2021: 90,6 Prozent). Jeder vierte Metronom-Zug im Hanse-Netz, zu dem die Strecke Bremen-Hamburg gehört, war im vergangenen Jahr mehr als fünf Minuten zu spät. Auch auf die NWB-Züge im Weser-Ems-Netz mussten Fahrgäste zuletzt häufiger warten – der Pünktlichkeitswert ist von rund 87 auf 83 Prozent zurückgegangen. Wegen der vielen eingleisigen Abschnitte hatte NWB-Regionalleiter Robert Palm dieses Netz zuletzt als "Sorgenkind" bezeichnet. Vertraglich vereinbart ist für alle Netze ein Pünktlichkeitswert von 95 Prozent – dieser wird seit Jahren fast ausnahmslos verfehlt.

Warum kommen die Züge zu spät?

Der Bericht verweist auf die starke Auslastung des Bahnknotens Bremen – nicht nur durch den Personenverkehr. "Durch zusätzliche Güterverkehre verschlechtert sich die Pünktlichkeit im Gesamtsystem ab einem bestimmten Auslastungsgrad annähernd exponentiell", heißt es in den Erklärungen. Dieser Satz stand wortgleich bereits im Vorjahresbericht. Gunnar Polzin, Abteilungsleiter in der Bremer Verkehrsbehörde, sprach in der jüngsten Deputationssitzung ebenfalls von einem immer stärker überlasteten Netz. Auch den Personalmangel nannte er als Problem: Unter anderem die Arbeitszeiten schreckten viele Menschen ab. Zuletzt sind bei der NWB zudem viele Nachwuchs-Lokführer durch die Prüfung gefallen, weshalb das Unternehmen den Fahrplan für April ausgedünnt hat.

Wie viele Züge fallen aus?

Die Statistik unterscheidet zwischen geplanten und ungeplanten Ausfällen. Geplante Ausfälle entstehen zum Beispiel durch Bauarbeiten. In der Regel werden diese Ausfälle frühzeitig angekündigt und teilweise durch Busverbindungen aufgefangen. Ungeplante Ausfälle sind beispielsweise auf das Wetter oder technische Probleme zurückzuführen. Laut Verkehrsvertrag sollte der Anteil ungeplanter Ausfälle maximal ein Prozent betragen. Im vergangenen Jahr wurde dieser Wert in fünf von sechs Teilnetzen um mindestens das Doppelte überschritten – im Hanse-Netz um das Sechsfache. Geplante Ausfälle haben sich bei der NWB annähernd verdoppelt. In beiden Netzen betrug die Quote im vergangenen Jahr 4,2 Prozent.

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Was war im vergangenen Jahr besonders?

Das Neun-Euro-Ticket hat laut Bericht an einigen Tagen zu überfüllten Zügen und verspäteten Abfahrten geführt. Betroffen waren demnach die Regionalzüge der DB sowie die Metronom-Züge im Hanse-Netz. Insgesamt zeigt sich die Verkehrsbehörde mit dem Tarifexperiment auf der Schiene aber zufrieden: "Es gab weniger Störungen aufgrund deutlicher Überbelastungen, als anfangs befürchtet", heißt es. Die Pandemie spielte 2022 in doppelter Hinsicht eine Rolle: Zum einen waren dem Bericht zufolge immer noch zehn Prozent weniger Fahrgäste mit den Regionalzügen unterwegs als im Jahr 2019. Zudem hätten "deutlich erhöhte Erkrankungsquoten" zum Jahresende zu personalbedingten Zugausfällen geführt. Negative auf die Ausfallquote in allen Netzen habe sich der Sturm "Zeynep" im Februar ausgewirkt.

Was hat sich positiv entwickelt?

Die Ausfallquote der DB-Regionalzüge ist zurückgegangen. Außerdem werden im Bericht "wesentliche Angebotsverbesserungen" bei der NWB erwähnt. Neu ist die Expresslinie RS 30, die zwischen Bremen, Oldenburg und Bad Zwischenahn im Stundentakt verkehrt. Durch neue Triebwagen habe die NWB zudem ihre Sitzplatzkapazitäten erhöhen können – beispielsweise in den morgens verkehrenden Zügen zwischen Vegesack und dem Hauptbahnhof von 300 auf 460.

Was plant die Politik?

Der SPNV-Bericht soll im Herbst ausführlich in der Verkehrsdeputation diskutiert werden. Laut Gunnar Polzin will die Behörde dazu auch Vertreter der Deutschen Bahn einladen.

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