Ein Teil der Eltern empfindet es als Zumutung, ihrem Kleinkind zweimal pro Woche ein Stäbchen in die Nase zu schieben. Sie fürchten, ihr Kind könne durch häufige Corona-Tests traumatisiert werden. Andere finden das Testen zentral zum Schutz in den Kitas und formulieren: „Das ist nicht schlimmer als Popeln.“ Unterdessen stößt auch die Masken- und Testpflicht für Schulkinder in Bremen auf Widerstand, mehrere Eltern klagen vor Gericht dagegen.
Gerade die geplanten Nasenabstriche für Kleinkinder polarisieren in den Familien. Vorgesehen ist, dass Eltern ihr Kita-Kind auf freiwilliger Basis zweimal pro Woche testen, sobald die dafür von der Behörde bestellten Schnelltests da sind. Das Thema sorgt für emotionale Reaktionen und teils heftige Diskussionen unter Eltern, die auch in sozialen Medien ausgetragen werden. Manche Gegner sprechen dort von Kindesmisshandlung. Manche Befürworter fordern, wer nicht teste, solle seine Kinder „mit Rotz bitte zu Hause lassen“.
Kathrin Horne ist eine Befürworterin der Abstriche. „Ich finde freiwillige Tests total super und bin über jedes Kind froh, dass dabei mitmacht“, sagt die Mutter eines Vierjährigen. Die Tests gäben ihr ein besseres Gefühl für den Schutz der Erzieherinnen, Kinder und Eltern der Kita-Gruppe. Den Nasenabstrich hat sie mit ihrem Sohn vor Treffen mit Großeltern schon mehrmals gemacht: „Es ist nicht so toll, aber auch kein Drama, bei unserem Kind ist es unproblematisch.“ Die Tests hätten sie als Eltern ihrem Kind als „Errungenschaft verkauft“, schildert sie: „Wir feiern jedes negative Ergebnis mit ihm.“
Tests führen trotz Freiwilligkeit zu zwei Lagern
Ganz anders geht es Nathalie Henning. Sie möchte ihr fünfjähriges Kind nicht testen. „In dieser Pandemie läuft so vieles durch Erwachsene schief, ich sehe keinen Grund darin, meinem Kind jetzt diese Tests zuzumuten.“ Trotz der Freiwilligkeit führten die Tests schon jetzt zu zwei Lagern. Wer sein Kind nicht testen wolle, müsse sich rechtfertigen. „Mein Kind hat allgemein Angst vor medizinischen Behandlungen, auch ein Pflaster oder Hustensaft führen oft schon zu Tränen“, sagt sie. Sie fürchtet zudem, sie könnte ihr Kind beim Abstrich verletzen: „Ich habe keine medizinische Ausbildung und habe Sorge, dass ich das Stäbchen zu tief in die Nase einführe.“
Befürworter und Gegner der Tests für Kita-Kinder bilden nach einer Umfrage der Zentralelternvertretung zwei große Gruppen. So sprachen sich von 4000 Befragten 56 Prozent für Tests und 44 Prozent dagegen aus.
Unterdessen konkretisiert die Bildungsbehörde das Verfahren. Eltern werden laut Behördensprecherin Annette Kemp gebeten, ihr Kita-Kind jeweils montags und donnerstags zu testen. Dafür sollen sie ein Teststäbchen etwa ein bis zwei Zentimeter tief in jedes Nasenloch stecken und dort drehen. Ein Info-Schreiben für Eltern inklusive Anleitung mit Bildern ist in Arbeit. Eltern sollen die Kinder morgens zu Hause testen. Wer den Test vergessen habe, könne sein Kind ausnahmsweise in der Kita testen, so Kemp.
Von Vertretern des Kita-Personals und der Opposition erhalten die Tests Zuspruch. „Wir begrüßen den Plan absolut, das dient nicht nur dem Schutz der Beschäftigten, sondern auch dem Schutz der Kinder und Eltern“, sagt Jörn Kroppach von der Gewerkschaft Verdi. „Das Testen ist ein Akt der Solidarität.“
Die CDU-Fraktion befürwortet auch für Kita-Kinder eine Testpflicht. „Wir brauchen die Tests, die Inzidenzen gehen hoch, und die Mutationen betreffen Kinder genauso wie Erwachsene“, sagt die CDU-Abgeordnete Sandra Ahrens. „Wenn die Kinder nicht geschützt sind, kommt das Virus in die Familien, und dann geht es rund.“
Der aktuelle Lagebericht der Gesundheitssenatorin für die Bürgerschaft zeigt, dass die Inzidenzen im Land Bremen gerade bei Kindern und Jugendlichen steigen. Für die Altersgruppe der Null- bis 19-Jährigen erhöhte sich die Inzidenz innerhalb der zwei Wochen vor Ostern von über 50 auf über 150. In der vergangenen Woche lag sie in dieser Altersgruppe bei 200.
Eilanträge gegen Test- und Maskenpflicht
Beim Verwaltungsgericht Bremen sind mehrere Eilanträge von Eltern gegen die Test- und Maskenpflicht an Schulen eingegangen. Das bestätigte das Gericht dem WESER-KURIER auf Nachfrage. Drei Eilanträge richteten sich gegen die in der Bremer Corona-Verordnung enthaltene Pflicht zu Corona-Schnelltests an Schulen, ein Antrag gegen die Maskenpflicht. Einen weiteren Eilantrag gegen die Maskenpflicht hat das Verwaltungsgericht an das Oberverwaltungsgericht verwiesen. Der Senat hat Tests für alle Schüler beschlossen und ein negatives Testergebnis zur Voraussetzung für die Teilnahme am Präsenzunterricht gemacht. Zudem müssen Grundschüler nun bei einer Inzidenz von über 100 Masken tragen.