Gegen den Habenhauser FV läuft es richtig gut für die SV Hemelingen: Einem 6:0-Erfolg am letzten Spieltag der Bremen-Liga ließ das Team von Feyhat und Günter Tuncel am Wochenende einen 4:0-Sieg im Bremer Lottopokal folgen. Der Einzug ins Viertelfinale dieses Wettbewerbs und die nunmehr 13 Punkte aus sieben Ligaspielen schaffen die Startschwierigkeiten des Vizemeisters der Vorsaison allerdings nicht aus der Welt. Die neben dem OSC Bremerhaven als Topfavorit gehandelten Hemelinger belegen derzeit nur den vierten Platz der Bremen-Liga, und die Bilanz der sieben Punktspiele (4-1-2) muss als durchwachsen gelten. „Dass alles gut ist, würde ich nicht sagen“, meint denn auch Feyhat Tuncel.
Der SVH-Trainer bezieht sich dabei natürlich nicht auf die jüngsten Erfolge. Es geht ihm vielmehr um eine Phase, die nun bereits ein paar Wochen zurückliegt. Zunächst war dem Team angesichts der Siege über den ESC Geestemünde (4:1), bei der SG Aumund-Vegesack (3:1) und gegen den SC Vahr-Blockdiek (3:0) ein starker Auftakt in die laufende Saison gelungen. Aber dann: Bei der BTS Neustadt kassierte die SV Hemelingen eine glatte 1:5-Niederlage, gegen Vatan Sport kam sie nicht über ein 2:2 hinaus, und schließlich ging auch das Spitzenspiel gegen den OSC mit 1:2 verloren. Die Pleite im Duell mit dem vermeintlich größten Rivalen dieser Spielzeit war noch das kleinste Problem. „Das war ein absolut geiles Spiel, und wir waren in der zweiten Halbzeit die klar bessere Mannschaft“, erinnert sich Günter Tuncel. Eine so enge Partie gegen den aktuellen Spitzenreiter der Bremen-Liga kann schon mal mit einer unglücklichen Niederlage beendet werden, ohne die Stimmung zu trüben.
Ein Team im Umbruch
Für die anderen Pleiten, insbesondere das desaströse 1:5 bei der BTS, galt das allerdings nicht. „Man kann in der Neustadt verlieren, aber nicht in dieser Höhe“, findet Feyhat Tuncel. Als besonders ärgerlich empfand der Trainer, dass der Gegner drei Standardtore erzielte, obwohl man doch ausdrücklich auf diese Stärke hingewiesen hatte. „Und wir haben das extra noch trainiert, bei der BTS ist ja die Hälfte der Mannschaft über 1,90 Meter groß“, so Feyhat Tuncel. Andererseits lässt sich aus diesem „Missverständnis“ zwischen Mannschaft und Trainerteam auch ganz gut ableiten, woran es zumindest vor einiger Zeit noch gehapert hatte: Hinter dem Team liegt ein Umbruch, und so ging mancher Automatismus verloren.
„Viele denken, wir müssen Meister werden – aber so einfach ist das nicht“, betont Günter Tuncel. Angesichts von „13 Abgängen und 14 Neuen“ benötigte die SVH nämlich erst einmal ein bisschen Zeit. „Da ist so eine Phase normal“, findet Günter Tuncel. Er erinnert an die Vorsaison, als das Team am vierten Spieltag auch mit 1:4 in Blumenthal verloren hatte. Die Hemelinger mussten sich also auch in dieser Spielzeit erst einmal finden. Schließlich galt es den ein oder anderen Spieler zu ersetzen.
Ganz oben auf der Liste der Verluste taucht dabei immer wieder der Name von Salem Nouwame auf. Der zu Eintracht Braunschweig II gewechselte Außenbahnspieler galt nämlich als einer der besten Vorbereiter der Bremen-Liga. „Er fehlte an allen Ecken und Enden“, sagt Feyhat Tuncel, und Günter Tuncel bestätigt: „Unser Spiel war auf ihn ausgelegt.“ Da Nouwame erst Ende Juli dem Lockruf der Braunschweiger folgte, war auch nicht so leicht ein gleichwertiger Ersatz zu finden. Dagegen hatte der Abgang von Ole Laabs und Daniel Janke zum TB Uphusen ziemlich früh festgestanden. Mit dem Duo ging eine ganze Menge Erfahrung verloren. „Sie haben sportlich kein so großes Loch gerissen, aber sie haben dirigiert“, findet Feyhat Tuncel. Sein Bruder Günter fasst zusammen, was ohne die Routiniers für die SVH gilt: „Wir haben jetzt eine sehr junge Mannschaft.“
Dabei war in Kerem Sahan ein mit Regionalliga-Erfahrung versehener Spieler verpflichtet worden. Nur kassierte der 28-Jährige ausgerechnet beim 1:5 in der Neustadt eine Rote Karte, die ihn zu einer Pause zwang. „Die Lücke hat man gemerkt“, so Günter Tuncel. Nun hat Sahan seine Sperre allerdings abgesessen und konnte bereits beim wohltuenden Pokalerfolg gegen Habenhausen mitwirken.
Nach zwei Siegen und zehn Toren gegen den zuvor keineswegs enttäuschenden Aufsteiger spricht wohl eine ganze Menge dafür, dass die SV Hemelingen ihre Durststrecke überwunden hat. Die Trainer sind davon jedenfalls überzeugt. „Ich denke, dass wir wieder in der Spur sind“, sagt Feyhat Tuncel, und sein Bruder sieht das Team ebenfalls auf dem richtigen Weg. Unter Strich, da ist sich Günter Tuncel sicher, verfüge die aktuelle Mannschaft zudem mindestens über die Qualität des letztjährigen Aufgebots. „Und wir sind viel flexibler und laufstärker als im letzten Jahr“, so der SVH-Trainer.
Im Titelrennen hilft den Hemelingern nun womöglich, dass auch der OSC beim 2:4 im Derby gegen den ESC Geestemünde bereits drei Punkte verlor. Der Tabellenführer sammelte also 18 Zähler in sieben Partien. Ihm folgen im Brinkumer SV (16) und Geestemünde (15) zwei Mannschaften, die logischerweise auch schon Federn lassen mussten. Es geht eng zu an der Spitze, und einen absoluten Überflieger gibt es offenbar nicht. „Keiner wird durch die Liga marschieren“, sagt Günter Tuncel – und erkennt darin durchaus einen angenehmen Aspekt: „Für die Zuschauer ist das nicht so schlecht.“