Sport verbindet, das ist allseits bekannt. In Deutschland ist der Mannschaftssport Nummer eins Fußball, in den USA ist es seit je her American Football. Seit einigen Jahren wird der amerikanische Vollkontaktsport auch hierzulande immer beliebter, die National Football League (NFL) hat unlängst einige ihrer Spiele aus der Regular Season nach Frankfurt oder München verlegt. Erst im November vergangenen Jahres spielten in der Allianz Arena die Carolina Panthers gegen die New York Giants vor ausverkauftem Haus.
Zudem versammeln sich immer mehr deutsche Fans nachts vor dem Fernseher, um den Super Bowl (das Endspiel der NFL) live zu schauen – am 9. Februar ist es wieder so weit, wenn die Kansas City Chiefs in New Orleans gegen die Philadelphia Eagles um die begehrte Vince Lombardi Trophy (den Siegerpokal) kämpfen. Auch auf deutschen Sportplätzen wird immer öfter American Football gespielt. In Bremen gibt es sogar gleich mehrere Vereine. Profitieren sie vom aktuellen Football-Boom? Der WESER-KURIER gibt eine Übersicht.
Union Bremen Bulls
Die Union Bremen Bulls sind aus einer Universitätsmannschaft entstanden und haben sich 2017 als Abteilung dem FC Union 60 angeschlossen, entsprechend beheimatet sind die Bulls am Jürgensdeich. Seit 2023 startet die Herrenmannschaft in der Verbandsliga Nord, dort landete das Team in der vergangenen Spielzeit auf Rang drei. "Wir sind aktuell bei circa 100 Mitgliedern", berichtet Michaela Berner, erste Vorsitzende und Teammanagerin. Sie hat in den vergangenen Jahren ein deutlich gestiegenes Interesse an den Angeboten der Bulls festgestellt: "Wir bemerken das insbesondere an den zunehmenden Zuschauerzahlen und am deutlichen Zuwachs sowohl im Herren- als auch im Jugendbereich", sagt Berner.
Dadurch, dass viele NFL-Spiele mittlerweile im deutschen Free-TV gezeigt würden, würden immer mehr Menschen auf den Sport aufmerksam, sagt Berner. "Die Vermarktung ist ebenfalls viel größer geworden, mit Gesichtern, die aus dem deutschen Football kommen wie beispielsweise Patrick Esume", erklärt sie weiter. Patrick Esume ist ein ehemaliger Football-Spieler und Trainer aus Hamburg, der mittlerweile als Experte die NFL-Spiele bei RTL kommentiert und wesentlich zur Popularität des Sports in Deutschland beigetragen hat. Berner nennt aber noch einen weiteren Faktor: "Da Flag-Football bei dem kommenden Olympischen Spielen in Los Angeles mit ins Programm aufgenommen wurde, wollen das vor allem viele Kinder und Jugendliche jetzt ausprobieren."
Flag-Football ist eine kontaktlose Variante des American Footballs, bei der jeglicher Körperkontakt verboten ist. Statt den Gegner anzugreifen oder zu blocken, wird ihm eine der beiden Flaggen aus dem Gürtel gezogen und so der Spielzug gestoppt. "Das ist ein perfekter Einstieg für die Jüngsten, die dann nicht selten zur Tackle-Variante wechseln, wenn sie älter werden", so Michaela Berner.
Seit 2022 gehen für die Union Bremen Bulls also auch Jugendmannschaften in den Altersklassen U15-Flag und U16-Tackle an den Start. Seit 2024 nehmen die Bulls auch mit einer U19-Tackle-Mannschaft am Ligabetrieb teil.
ASC Bremen Firebirds
Die Firebirds sind der älteste Football-Verein in der Hansestadt. Seit rund 33 Jahren tacklen, fumblen und receiven Bremer Football-Begeisterte bei den Teams aus dem Bremer Osten. "Wir können bei den Firebirds auf eine lange Geschichte zurückblicken", sagt Yannic Hanschen. Er leitet als Headcoach die U16-Spielgemeinschaft Firebulls, die aus den Jugendteams der Firebirds und der Union Bremen Bulls gebildet wurde. Der ehemalige Defense-Spieler engagiert sich auch als Schiedsrichter, spielt aber selbst verletzungsbedingt nicht mehr aktiv. Das ginge bei den Firebirds auch aktuell gar nicht, denn das Herrenteam, das zuvor in der Oberliga gespielt hat, konnte in den vergangenen drei Jahren nicht mehr am Liga-Betrieb teilnehmen.
Das hat laut Yannic Hanschen vor allem einen Grund: Während der Corona-Pandemie sei der komplette Jugendbereich weggebrochen, erzählt er. Dadurch seien keine eigens ausgebildeten Jugendspieler in das Herrenteam nachgerückt, aber vermehrt Spieler ausgeschieden. "Wir konnten dann in der Oberliga nicht mehr melden", sagt Hanschen.
Es gebe zwar im Moment kein Herrenteam, dafür floriere aber der Jugendbereich: Die Firebirds haben mittlerweile wieder zwei aktive Jugendmannschaften, eine U16-Tackle-Mannschaft und eine U13-Flag-Football-Mannschaft. "Diese Mannschaften erfreuen sich eines sehr guten Zulaufs", sagt Yannic Hanschen. Das liege seiner Meinung nach vor allem an dem besonderen Gemeinschaftsgefühl im American Football. Aber auch die gegründete European League of Football (ELF), in deren Rahmen im vergangenen Jahr im Weserstadion das Spiel zwischen den Hamburg Seadevils und den Paris Musketeers ausgetragen wurde, spielt dabei offenbar eine Rolle. "Der Sport geht dadurch in Bremen mehr und mehr in die breite Masse", so Yannic Hanschen. Das sollte man als Verein nutzen, findet er.
1. AFC Bremen Venom
Sie sind Pionierinnen auf ihrem Gebiet, insbesondere in Deutschland: der 1. AFC Bremen Venom. Der Verein ist deutschlandweit der erste reine American Football Klub für Frauen und hat sich auf die Fahne geschrieben, Frauen-Football im Norden groß zu machen. In diesem Jahr starten die "Giftschlangen", wie sich die Spielerinnen frei übersetzt nennen, in ihre vierte Saison. Zuvor waren sie eine Abteilung der Ritterhude Batchers.

Die Spielerinnen des 1. AFC Bremen Venom wollen den Aufstieg in die 1. Liga schaffen.
Seit der Gründung 2021 ging es rasant bergauf für das Team: In 2024 konnten sie sich sogar bis auf den zweiten Platz der zweiten deutschen Frauen-Liga, die GFL 2 Women Gruppe Nord, vorkämpfen. Erst im Viertelfinale der Play-offs wurden sie gestoppt. "Wir zählen aktuell rund 65 Mitglieder", berichtet der zweite Vorsitzende Daniel Kallen und fügt hinzu: "Tendenz steigend." Denn auch im Frauenbereich steige das Interesse an dem Sport enorm, sagt er. Um der Nachfrage gerecht zu werden, haben die Venoms jetzt den nächsten Entwicklungsschritt vollzogen und sind von ihrem bisherigen Standort in Lilienthal nach Bremen-Blumenthal umgezogen. "Football hat sich von einer absoluten Randsportart zu einem etablierten Sport in Deutschland entwickelt", stellt auch Kallen fest.
Obwohl das Team einen Kader von rund 35 Spielerinnen umfasst, brauchen die Venoms noch weitere Aktive, denn sie wollen künftig in der ersten Liga mitmischen und dort wird Elf gegen Elf gespielt. Deshalb veranstaltet der Verein passend zum Super Bowl am 9. Februar von 11 bis 13 Uhr ein Try out, also eine Sichtung von neuen Spielerinnen. Interessierte Frauen können zum Gelände der Constructor University in Grohn (Campus Ring 1, 28759 Bremen) kommen, Vorerfahrungen sind nicht zwingend nötig.
Bremerhaven Seahawks
Zum American Football und Cheerleading Verband Nord gehörten neben den genannten Vereinen auch die Bremerhaven Seahwaks. Das Seestädter Herrenteam ist nach dem Zwangsabstieg 2022 in die Verbandsliga und zwei Aufstiegen in Folge zurück in der American-Football-Regionalliga. Die Footballer, die dem OSC Bremerhaven angehören, haben dabei von der guten Jugendarbeit im Verein profitiert: Die Seahawks haben neben der Herren- auch noch eine U13-, U16- und U19-Mannschaft.