Christian Gerken und sein Team haben immer wieder Konzepte für ein Hallenbad in Blumenthal überarbeitet, weil sie immer wieder neue Anforderungen zu erfüllen hatten. Jetzt, nachdem die Fliegerhalle im Kämmerei-Quartier abgebrannt ist, in der die Schwimmbecken hineinsollten, hat sich so viel verändert wie noch nie – und sind die Laienplaner dabei, einen weiteren Entwurf zu entwickeln. Es soll ihr letzter sein. In der nächsten Woche will das Bundesbauministerium sagen, ob es die zugesagten zehn Millionen Euro auch dann gibt, wenn keine Halle mehr da ist, die zur Schwimmhalle umgebaut werden könnte.
Der Termin steht seit Wochen fest: Montag, 9. September, 16 Uhr. Dann beginnt für die Badplaner eine Videoschalte, die beides sein kann – das Ende des Projektes oder der Anfang seiner finalen Etappe. Das Gespräch mit Entscheidern des Berliner Ministeriums ist kurz nach dem Feuer in der Fliegerhalle vereinbart worden. Gerken, Unternehmensberater und Chef der Schwimmsparte der Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack, hat die Verhandlungspartner darüber informiert, was passiert ist – und vorher seine Mitstreiter gefragt, wie sie die Sache sehen: aufgeben oder weitermachen? Seitdem wird unter Zeitdruck an einem Konzept für einen Neubau gearbeitet, in dem Elemente aus dem inzwischen abgerissenen Altbau integriert sind.
Vor drei Jahren, als Gerken das Projekt zum ersten Mal den Blumenthaler Beiratsfraktionen vorgestellt hat, war das Team noch ein Zweier-Team. Heute sind sie fast zu zehnt, die bauen wollen, was sonst eigentlich die öffentliche Hand baut. Und die davon überzeugt sind, dass der Bremer Norden mehr Trainings- und Übungszeiten braucht und damit mehr Hallen. Damals sprach der Vegesacker Schwimmchef von immer länger werdenden Wartelisten für Kinder, die in einen Kursus wollen. Und davon, dass viele Grundschüler nicht sicher im Wasser sind. Für ihn ist das noch immer so. Und deshalb notwendig, dass gegengesteuert wird. Auch von einem Verein wie der Sportgemeinschaft, wenn es nicht anders geht.

Das Bad als Computerentwurf: So sollte die Fliegerhalle zur Schwimmhalle umgebaut werden.
Und damit der zum Bauträger werden kann, ist nicht nur das Team mit der Zeit größer geworden, sondern auch die Zahl der Stunden gestiegen, die sich jedes Teammitglied mit dem Projekt beschäftigt. Anfangs, sagt Vereinsfunktionär Gerken, haben sich alle sporadisch ausgetauscht, nun sprechen sie regelmäßig miteinander. Und arbeitet jeder nicht wie früher zwei Stunden in der Woche daran, dass der Plan von einer Schwimmhalle für Blumenthal nach Möglichkeit aufgeht, sondern mittlerweile zwei Stunden täglich. Um mit dem Pensum an Auflagen und Anfragen der Behörden mithalten zu können, hat der Unternehmer nach eigenem Angaben irgendwann seine Mitarbeiterin zur bezahlten Projektmitstreiterin gemacht.
Alle im Team haben längst eine feste Aufgabe. Es gibt jemanden, der speziell für Angelegenheiten des Brandschutzes zuständig ist. Jemanden für die Hallentechnik. Für die Finanzen. Die Architektenentwürfe. Die Projektplaner haben nicht nur mehrseitige Business- und Hallenpläne erstellt und mehrmals an wechselnde Bedingungen angepasst, sondern zuletzt auch ein Konzept ausgearbeitet, wie die laufenden Betriebskosten gedeckt werden könnten. Gerken sagt, dass das Schwimmbad – Stand heute – zu 80 Prozent ausgelastet wäre. Dass Vereine, Initiativen, Gruppen, Kitas und Schulen gefragt wurden und von einigen die Rückmeldung noch nicht in den Terminplan für die Becken und Bahnen eingetragen ist.
Aber in dieser Woche noch eingetragen wird. Am Donnerstag, spätestens am Freitag soll das Bauministerium alle Unterlagen bekommen, damit es zum Wochenende jedes Detail schwarz auf weiß hat, um über die Millionen für einen Neubau zu entscheiden, die ursprünglich für den Umbau eines Altbaus bestimmt waren. Es gibt Politiker, die haben sich nach dem Brand gleich klar positioniert. Politiker wie der Bundestagsabgeordnete Uwe Schmidt (SPD) zum Beispiel, der findet, dass die Planer das Geld bekommen müssen, weil es ihnen zugesagt worden ist. Es gibt aber auch Stimmen aus Behörden, denen zufolge der Zuschuss aus Berlin für andere Projekte in Bremen verwendet werden könnte. So wie es in einer Vorlage gestanden hat.
Gerken hat sie gelesen. Er bedauert diese Haltung. Wie er auch anderes bedauert, was in den vergangenen Jahren passiert ist. Etwa die allgemeine Streichung von Fördermitteln der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Etwa die gestiegenen Baukosten in der Branche. Etwa der Fachkräftemangel und die Schwierigkeiten, schnell Handwerker zu finden. Trotzdem wollen er und sein Team das Projekt. Wie sehr, haben sie mit dem neuen Konzept gezeigt, dass nun das Ministerium bekommt – und nach ihm, wenn es sein Okay geben sollte, die Bank. Die Sportgemeinschaft braucht einen Kredit, um das Vorhaben finanzieren zu können. Zuletzt war das Badprojekt ein 16-Millionen-Projekt.

Plant seit Jahren eine Schwimmhalle für Blumenthal: Christian Gerken.