Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Bahrplate in Blumenthal Gedenkstätte als Grillplatz

Manche entsorgen ihren Abfall beim Mahnmal auf der Bahrsplate, andere ihre Grillkohle. Eine Gruppe Blumenthaler will, dass jetzt mehr passiert als bisher, um die Gedenkstätte sauberer zu halten.
31.05.2022, 18:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Gedenkstätte als Grillplatz
Von Christian Weth

Gerd-Rolf Rosenberger und seine beiden Helfer haben schon vieles gefunden: Zigarettenkippen, aufgerissene Chipstüten, Schokoladenpapier, Schnapsflaschen, gebrauchte FFP2-Masken. Und weil sie der Meinung sind, dass dieser Müll in die Tonne gehört und nicht auf das Grundstück eines Mahnmals, räumen sie ihn weg. Einmal die Woche. Seit fünf Jahren. Doch jetzt wollen Rosenberger und andere Blumenthaler, dass mehr passiert als bisher, damit die Gedenkstätte auf der Bahrsplate sauberer bleibt – und nicht immer wieder zum Grillplatz wird.

Neulich haben sie mal wieder zu dritt entsorgt, was sie häufiger entsorgen, wenn die Tage wärmer werden: Hinter dem sogenannten Stein der Hoffnung hatte irgendjemand Grillkohle geschüttet. Die Abfälle sind nicht das Einzige, was die ehrenamtlichen Saubermacher kritisieren. In einer E-Mail an das Ortsamt ist auch von Schäden an der Gedenkplatte die Rede. Und davon, dass Blumengestecke, die in Erinnerung an belgische und französische Häftlinge des früheren Blumenthaler Konzentrationslagers niedergelegt werden, in die Büsche geschmissen werden.

Das Schreiben an die Verwaltung ist von Rosenberger und fünf weiteren Blumenthalern unterzeichnet worden. Sie fordern, dass Verbots- und Gebotsschilder aufgestellt werden. Dass das Rauchen am Mahnmal untersagt wird – und das Grillen gleich mit. Außerdem wollen sie, dass die Tafeln jedem unmissverständlich klarmachen, wo er sich aufhält: eben nicht mehr auf der Grünanlage Bahrsplate, auf der Picknick und Ballspielen erlaubt sind, sondern auf dem Grundstück der Gedenkstätte, auf dem an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert wird.

Lesen Sie auch

Und sie erwarten, dass die städtischen Gärtner regelmäßig das Grün beim Mahnmal pflegen. Das, meinen Rosenberger und die anderen Unterzeichner, muss genauso gewährleistet werden, wie das Instandhalten der Gedenksteine und -tafeln. Eigentlich. Ihnen zufolge fällt es den belgischen und französischen Delegationen auf, die immer wieder zur Bahrsplate kommen, wie schlecht der Zustand des Mahnmals an der Weser ist – obwohl es von den ehrenamtlichen Helfern aus Blumenthal vor jedem Besuch noch mal extra gereinigt wird. So gut es eben geht.

Ortsamtsleiter Oliver Fröhlich weiß, was Rosenberger und seine Helfer leisten. Dass sie einmal in der Woche die Gedenkstätte sauber machen – und damit genauso häufig, wie die Umweltwächter auf der Bahrsplate unterwegs sind. Die Männer sollen im Auftrag der Senatskanzlei nicht nur den Müll der anderen aufheben, sondern zugleich mit denen reden, die den Müll einfach liegen lassen. Auch der Blumenthaler Verwaltungschef spricht immer wieder Leute an, die sich auf der Grünanlage und beim Mahnmal nicht so verhalten, wie man sich verhalten sollte.

Darum kann Fröhlich verstehen, dass jetzt Verbots- und Gebotsschilder gefordert werden. Nur weiß er nicht, ob sie tatsächlich den Effekt haben werden, den sich Rosenberger und seine Mitstreiter versprechen. Der Ortsamtsleiter kann sich vorstellen, dass es eventuell mehr bringt, wenn auch mehr Menschen als bisher auf die Gedenkstätte achten. Wenn zum Beispiel nicht nur die Umweltwächter und die Mitarbeiter des Umweltbetriebs in noch kürzeren Abständen beim Mahnmal im Einsatz sind, sondern auch die Kräfte des städtischen Ordnungsdienstes.

Über das Schreiben von Rosenberger und den anderen Unterzeichnern will Fröhlich so diskutieren lassen, wie es die Absender erwarten: zeitnah. Nach Angaben des Ortsamtsleiters sollen deren Forderungen, die zugleich ein Bürgerantrag sind, auf der Tagesordnung zur nächsten Sitzung der Beiratsfraktionen stehen. Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Parteien mit dem Zustand des Mahnmals beschäftigen. Zuletzt hatten sie Geld bewilligt, um Gedenkschriften säubern zu lassen: von Hakenkreuzen, die jemand mit einen Edding-Stift hinterlassen hatte.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)