Erst hat der Beirat zugestimmt, jetzt die Baudeputation: Das frühere Blumenthaler Rathaus soll zu einem Quartierszentrum oder Quartiershaus umgestaltet werden. Da haben sich die Planer noch nicht festgelegt. Anders als beim Tempo für das Großprojekt. Schnell muss es gehen. Noch in der nächsten Woche soll Gebäudeverwalter Immobilien Bremen den Auftrag bekommen, die weiteren Planung voranzubringen. Es geht um Millionen, die zu einem festen Zeitpunkt ausgegeben sein müssen – wenn sie nicht verfallen sollen.
Hanna Augustin und ihr Team haben den Zuschuss eingeworben. Die Stadtumbauplanerin hat sich bei einem Programm des Bundes beworben, das nationale Projekte fördert – und im Juli so viel Geld zugesprochen bekommen wie keine andere Stadt in diesem Jahr: sechs Millionen Euro. Die Mitarbeiterin der Baubehörde sagt, dass diese Summe reichen würde, um den ehemaligen Verwaltungssitz an der Landrat-Christians-Straße umzubauen. Eigentlich wollen Ressort und Politik aber mehr. Dass nämlich das 114 Jahre alte Gebäude auch einen Anbau bekommt, um mehrere Angebote von Behörden zu ermöglichen und einen neuen Standort für die Stadtbibliothek. Was nach Augustins Rechnung alles zusammen 15,5 Millionen Euro kosten würde.
Dass die Deputation in dieser Woche die Planungsmittel bewilligt hat, damit gleich in der nächsten von Immobilien Bremen die Planung vorangetrieben werden kann, hat mit einer Vorgabe für den zugesagten Sechs-Millionen-Zuschuss des Bundes zu tun. Das Berliner Bauministerium will, dass das Geld bis Ende 2028 ausgegeben wird. So sagt das Planerin Augustin. Und auch, dass diese Frist bei einem Projekt von dieser Größe und mit so vielen Entscheidungsträgern, die ein Wort mitzureden haben, ausgesprochen kurz ist. So kurz, dass ihr zufolge jetzt Eile geboten ist, wenn der Rathausplan aufgehen soll. Ihr zufolge muss das Gebäude in vier Jahren zwar nicht fertig umgebaut, aber bis dahin deutlich zu sehen sein, dass es dabei ist, sich zu verändern.

Auch wenn seit Jahren darüber gesprochen wird, den Leerstand im früheren Rathaus zu beenden, gibt es laut Augustin nach wie vor viel abzustimmen – mit vielen: der Denkmalpflege und jeder einzelnen Behörde, die signalisiert hat, ein Angebot im Altbau zu schaffen. Inzwischen werden zwar Zahlen genannt, welches Ressort auf wie viele Quadratmeter kommen könnte. Allerdings ist nicht hundertprozentig sicher, ob aus den Absichtserklärungen auch Zusagen werden. Was für die Planer die Sache nicht einfacher macht. Augustin sagt, wie es ist: Dass es erst ein konkretes Konzept geben kann, wenn auch die Behörden konkret geworden sind. In der Vorlage werden Soziales, Gesundheit, Bildung, Kultur und Inneres genannt. Die Chefplanerin hofft, dass sie sich zügig festlegen.
Oliver Fröhlich weiß um den Druck der Konzeptentwickler, schlecht findet der Ortsamtsleiter den Zeitstempel des Bundes trotzdem nicht. Er meint, dass es nur gut sein kann, dass sich so schnell wie möglich etwas im Stadtteilzentrum tut. Zumal immer wieder gesagt wurde, als es zum Sanierungsgebiet erklärt worden ist, dass es ungefähr 15 Jahre dauern kann, bis alle Vorhaben abgeschlossen sind, die den alten Ortskern voranbringen sollen. Darum hat er sich nach eigenem Bekunden gefreut, dass es jetzt so etwas wie ein absehbareres Datum gibt. Und darüber, dass die Deputation die erste Tranche des Planungsetats – unterm Strich geht es um 1,95 Millionen Euro – freigegeben hat, sodass die Entwicklung eines Projektes weitergehen kann, das er für elementar hält.
Und nicht nur er. Der Umbau des Rathauses zum Quartierszentrum oder Quartiershaus ist für die Planer so wichtig, dass sie die Sanierungsziele für gefährdet halten, wenn er nicht kommt. Architekten, die im Juni einen ersten Entwurf vorstellten, wie alles werden könnte, sprachen von einer Scharnierfunktion des Gebäudes. Für sie verbindet es den alten Ortskern mit dem neuen Campus im Kämmerei-Quartier.
