Der Vorstand des Farger Vereins für Turn und Tanz hat über sein Sporthallenprojekt im Kämmerei-Quartier immer wieder gesprochen: mit Bankberatern, Architekten, Behördenvertretern, Ingenieuren, Politikern – jetzt ist noch jemand dazugekommen, der vorher nicht auf der Liste stand. Bauunternehmer Jan-Gerd Kröger könnte zum Partner der Sportler bei dem Millionenvorhaben werden. Und sich zugleich der Standort des Gebäudes ändern.
Im April hat der Rönnebecker Firmenchef zum ersten Mal öffentlich erklärt, sich vorstellen zu können, bei dem Großprojekt einzusteigen. Und dabei einen Part zu übernehmen, der den Turnern und Tänzern bisher Schwierigkeiten bereitet hat: die Mehrzweckhalle überhaupt finanziert zu bekommen. Die steigenden Preise in der Baubranche haben auch dieses Vorhaben immer wieder teurer gemacht. Anfangs ging es noch um 4,7 Millionen, dann um 7,4 Millionen – und inzwischen geht es noch mal um rund 1,1 Millionen Euro mehr.
Die Sportler finden es gut, dass sich Kröger eine Partnerschaft vorstellen kann. Auch sie können das inzwischen. Wie die Zusammenarbeit aussehen könnte, wollen sie mit ihm in weiteren Gesprächen klären. Das hat der Vorstand des Farger Vereins jetzt angekündigt. Wie es auf Firmenseite heißt, könnte es am Ende ähnlich laufen wie bei anderen Projekten des Unternehmens. Etwa wie beim Büro- und Geschäftskomplex am Bahnhof, bei dem Kröger sowohl Investor als auch Bauträger war. Und nun als Eigentümer die Etagen vermietet.
Nur dass im Fall der Turnhalle eben jemand anderes zum Ankermieter würde als das Gesundheitsamt und die Sparkasse wie am Bahnhof. Beim Kämmerei-Projekt wäre das voraussichtlich der Verein plus Bildungsressort. Beide sind längst Vertragspartner. Die Sportler haben das Gebäude nämlich für viele geplant: für andere Vereine einerseits und für Klassen und Kitas anderseits. Darum sieht das Nutzerkonzept auch eine Zweiteilung vor. Morgens Schüler und Kindergartenkinder, nachmittags und abends Vereinssportler.
Ob alles genau so bleibt, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. So lange soll es nach Krögers Einschätzung dauern, bis er alles geprüft hat: die Absprachen zwischen Verein und Behörde, aber auch zwischen Verein und Architekten, die mittlerweile zwei Entwürfe für die Halle vorgelegt haben. Erste Treffen mit Vertretern des Bildungs- und des Bauressorts gab es inzwischen, demnächst sollen weitere folgen. Zum Beispiel mit Entscheidern der Wirtschaftsförderung, die seit Jahren ein Grundstück für die Sporthalle reserviert halten.
Es könnte sein, dass sie das vergeblich gemacht haben. Die Fläche am Rand des Kämmerei-Geländes ist aus Sicht von Stadtplanern zwar gut, ein anderer Standort aber besser: auf dem geplanten Schulcampus im Zentrum des Quartiers. Der ist schon einmal in Erwägung gezogen, aber vom Verein schnell verworfen worden, weil er bedeutet, dass nicht einfach so gebaut werden kann, sondern nach historischem Vorbild. Schließlich stehen dort denkmalgeschützte Gebäude. Was das Vorhaben noch mal teurer macht.

Jan-Gerd Kröger
Das ist immer noch so. Nur jetzt ist etwas Entscheidendes anders. Nun könnte es Zuschüsse geben. Weil das Blumenthaler Zentrum mittlerweile ein Sanierungsgebiet und das Kämmerei-Quartier ein Fördergebiet ist, können für Projekte an beiden Standorten sogenannte Fördermittel des Städtebaus beantragt werden. So wie es für den Umbau des früheren Sortiergebäudes der Kämmerei zur Berufsschule schon gemacht wurde, für die Umgestaltung des Rathauses noch gemacht werden soll und für die Turnhalle ebenfalls eine Option wäre.
Außer ums Geld geht es bei einem Standortwechsel auch um kürzere Wege. Die Turnhalle wäre in unmittelbarer Nachbarschaft zu den geplanten Schulgebäuden auf dem Campus und könnte von den rund 4000 Schülern, mit denen gerechnet wird, mitgenutzt werden. Der Vereinsvorstand hat nach eigenem Bekunden nichts dagegen, wenn das Bauprojekt umziehen würde. Er hat schon häufiger erklärt, nichts unversucht zu lassen, damit das Vorhaben kommt. Fast fünf Jahre ist es her, dass die Sportler angekündigt haben, eine Turnhalle bauen zu wollen.