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Polizeirevier Blumenthal Abschied mal zwei

Revierleiter Hartmut Cassens und Kontaktpolizist Andreas Böhme haben viele Dienstjahre gemeinsam verbracht. Jetzt gehen die Blumenthaler Beamten auch gemeinsam in den Ruhestand.
25.02.2022, 17:15 Uhr
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Abschied mal zwei
Von Christian Weth

Hartmut Cassens und Andreas Böhme kennen sich gut. Das merkt man gleich. Kommt der eine mal nicht auf Anhieb auf ein Datum oder einen Ort, springt der andere sofort ein. Beide haben nicht nur über Jahre auf derselben Dienststelle gearbeitet, sondern auch zeitweise in derselben Schicht. Und jetzt hören sie gemeinsam auf – Cassens als Revierleiter, Böhme als Kontaktpolizist. Ihr Arbeitsbereich ist zwar unterschiedlich, ihre Bilanz für Blumenthal aber nicht.

Die beiden Hauptkommissare sind so bekannt wie die Postboten und Streetworker im Quartier. Auch sie sind regelmäßig unterwegs. Cassans quasi überall im Stadtteil, Böhme vor allem im alten Ortskern. Der eine oft, der andere ständig. Böhme sagt, dass es ihm immer wieder passiert: an der Supermarktkasse, auf dem Weg nach Hause, beim Überqueren der Straße – selbst ohne Uniform weiß man, wer er ist. "Hallo, Herr Böhme!" Auch Cassens geht das so. Er kennt die Leute in den einzelnen Ortsteilen. Und viele kennen ihn. Tagt der Beirat, ist er immer dabei.

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Der Revierleiter ist 62, der Kontaktpolizist 64. Cassens kommt auf vierzigeinhalb Dienstjahre, Böhme auf sechsundvierzig Komma fünf. Beide waren auf so vielen Positionen und in so vielen Abteilungen, dass sie manchmal überlegen müssen, wo sie in welcher Funktion wann waren. Böhme gehörte wiederholt zum Spezialeinsatzkommando, arbeitete mal in Vegesack, dann wieder in Blumenthal. Cassens zählte mehrfach zum Leitungsstab, in Findorff ebenso wie in Vegesack. Seit sieben Jahren ist er Revierchef – und Böhme doppelt so lange Kontaktpolizist.

Beide sagen, den Wandel des Stadtteils nicht bloß verfolgt, sondern miterlebt zu haben. Sie wissen noch, wie es war, als in den Hallen der Woll-Kämmerei gearbeitet wurde. Als sich in der Mühlenstraße die Geschäfte reihten. Und das Revier woanders war als jetzt: nicht am Heidbleek, sondern an der Landrat-Christians-Straße. Cassens sagt, dass sie damals im alten Rathaus auf 50 Beamte gekommen waren und später, als sie vom Stadtteilzentrum in Richtung Lüssum umzogen, auf ein gutes Dutzend. Im Moment sind sie zu sechst auf der Blumenthaler Dienststelle.

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Und am Dienstag nur noch zu viert. Dann sind Cassens und Böhme weg. Wer für sie kommt, kann Thomas Kötteritzsch nicht sagen. Der Referatsleiter weiß nur, dass das Auswahlverfahren begonnen hat und er ab nächster Woche nicht nur das Vegesacker Revier leitet, sondern auch das Blumenthaler – kommissarisch. Eben so lange, bis ein Ersatz für Cassens gefunden ist. Nach seinen Worten wird das Revier also nicht führungslos sein und der Zentrumsbereich von Böhme auch nicht unbesetzt. Ein Kollege wird seine Tour durchs Stadtteilzentrum übernehmen.

Er und Cassens hätten gerne ihre Nachfolger eingearbeitet. Beide glauben, dass das den Einstieg für die Neuen leichter gemacht hätte. Böhme sagt, so oft in den Mietblocks an der George-Albrecht-Straße gewesen zu sein, dass ihm inzwischen die meisten Wohnungen offen stehen. Cassens redet ähnlich. Etwa davon, einen so engen Kontakt zu Stadtteilpolitikern aufgebaut zu haben, dass er mittlerweile einen Großteil der Quartiersprojekte kennt, die noch kommen. Für beide ist Blumenthal kein Brennpunkt, sondern ein Gebiet mit Problemen und Potenzialen.

Und eines, in dem die Beamten genau dasselbe registrieren wie anderswo auch: Dass es nicht mehr so viel zählt wie früher, wenn Polizisten zu einem Einsatzort kommen. Böhme spricht von Respekt, der ihm und seinen Kollegen noch vor Jahren entgegengebracht wurde, und er sich heute legitimieren muss, wenn er etwa einen Streit schlichten will. Cassens nickt. Beide kündigen an, sich im Ruhestand weiterhin zu engagieren – der eine für Kinder, der andere für die Kirche. Und dass sie in Verbindung bleiben. Es trennt sie nur die Weser: Böhme wohnt in Motzen, Cassens in Rekum.

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