Bodo Freimuth hat gewusst, dass Fundamentstützen im Boden sind. Nur nicht, dass es so große sind. Und so viele. Der Baggerfahrer steht vor Betonbrocken, die mehrere Meter in die Höhe ragen. Alle haben einen Stahlträger als Kern. Alle wiegen mehrere Tonnen. Sieben hat Freimuth bisher an der Lüssumer Heide aus der Erde geholt und etwa 30 müssen noch rausgeholt werden. Seit Juli ist er dabei, Platz für Projekte zu schaffen, die das Quartier voranbringen sollen – und das leere Parkdeck im Fördergebiet abzureißen. Inzwischen ist Halbzeit auf der Baustelle.
Die Anwohner können es vom Balkon aus sehen: Die Hälfte des grauen Betonkomplexes ist weg. Macht ungefähr 1750 Tonnen Bauschutt. Noch einmal die gleiche Menge soll in den nächsten Wochen nach und nach abtransportiert werden. Zusammen sind das rund 200 Lastwagenladungen. So hat es Projektleiter Jörg Windler ausgerechnet. Ohne ahnen zu können, was Baggerfahrer Freimuth später bei den Abrissarbeiten im Boden finden wird. Die Dimensionen und die Zahl der tonnenschweren Fundamentstützen, sagt der Architekt, waren in keinem Plan verzeichnet.
Windler arbeitet für die Wohnungsbaugesellschaft Gewoba. Der Abriss ist ihr Projekt, weil die Stellplätze zu den Mietshäusern gehören, die das städtische Unternehmen vom Immobilienkonzern Vonovia gekauft hat. Vor drei Jahren war das. Seither sind fünf von sieben Wohnblöcken modernisiert worden. An zwei Gebäuden stehen die Gerüste noch. Und werden nach Schätzung des Planers noch Monate stehen bleiben, ehe alle Arbeiten abgeschlossen sind. So viel Zeit bleibt Baggerfahrer Freimuth dagegen nicht mehr. Bis Mitte September soll das Parkdeck weg und ein Provisorium geschaffen sein.
Ab nächster Woche wird er sich die Baustelle an der Lüssumer Heide mit anderen teilen. Handwerker sollen innerhalb von einer Woche aus der einen Hälfte des 2000 Quadratmeter großen Parkdeckgeländes eine Schotterfläche zum Parken machen. Projektleiter Windler spricht von 35 Stellplätzen. Und davon, dass sie etwa zwei Jahre bleiben werden, ehe der finale Entwurf für das Grundstück umgesetzt wird. Der Gewoba-Planer zeigt eine Skizze, auf der das Areal gesplittet ist: rechts eine Grünanlage mit Streetballplatz und Bänken, rechts ein Bereich mit Parkplätzen in der Mitte und Carports sowie Garagen am Rand.
Windler sagt, dass der Plan noch ein vorläufiger Plan ist. Und dass er in den nächsten Wochen abgestimmt wird, um ihn anschließend den Bewohnern vorstellen zu können. Im Grunde setzt die Gewoba um, was die Anlieger gefordert haben: mehr Grün, weniger Stellflächen für Autos. Das Parkdeck kam auf 180 Plätze, die neu gestaltete Gelände wird am Ende auf nicht mal halb so viele kommen. Mehr braucht es nach Rechnung der Planer nicht. Das Parkdeck war nie voll. Auch deshalb nicht, weil die obere Etage des zweigeschossigen Komplexes wegen technischer Mängel vor Jahren gesperrt werden musste.
Wann den Anwohnern und Stadtteilpolitikern im Detail erläutert wird, wie alles werden soll, kann Windler im Moment nicht sagen – dafür aber, bis wann das Gelände umgestaltet sein soll: 2026. Zu tun gibt es für die Gewoba im Lüssumer Quartier allerdings noch länger. Der Architekt geht davon aus, dass die Arbeiten an den Mietshäusern bis 2028 andauern werden. Bisher ist es um neue Balkone, Fenster, Türen, Fassaden und Dächer gegangen, später wird es auch um neue Eingänge gehen. Weil sie bei Starkregen immer wieder volllaufen, soll das abschüssige Niveau der Außenbereiche flacher werden.
Laut Windler loten Ingenieure der Wohnungsbaugesellschaft gerade aus, welches Verfahren und welche Variante die beste ist. Mit einer Entscheidung rechnet er in den nächsten Monaten. Mit der Folge, dass nach seinen Worten noch unklar ist, wie viel die Gewoba für die Arbeiten an den Gebäuden im Quartier unterm Strich ausgeben wird. Und weil auch der Plan für den Platz des Parkdecks bisher nur ein vorläufiger ist, gilt das ihm zufolge ebenso für dessen Umbaukosten. Eine Summe nennt der Architekt trotzdem. Sie lautet 300.000 Euro – und steht für den Betrag, der bisher für den Abriss einkalkuliert ist.