Seit zwei Jahren gibt es einen Plan, der nach und nach abgearbeitet wird, um Lüssum-Bockhorn und speziell das Quartier um die Lüssumer Heide voranzubringen – jetzt ist das nächste Projekt gestartet: Der Abriss des seit Langem kaum genutzten Parkdecks am Ende des Wohnviertels hat in dieser Woche begonnen. Welche Arbeiten in dem Blumenthaler Fördergebiet inzwischen abgehakt sind, welche gerade laufen und welche noch kommen. Das Millionenvorhaben im Überblick.
Parken: Anwohner haben immer wieder gesagt, dass die zweigeschossige Stellplatzanlage an der Lüssumer Heide wegkann. Nun kommt sie weg. Baggerfahrer Lukas Lücking hat am Donnerstagnachmittag die tonnenschwere Abrisszange in Position gebracht – und Haus-der-Zukunft-Chefin Heike Binne die ersten Betonbrocken abgekniffen. Acht Wochen wird es dauern, bis das Parkdeck kleingemacht ist. Architekt Jörg Windler spricht von 3500 Tonnen Bauschutt, die anfallen werden. Von rund 200 Lastwagenladungen, die notwendig sind, um alles fortzuschaffen. Und davon, dass sich Baggerfahrer Lücking erst in die Mitte des Betonbaus vorarbeiten wird, um es dann von innen nach außen abzureißen. Wie viel der Abriss kosten wird, sagt der Gebäudemanager nicht.
Windler arbeitet für die Wohnungsbaugesellschaft Gewoba. Der Abriss ist ihr Projekt, weil die Stellplätze zu den umliegenden Mietshäusern gehören, die das städtische Unternehmen vom Wohnungskonzern Vonovia gekauft hat. Für Gewoba-Vorstand Christian Jaeger sind die Baggerarbeiten ein Meilenstein, um das Quartier weiterentwickeln zu können. Auch Ortsamtsleiter Oliver Fröhlich redet so. Der Chef der Stadtteilverwaltung sagt, dass die Fläche der Stellplatzanlage bisher eine verschwendete Fläche war, weil im Parkdeck kaum geparkt wurde. Und zum Teil auch nicht geparkt werden durfte. Die obere Etage des zweigeschossigen Betonkomplexes ist seit Langem gesperrt. Gutachter haben technische Mängel festgestellt. Das Parkdeck ist 1973 gebaut worden.

Die Zufahrt zum Parkdeck: Acht Wochen wird es dauern, bis es weg ist.
Verkehr: Weniger Autos, mehr Grün – so wollen es die Bewohner, und so wird es auch gemacht. Mit dem Parkdeck werden 179 Stellplätze wegfallen und nicht mal halb so viele neu entstehen: 80. Ein Teil der knapp 2000 Quadratmeter großen Parkdeckfläche wird bepflanzt und dem sogenannten Grünen Band zugeschlagen, ein anderer zu einem ebenerdigen und offenen Parkplatz mit Carports plus Garagen umgestaltet. So kündigt es Gewoba-Mitarbeiter Windler an. Und auch, dass das Quartier autofreier werden soll, als es bisher ist. Damit weniger Fahrzeuge hineinfahren, sind am Anfang der Lüssumer Heide sowohl Car- als auch Bike-Sharing-Stationen geplant. Sie sind zugleich der Ausgleich dafür, dass es künftig weniger Parkplätze bei den Wohngebäuden gibt.
Wohnen: Erst wurden die Mietshäuser auf der einen Seite der Lüssumer Heide energetisch saniert, jetzt kommen die auf der anderen Seite der Straße dran. Momentan sind zwei Wohnkomplexe eingerüstet. Quartiersmanager Ömer Kaya sagt, dass alles neu gemacht wird: Türen, Fenster, Balkone, Dächer. Nach seiner Rechnung waren die Handwerker inzwischen in fünf von sieben Gebäuden, die von der Gewoba gekauft wurden. Es ist quasi die erste Sanierungsrunde der Arbeiter. Die zweite wird nach Kayas Worten gerade geplant. Weil die Eingänge der Mehrparteienhäuser bei Starkregen immer wieder volllaufen, sollen die Türbereiche umgestaltet werden – und die umliegenden Außenzonen gleich mit. Das abschüssige Niveau der Rasenflächen soll flacher werden.

Eingerüstetes Mietshaus: Manche Gebäude wurden inzwischen energetisch saniert, andere werden es jetzt.
224 Wohnungen hat die Gewoba vor drei Jahren im Quartier an der Lüssumer Heide übernommen. Damals standen viele von ihnen leer. Anders als heute. Quartiersmanager Kaya steht auf dem Bürgersteig und zeigt auf alle Mietshäuser um ihn herum: Nirgendwo, meint er, ist noch eine Wohnung frei. Das Interesse an ihnen ist so groß, dass der Sozialarbeiter häufiger gefragt wird, ob er von jemandem weiß, der ausziehen will – und inzwischen eine Warteliste angelegt wurde. Ihm zufolge gibt es sie, seit die Wohnungsbaugesellschaft angefangen hat, die ersten Gebäude zu modernisieren. Es ist nicht das Einzige, was sich laut Kaya mit den Arbeiten der Gewoba verändert hat. Er hat beobachtet, dass die Leute jetzt mehr aufeinander achten und weniger Müll liegen bleibt.
Grünanlagen: Es gibt Plätze im Quartier, auf denen so wenig Sitzbänke stehen, dass sie nur als Durchgänge genutzt werden – und Spielflächen mit so viel Platz, dass die eine Schaukel und die eine Rutsche, die auf ihr stehen, verloren wirken. Die Planer wollen das ändern. Einige Bereiche zwischen den Häusern wurden inzwischen verändert, jetzt sollen die nächsten folgen. Quartiersmanager Kaya erzählt von einem Treffen, bei dem die Landschaftsplaner erklärt haben, dass sie noch an Konzepten arbeiten. Er hofft, dass sie bald im Detail vorgestellt werden. Auch Gewoba-Vorstand Jaeger macht das. In seiner Rede zum Auftakt des Parkdeck-Abrisses wird die Architektin fürs Grün mehrmals erwähnt.

Platz ohne Bänke: Die Grünanlagen zwischen den Häusern sollen umgestaltet werden.
Sport: Es ist eines der größten Projekte im Entwicklungskonzept für den Ortsteil: Er soll eine Mehrzweckhalle bekommen. Ursprünglich war ihr Standort auf dem Gelände des Parkdecks angedacht. Mittlerweile favorisieren die Planer ein anderes Grundstück – ein 12.000-Quadratmeter-Areal zwischen Kreinsloger und Ermlandstraße. Auch deshalb, weil es näher bei den Oberschulen an der Egge und Lehmhorster Straße liegt, die das Sportgebäude mitnutzen sollen. Wegen seiner Dimensionen wird das Vorhaben eines der letzten im 25-Millionen-Euro-Förderprogramm von Land und Bund sein. Einen Termin für den Baustart gibt es noch nicht. Planer gehen davon aus, dass es bis 2028 dauern wird, ehe alle Projekte abgeschlossen sind, die Lüssum voranbringen sollen.