Marßel. Es gibt vieles, was den Bewohnerinnen und Bewohnern in Marßel gefällt. Anderes ist ihrer Ansicht nach nicht gut und sollte verbessert werden. Familienfreundlich ist der Ortsteil und verkehrlich gut angebunden, finden die Marßeler. Der Helsingborger Platz als unschöner Ort mitten im Zentrum, fehlende Freizeitangebote sowie eine Müll- und Rattenproblematik nennen sie als negative Punkte, die verbessert werden müssten. Mit 185 Menschen haben Studentinnen und Studenten der Hochschule Bremen im November und Dezember gesprochen. Die angehenden Sozialarbeiter klingelten an zahlreichen Türen und sprachen die Menschen auf der Straße an, um Interviews mit ihnen zu führen.
Was für die Studentinnen und Studenten im dritten Semester eine interessante und hilfreiche praktische Erfahrung in ihrem Studium "Soziale Arbeit" war, ist für die Akteure vor Ort, allen voran Quartiersmanagerin Katharina Fischer, eine wichtige Unterstützung. Denn die Ergebnisse der Befragung bieten einen wichtigen Ansatz für ihre Arbeit im Quartier. Fischer hatte die Hochschule deshalb auch kontaktiert und angeregt, die Menschen in Marßel zu befragen.
35 Studenten waren beteiligt
Studentin Sandra Wischhusen stellte gemeinsam mit Giuseppina Schulz und Saskia Barbe vor, was die Interviews ergeben haben. Die 35 beteiligten Studentinnen und Studenten hatten für die Befragung acht Teams gebildet und sich dann nach Straßenzügen aufgeteilt. "Einige Antworten enthalten beide Aspekte, positive und negative", erläuterte Wischhusen. So werden beispielsweise die vielen Spielplätze positiv hervorgehoben. Gleichzeitig bemängeln die Bewohner aber deren schlechten Zustand.
Marßel sei grün und ruhig, vielfältig und multikulturell, habe eine gute Lage und Einkaufsmöglichkeiten vor Ort, loben die Bewohner. Auch das Ärztehaus und die gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr gefällt den Marßelern. Man müsse nicht unbedingt ein Auto besitzen, wenn man hier wohnt, sagen einige. Andere, die einen Wagen haben, sehen den Vorteil der guten Autobahnanbindung. Familien sind der Ansicht, dass die Vernetzung von Kita und Schule im Ort sehr gut ist. Insgesamt sei Marßel familienfreundlich und biete viele Grünflächen, die sich eignen, um sich zu treffen.
"Viele Menschen leben schon lange in Marßel und fühlen sich sehr wohl", sagte Wischhusen. Die Wohnbedingungen empfinden viele Bewohnerinnen und Bewohner als gut. "Mehrere Bewohner haben die Modernisierung der Gebäude und Wohnungen gelobt. Das waren vor allem Mieter der Gewoba", betonte die Studentin. Die Angebote von Nachbarschaftshaus, Kirchengemeinden, Atib Moschee und Sportgemeinschaft Marßel gefällt den Bewohnern. Gelobt wird auch die hilfsbereite Nachbarschaft, die Vernetzung älterer Menschen, das internationale Speiseangebot und gute Integrationsangebote.
Auf der negativen Seite gibt es jedoch auch zahlreiche Punkte. So wünschen sich die Autofahrer mehr Parkplätze. "Das ist uns auch aufgefallen, dass es ziemlich wenig Parkmöglichkeiten gibt und deshalb häufig falsch geparkt wird", sagte Wischhusen. Zahlreiche Baustellen, die zu Behinderungen führen, der schlechte Zustand von Radwegen und zum Teil ungepflegte Grünflächen werden ebenfalls bemängelt. Jugendliche wünschen sich mehr Möglichkeiten zum sicheren Fußball spielen. "Das ist auf den Grünflächen offenbar verboten, wurde uns erzählt", sagte Wischhusen.
Die Stader Landstraße wird als Trennung im Ortsteil und gefährlich für Kinder wahrgenommen. Das hohe Verkehrsaufkommen sorge zudem für Lärm, finden die Bewohner. Für ein geringes Sicherheitsgefühl sorgen suchtkranke Menschen auf Spielplätzen, die Situation auf dem Helsingborger Platz und Kriminalität wie Diebstähle von Fahrrädern und Gartenmöbeln. Mieter der Brebau und der Vonovia beklagen sich über Schimmel und einen angeblichen Sanierungsstau.

Blick auf die Buswendeschleife und den Helsingborger Platz in Marßel. Die Bewohnerinnen und Bewohner haben viele Ideen und Wünsche für ihr Quartier.
Mehr Freizeitangebote, Cafés oder Kneipen, Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum und Kitaplätze wünschen sich die Marßeler. Und sie beklagen einen fehlenden Zusammenhalt in der Nachbarschaft, insbesondere zwischen den Bewohnern der Reihenhaussiedlung und der Wohnblöcke. Schließlich werden die Schließung der Sparkassen-Filiale und die sogenannten Elterntaxis vor der Schule kritisiert.
Ideen für positive Veränderungen im Ortsteil haben die Marßeler auch: Sie wünschen sich, dass der Helsingborger Platz grüner wird und in einen Marktplatz mit Sitzmöglichkeiten verwandelt wird. Auch eine Neubelebung der dortigen Ladenzeile steht auf der Wunschliste – am liebsten mit einer Metzgerei, einem Bäcker, Blumenladen und einer Eisdiele.
Gemeinschaftsprojekte, die den Zusammenhalt im Ort erhöhen würden, beispielsweise zum Thema Umweltschutz oder auf Spielplätzen, wo Holz- oder Baumhäuser gebaut werden könnten, sind weitere Ideen. Und es besteht der Wunsch nach weiteren Angeboten: für ältere Menschen, interkulturelle Angebote und mehrsprachige Hilfsangebote sowie der Ausbau der Deutschkurse am Wochenende. Die Liste wird ergänzt durch einfach zu erreichende Wünsche wie "freundlicherer Umgang miteinander", "mehr Rücksicht untereinander" und "Verbesserung der Nachbarschaftsbeziehungen" sowie ziemlich illusorischen Wünschen, zu denen "größere Wohnungen mit mehr Zimmern" und nicht zuletzt ein Schwimmbad gehören.